Banner Textschnipsel Vier Pfoten für ein Weihnachtswunder

 

Meine Newsletter-Abonnenten kommen ja immer mal wieder in den Genuss besonderer Vorteile. Diesmal, passend zu meiner Aktion “Weihnachten im Juli” oder auch “Christmas in July” durften sie exklusiv bereits vorab den ersten Textschnipsel aus Vier Pfoten für ein Weihnachtswunder lesen. Aber nun gibt es ihn für auch alle auch noch einmal hier im Blog.

Ihr lernt hier in einem Ausschnitt aus dem 1. Kapitel Lizzy, die kleine Westie-Dame, kennen und natürlich Laura, um die sich der Roman diesmal dreht.

Ich wünsche euch viel Vergnügen!

Hm, also mal sehen: Die Haustür steht offen, weil Elke irgendwelche komischen Sachen hereingetragen hat. Das Gartentörchen ebenfalls, wahrscheinlich, weil Elkes Auto direkt davor parkt und sie die Sachen damit hergebracht hat. Eigentlich soll ich ja nicht raus, wenn niemand dabei ist, aber mein Frauchen Margit ist vom Einkaufen noch nicht zurück und ich musste doch mal so schrecklich dringend. Ich übe zwar schon fleißig, es einzuhalten, weil die Menschen gar nicht glücklich sind, wenn man ihnen auf den Teppich oder in einen Schuh macht, aber hey, ich bin doch noch klein. Gerade mal sieben, jawohl, sieben Monate auf der Erde. Da kann doch wirklich niemand verlangen, dass ich es länger als zwei Stunden aushalte, bis jemand mit mir rausgeht, oder? ODER? Eben.
Außerdem muss ich zugeben, dass mich plötzlich die Neugier gepackt hat, als ich das offene Törchen gesehen habe. Es ist immer so aufregend, wenn Frauchen oder jemand anders aus der Familie mit mir da hindurch geht, um einen Spaziergang zu machen. Da gibt es so viel zu entdecken und zu schnüffeln und manchmal trifft man auch andere Hunde. Bloß vor den Autos muss ich mich in acht nehmen. Frauchen hat immer große Angst, dass eines davon mich überfahren könnte, und so ganz geheuer sind diese riesigen rollenden Dinger mir auch nicht. Ich fahre zwar ganz gerne mit ihnen mit, das ist spaßig, aber wenn ich mir vorstelle, dass eines davon auf mich zukommt … Nein, das macht mir eindeutig zu viel Angst. Deshalb passe ich immer ganz doll auf, dass ich ihnen nicht zu nahe komme, wenn sie in Bewegung sind.
Bei uns hier draußen fahren allerdings gar nicht so viele Autos, da ist die Gefahr überschaubar. Wenn Frauchen mich mit in die Stadt nimmt, sieht das schon ganz anders aus. Da fahren so viele von diesen rumpelnden Gefährten, und manche sind geradezu so riesig, dass mir schon mal richtig angst und bange werden kann.
Nun ja, wie gesagt, hier draußen bei uns ist das nicht so schlimm, deshalb habe ich mich einfach mal getraut, mich ein Stückchen vom Haus zu entfernen und den spannenden Spuren zu folgen, die andere Hunde überall hinterlassen haben. Aber jetzt ist es schon ganz dunkel geworden und es regnet. Warum ist mir das nicht eher aufgefallen? Ein ziemlich kalter Wind weht auch, und es ist total ungemütlich und ich weiß, ehrlich gesagt, nicht mehr, wo ich bin. Irgendwo im Wald, so viel ist mal sicher, aber es ist so finster und ich finde meine eigene Spur nicht mehr, weil der Regen sie weggewaschen hat. Ich bin sowieso noch nicht so richtig gut im Fährtenfinden. Wie gesagt, ich bin noch ganz klein. 
Also was mache ich denn jetzt? Einfach so lange weiterlaufen, bis ich einen Menschen finde, der mich zurück nach Hause bringt? Ja, ich glaube, das mache ich, denn dann wird mir wenigstens nicht so schrecklich kalt.
Das Problem ist, dass hier gar kein Weg mehr ist. Irgendwann scheine ich davon abgekommen zu sein, und jetzt muss ich durch nasses, piksendes Gestrüpp kriechen. Das gefällt mir gar nicht, und irgendwie habe ich jetzt auch ein bisschen Angst. Was, wenn dieser Wald hier nie aufhört und ich niemals wieder einen Menschen zu Gesicht kriege? Muss ich dann etwa verhungern? Ich bin so allein! Kann mir nicht jemand helfen? BITTE!
Mist, mein Bellen hört doch bei dem Wind auch niemand. Was mache ich denn nur?
Halt, was ist das? Habe ich da etwa den Hauch von Abgasen in die Nase bekommen? Dann ist hier irgendwo ein Auto. Und wo ein Auto ist, da ist auch eine Straße und dann sind da hoffentlich auch Menschen. Ja, ich glaube, ich wittere Menschen. Aber wo? Irgendwo da hinten? Oh ja, ich glaube da ist ein Lichtschimmer. Ein Haus! Sehr gut, da muss ich hin, aber schnell.

