
Was tust du für dich, um Stress zu reduzieren, dich wohlzufühlen und im Alltagschaos zu dir selbst zu finden?
Die Selbstfürsorge bleibt, diese Erfahrung habe ich selbst gemacht, oft einfach auf der Strecke. Im Alltag sind wir meistens schon ganz “normal” im Stress. Wenn dann noch zusätzliche Ereignisse hinzukommen, die die Routine durcheinanderwirbeln, geraten wir schnell in eine Negativspirale und unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden bleiben auf der Strecke.
So ist es mir ergangen, als meine Mutter Mitte Januar einen leichten Schlaganfall erlitt. Seitdem ist mein Alltag vollständig verändert, weil ich mehrmals in der Woche zu ihr fahre, um Dinge für sie zu erledigen oder zu organisieren. Ganz zu schweigen von den drei Monaten, in denen sie in Krankenhäusern und Rehaeinrichtungen war, die bis zu 80 km von meinem Wohnort entfernt liegen. Diese Zeit war noch wesentlich anstrengender.
Zwar geht es ihr inzwischen wieder recht gut und sie trainiert täglich, um in absehbarer Zeit wieder richtig laufen und sich vollständig selbst versorgen und auch wieder um ihren Garten kümmern zu können, aber das dauert natürlich. Solche Dinge brauchen nun mal ihre Zeit.
Nun muss ich hinzufügen, dass ich in den beiden Jahren zuvor selbst auch schon sehr von Arbeit überlastet und gesundheitlich nicht ganz auf der Höhe war. Ich hatte mich in den beiden letzten Monaten des Jahres 2023 gerade soweit berappelt, dass ich zu einem neuen Rhythmus gefunden hatte, der mir insgesamt guttat. Nun ja, das war dann erst einmal komplett vergessen.
Auch hier im Blog ist es recht still geworden, obwohl ich so wahnsinnig viele Ideen für Artikel habe, die ich gerne mit euch teilen würde. Es geht aber leider im Moment noch nicht so, wie ich es gerne hätte. Erst einmal muss ich Schritt für Schritt wieder Oberwasser gewinnen und mich neu sortieren.
Ein ganz wichtiger Schritt wurde dabei auf den DELIA-Tagen in Bad Aibling angestoßen. Ihr wisst (wahrscheinlich), dass DELIA die Vereinigung deutschsprachiger Liebesromanautorinnen und -autoren ist, der ich schon seit 2008 angehöre und für die ich seit sehr langer Zeit auch den Vorsitz der beiden Jurys des DELIA-Literaturpreises übernommen habe.
Einmal im Jahr treffen sich die Mitglieder für ein verlängertes Wochenende in wechselnden Städten, um sich auszutauschen, die jährliche Mitgliederversammlung abzuhalten und eine gute Zeit zu haben. Dieses Jahr waren wir nun in Bayern zu Gast, in einem Hotel mit einem wunderbaren, großen Schwimmbad. Und das gab den Ausschlag.
Mein lange vernachlässigtes Element
Ich war in meiner Kindheit und Teenagerzeit eine regelrechte Wasserratte und zu jeder Jahreszeit mehrmals in der Woche im Schwimmbad anzutreffen. Das “wahre Leben” hat mich dann allerdings Jahrzehnte lang davon abgebracht. Zunächst bin ich mit 16 Jahren in einen anderen Landkreis gezogen (in dem ich jetzt noch lebe) und die Entfernung zum nächsten Schwimmbad war nicht mehr einfach mit dem Fahrrad zu bewältigen. Außerdem fehlten mir die Freundinnen, mit denen ich immer schwimmen ging. Die neuen waren nicht so versessen aufs Wasser wie ich. Allein war es aber auch nicht so toll. Dann wurde ich erwachsen, hatte immer weniger Zeit und irgendwie nicht den rechten Antrieb, doch wieder schwimmen zu gehen. Ich redete mir sogar ein, dass es nicht so wichtig sei, denn immerhin hatte ich dann spätestens seit unserem Hausbau einen eigenen Fitnessraum im Keller.
Die Jahre vergingen und wurden zu Jahrzehnten, in denen ich an zwei Händen abzählen kann, wann ich doch mal ins Schwimmbad gegangen bin.
Erst als ich in diesem Hotel mit Schwimmbad war – und ich hatte sogar die ganze Woche für mich als Auszeit gebucht – und dort täglich ein- oder zweimal zum schwimmen ging, habe ich gemerkt, wie sehr mir “mein Element”, das Wasser, gefehlt hat.