***

Nach einem langen Blick auf die bleischweren Koffer entschied Laura, es lieber doch erst einmal mit dem schlechten Wetter aufzunehmen und den Kleinkram von der Rückbank zu holen. Der Regen hatte etwas nachgelassen und es tröpfelte nun wieder nur noch leicht.
Also eilte Laura zu ihrem Auto, öffnete die hintere Tür auf der Beifahrerseite und zerrte den unhandlichen Karton hervor, in dem sie ihre Büroutensilien und Steuerunterlagen verstaut hatte. Warum sie Letztere überhaupt mitgebracht hatte, fragte sie sich mit zusammengebissenen Zähnen beim Schleppen. Um diese Jahreszeit würde sie sie doch sowieso noch nicht benötigen. Aber sie hatte wichtige Unterlagen immer gerne in Reichweite und sie wollte nichts Wichtiges mehr in Köln wissen. Ihr Leben sollte sich dort nicht mehr abspielen und auch nichts davon mehr in ihrer Wohnung lagern. Deshalb hatte es ja so lange gedauert, bis sie sich entschieden hatte, worauf sie für eine Weile verzichten konnte, wenn sie es in der Wohnung zurückließ.
Am Ende war es nicht viel gewesen, das sie nicht mitgenommen hatte. Ihr Geschirr, Gläser, Töpfe und Pfannen zum Beispiel. Sie kochte sowieso nicht allzu oft, weil ihr die Zeit dazu fehlte, und die Küche in der Hütte war ja bereits voll ausgestattet. Das einzige, was ihr in diesem Metier zuverlässig gelang, waren Aufbackbrötchen aus dem Supermarkt, und das auch nur, wenn sie nicht vergaß, die Eieruhr zu stellen. Deshalb hatte sie die auch noch schnell als letztes mit in den Karton geworfen. Man konnte ja nie wissen.
Alle ihre Möbel waren ebenfalls in Köln geblieben, und ihre wenigen Grünpflanzen hatte sie Angelique geschenkt. Ihre Abendkleider wollte sie nicht mehr tragen, die würde sie bei Gelegenheit bei eBay verkaufen. Wenn es hier Abendveranstaltungen gab, konnte sie sich etwas Neues anschaffen. Deshalb waren auch etliche ihrer Schuhe und Handtaschen zurückgeblieben. Auch ihre DVD-Sammlung hätte sie beinahe dort gelassen und es dann doch nicht übers Herz gebracht. Auch auf ihre Bücher konnte Laura nicht verzichten. Die hatte sie dem SUV dann doch nicht zumuten wollen und sie deshalb zu Paketen verpackt und per Post hierher geschickt. Vermutlich würden sie am kommenden Montag hier eintreffen. Alles andere steckte in Taschen und Kartons, die sich, ineinander verkeilt, auf der Rückbank und dem Beifahrersitz zusammendrängten. Eine Menge Zeug, aber am Ende doch nicht so viel, wie sie gedacht hatte. Sie mistete regelmäßig aus, deshalb gab es in ihrem Leben kaum überflüssige Dinge.
Die Kiste mit den Bürosachen knallte unsanft auf den Fußboden. Laura war versucht, ihr einen wütenden Tritt zu versetzen, stattdessen eilte sie rasch zurück zum Auto und zog den nächsten Karton zu sich heran.
Ein seltsames Geräusch hinter ihr ließ sie innehalten und sich umdrehen. Als sie den winzigen, vollkommen nassen weißen Hund zu ihren Füßen erblickte, erschrak sie dermaßen, dass sie zurückwich und beinahe rücklings in ihr Auto gefallen wäre. »Himmel!« Sie fasste sich an ihr heftig pochendes Herz. »Was ist das denn?«