Ganz ehrlich? In dem Moment, als ich die allerersten Schwimmzüge tat, habe ich mich sogar gefragt, wie ich so bescheuert sein konnte, mein Element so lange vollständig zu vernachlässigen. Es fühlte sich an, als würde ich nach Hause kommen, wenn ihr versteht, was ich meine. Denn das Wasser ist mein Element, war es schon immer und wird es immer sein. Ich bin Sternzeichen Wassermann, was ja bekanntlich ein Luftzeichen ist, aber ich sage jetzt immer gerne scherzhaft dazu, mein Aszendent sei Wasserratte. ;-)
Diese Erkenntnis hat mich nach meiner Rückkehr nicht mehr losgelassen, und deshalb versuche ich nun, auch wenn es zeitlich nicht immer ganz einfach ist, doch wieder ein- oder zweimal die Woche ins Schwimmbad zu gehen und dort wunderbare anderthalb Stunden am Stück meine Bahnen zu ziehen. Da es in direkter Nähe bei uns nur Freibäder gibt (die Hallenbäder wurden entweder geschlossen oder sind der Flut zum Opfer gefallen, und es wird dauern, bis sie wiederaufgebaut sind), muss ich dazu jeweils ca. 40 km fahren (eine Strecke), aber ich bin an einem Punkt angelangt, wo mir meine körperliche und geistige Gesundheit wichtiger sind als der Spritpreis oder die Zeit, die ich im Auto verbringe. Immerhin habe ich so auch Gelegenheit, endlich mal wieder Hörbücher zu hören.
40 Kilometer sind ein sehr guter Abstand zum Leben.
Eine Leserin, die meinen Beitrag zu diesem Thema vor einigen Tagen auf Social Media las, kommentierte hierzu sinngemäß: 40 Kilometer sind ein sehr guter Abstand zum Leben. Diese Sichtweise hat mich ebenfalls berührt und zum Nachdenken gebracht, und ich bin geneigt, ihr zuzustimmen.
Schwimmen ist für mich nicht einfach nur Sport oder Bewegung, sondern regelrecht meditativ. Während ich meine Bahnen ziehe, ganz still für mich, beobachte ich ja im Grunde nur, was um mich herum passiert. Ich denke nicht über spezielle Dinge oder Probleme nach. Manchmal versuche ich es, aber es funktioniert nicht. Muss es auch gar nicht. Meine Gedanken treiben vor sich hin und manchmal habe ich sogar das Gefühl, als würde ich gar nicht denken. Und das ist genau das, was mein Kopf und meine Seele ganz offensichtlich dringend brauchen. Eine kleine Auszeit im Alltag, bei der niemand mich wirklich stört, außer vielleicht mal ein kurzes Gespräch mit jemandem, der die Bahn, auf der ich schwimme, mit mir teilt.
Dass Schwimmen abgesehen davon auch noch förderlich für Gesundheit, Ausdauer und Muskelaufbau ist, sehe ich als äußerst positiven Nebeneffekt. Schwimmen ist auch der einzige Sport, den ich nie überhabe oder zu dem ich mich je aufraffen müsste. Klar, ich habe mir eingeredet, ich bräuchte es nicht, aber einen Widerwillen dagegen habe ich noch nie verspürt, eher im Gegenteil.
Ich bin nie wirklich wahnsinnig gut oder schnell oder technisch perfekt in diesem Sport gewesen, das will ich auch gar nicht sein. Schwimmen ist für mich Lebensfreude, und vielleicht bin ich ja bald auch wieder fit genug, um mal wieder eine halbe Bahn zu tauchen oder einen eleganten Kopfsprung vom Bock zu wagen. *lach* Beides konnte ich früher ganz ausgezeichnet, wenn ich auch bei Wettkämpfen in der Schule kaum jemals unter den Gewinnerinnen war.
Wichtig ist für mich nur: Wenn ich einmal im Wasser bin, will ich fast gar nicht mehr heraus. Ein Zeichen, finde ich, dass diese neue Angewohnheit genau richtig für mich ist. Insbesondere, weil ich schon seit Jahren immer wieder mehr oder weniger kurz vor dem Burnout stand und nun endlich ein probates Gegenmittel gefunden habe.
Übrigens handelt es sich bei dem Schwimmbad, das ich jetzt wieder nutze, um genau dasselbe, in das ich als Kind und Jugendliche regelmäßig gegangen bin. Ein wenig Nostalgie schwingt dabei also auch immer mit.
Und nun noch mal meine Frage an dich: Was tust du für dich? Hast du vielleicht auch so ein Aha-Erlebnis gehabt? Ich bin gespannt!

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Petra Schier, Jahrgang 1978, lebt mit Mann und Hund in einer kleinen Gemeinde in der Eifel. Sie studierte Geschichte und Literatur und arbeitet seit 2003 als freie Autorin. Ihre historischen Romane erscheinen im Rowohlt Taschenbuch Verlag, ihre Weihnachtsromane bei Rütten & Loening sowie MIRA Taschenbuch.
Unter dem Pseudonym Mila Roth veröffentlicht die Autorin verlagsunabhängig verschiedene erfolgreiche Buchserien.
Petra Schier ist Mitglied in folgenden Autorenvereinigungen: DELIA, Syndikat, Autorenforum Montségur
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