Nicht was, sondern wer. Ich bin Lizzy. Hilfst du mir bitte, zu meinem Frauchen zurückzukehren? Mir ist so kalt und ich bin nass und habe Angst. Du siehst wie ein netter Mensch aus und ich weiß wirklich nicht mehr weiter.
Der Hund, es schien sich um einen dieser Westhighland White Terrier zu handeln, die Laura aus der Fernsehwerbung für ein teures Hundefutter kannte, stieß ein klägliches Fiepen aus, bellte kurz und wedelte dann heftig mit dem Schwanz. Er schien noch jung zu sein, denn selbst für diese Rasse war er recht klein.
»Was willst du denn hier?« Laura trat vorsichtig zur Seite, weil sie nicht wusste, ob das Tier beißen würde. »Geh mal schnell nach Hause.«
Das würde ich ja gerne, aber ich weiß nicht, wo ich lang muss. Bitte zeig mir den Weg oder sag meinem Frauchen Bescheid, dass sie mich holen kommen soll. Bitte, bitte!
Das erneute Fiepen ging in ein lautes Jammern über.
Lauras Herz zog sich mitfühlend zusammen. Suchend blickte sie sich um. »Bist du ganz allein hier unterwegs? Das kann doch gar nicht sein. Du gehörst doch bestimmt jemandem. Oder hat dich etwa so ein böser Mensch einfach hier draußen ausgesetzt?«
Was? Nein, ganz bestimmt nicht. Lizzy bellte empört. So was würde mein Frauchen niemals tun. Ich bin selbst schuld daran, dass ich mich verlaufen habe. Ich bin einfach losgesaust und habe nicht aufgepasst, wo ich hinlaufe. Und jetzt bin ich ganz allein.
Vorsichtig ging Laura in die Hocke, als der kleine Hund erneut jaulte. »Das ist ja so was von gemein! Wie kann man so etwas nur tun! So ein hilfloses winziges Wesen einfach hier draußen allein lassen. Solche Leute gehören eingesperrt!«
Nein, nein, du verstehst nicht. Mein Frauchen ist total lieb, deshalb will ich ja wieder zu ihr zurück. Und zu meiner ganzen Familie. Bitte hilf mir, ja?
Beinahe wäre Laura erneut zurückgewichen, als das Hündchen auf sie zu tappte und an ihrem Knie schnüffelte. »Ich hoffe, du beißt nicht.«
Was, ich? Nein, überhaupt nicht. Warum auch? Du bist doch nett. Hoffe ich jedenfalls.
Das Hündchen reizte Laura zum Lachen, als es versuchte, an ihr hochzukrabbeln. Gleichzeitig spürte sie aber die Nässe an ihrem Knie. »Igitt, du bist ja klitschnass!«
Sag ich doch. Und kalt. Ich will nach Hause!
»Nicht weinen.« Instinktiv streichelte Laura den Hund, als dieser wieder fiepte. »Weißt du was, ich nehme dich mal mit ins Haus und trockne dich ab, sonst erfrierst du mir am Ende noch.«
Gute Idee!
»Komm mal mit.« Laura erhob sich und klatschte leicht in die Hände. Als das Hündchen nur freudig mit dem Schwanz wedelte, runzelte sie die Stirn. »Mitkommen sollst du. Komm, komm!«
Kannst du mich nicht tragen? Ich werde so gerne getragen. Das Hündchen sprang an Laura hoch und hinterließ schlammige Pfotenabdrücke auf ihren dunkelblauen Hosenbeinen.
»Och nö, nicht doch.« Laura seufzte. »So wird das wohl nichts. Lässt du dich vielleicht tragen?«
Ja, ja, ja!
Wieder musste Laura kichern, weil das Tier ihr praktisch in die Arme hüpfte, als sie versuchte, es hochzuheben. »Na toll, jetzt sehe ich aus, als hätte ich beim Schlamm-Catchen mitgemacht. Mein guter Pullover.« Leicht frustriert zupfte sie an der feinen, hellblauen Wolle herum, musste sich dann aber ganz auf den Hund konzentrieren, der in ihren Armen zappelte und versuchte, ihr übers Gesicht zu lecken. »Halt, nicht so wild, sonst lasse ich dich noch fallen.«
Oh, entschuldige, natürlich. Ich halte still.
»So ist es besser.« Erleichtert eilte Laura in die Blockhütte zurück und warf die Tür hinter sich ins Schloss, damit der Hund nicht weglaufen konnte. Suchend sah sie sich um und entschied sich dann, das Tier nach oben ins Badezimmer zu bringen. Vorher zerrte sie noch ein Handtuch aus dem kleineren ihrer Koffer, weil sie nicht wusste, ob das Badezimmer ebenso gut ausgestattet war wie die Küche.
Sie stieß einen überraschten Laut aus, als sie das geräumige Badezimmer betrat. Zwar hatte sie auch von diesem Raum Fotos gesehen, aber vorhin nicht genauer hingesehen, nachdem sie erkannt hatte, wie die Aufteilung der Räume hier oben war. In Wirklichkeit wirkte es noch viel schöner als auf den Bildern. Cremeweiße Fliesen, unterbrochen von roten und gelben Mustern ließen das Bad hell und freundlich wirken. Es gab eine riesige, ergonomisch geschwungene Wanne mit diversen Sprudeldüsen, eine separate Dusche mit Regenkopf und einen breiten Waschtisch mit zwei Becken. Die Toilette war durch eine halbhohe Trennwand vor Blicken geschützt. LED-Spots, die wie ein Sternenhimmel in die Deckenpaneele eingebaut waren, ließen den Raum in warmem Licht erstrahlen. Das Dachfenster befand sich direkt über der Badewanne, sodass man, wie Laura vermutete, abends die Sterne betrachten konnte, während man sich im warmen Wasser aalte. Ein verlockender Gedanke, doch im Augenblick musste sie erst einmal dafür sorgen, dass ihr kleiner Findelhund versorgt wurde. Vorsichtig setzte sie ihn in der Wanne ab und begann, mit ihrem Handtuch sein Fell trockenzureiben.
Hach, tut das gut! Endlich nicht mehr so nass. Danke, danke, danke! Freudig leckte Lizzy über Lauras Hände.
»Warte mal, du hast ja ein Halsband mit einer Marke um und … Da ist ja auch ein Anhänger zum Öffnen!« Laura warf das Handtuch zur Seite und tastete nach der kleinen, ovalen Kapsel. »Wurdest du vielleicht doch nicht ausgesetzt, sondern bist einfach nur deinem Herrchen ausgebüxt?«
Ja, ähm, bin ich, also meinem Frauchen. Tut mir jetzt auch total leid, aber hey, woher sollte ich denn wissen, dass ich mich verlaufe und der Regen meine Spuren wegspült?
Laura schmunzelte, als der Hund – oder vielmehr die Hündin, wie sie mittlerweile festgestellt hatte – leise bellte und wieder heftig mit ihrer kleinen Rute wedelte. »Halt doch mal still, dann kann ich die Kapsel öffnen. Hoffentlich ist da die Adresse deiner Besitzer drin.«

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»Mit großen Gefühlen und einem Hund als Weihnachtsengel, sorgt Petra Schier für beste Unterhaltung an gemütlichen Winterabenden.« (Tanja Janz)

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Petra Schier
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Erscheint am 1. Oktober 2018

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