In knapp zwei Wochen ist es soweit, mein wunderschöner Weihnachtsroman Vier Pfoten für ein Weihnachtswunder wird vom Verlag in die große weite Welt entlassen und ihr könnt ihn dann alle lesen. Ich bin ja schon so was von aufgeregt, das könnt ihr euch gar nicht vorstellen. Dabei ist es ganz egal, dass es schon der elfte Weihnachtsroman aus meiner Feder ist. Die Vorfreude auf eine Neuerscheinung nutzt sich niemals ab.
Einen allerletzten Textschnipsel möchte ich euch heute aber noch präsentieren. Wer mir auf Facebook folgt, wird den Anfang des Schnipsels vielleicht sogar erkennen, denn ich hatte ihn vor längerer Zeit schon mal auf meiner Autorinnen-Seite gepostet. Ich hoffe, der kleine Ausschnitt gefällt euch und bringt euch vielleicht sogar ein wenig zum Schmunzeln.
Aus dem 15. Kapitel
»Verflucht noch mal, nach links.«
»Ich bin schon so weit links, wie es geht.«
»Von mir aus gesehen links!«
»Also rechts. Sag das doch gleich.«
»Vorsicht. Autsch, willst du mich umbringen?«
»Halt einfach fest.«
»Alles noch mal zurück, das geht so nicht.«
»Bist du irre? Ich hieve das Mistding doch nicht noch mal komplett die Stufen runter. Das geht jetzt so, egal wie.«
Kopfschüttelnd und wider Willen fasziniert sah Laura den beiden Männern zu, die bereits seit einer Viertelstunde versuchten, die Kommode über die Wendeltreppe nach oben zu befördern. Sie saß auf der Couch, die sich selig rekelnde Lizzy auf dem Schoß, und schmunzelte vor sich hin. Bereits vor fünf Minuten hatte sie es aufgegeben, den Männern Hilfe anzubieten oder Ratschläge zu erteilen. Eigensinn, gepaart mit einer Überdosis Testosteron, hatte die Führung über die Geschehnisse übernommen, deshalb hielt sie sich lieber zurück.
Als die beiden Brüder eingetroffen waren – zu ihrer höchsten Überraschung in Begleitung einer vollkommen außer Rand und Band geratenen Lizzy –, hatte sie zunächst befürchtet, es könnte zwischen ihr und Justus nach den Geschehnissen des vergangenen Abends seltsam werden. Doch er hatte bisher weder auf den Kuss angespielt noch auch nur den Eindruck erweckt, als habe er dies noch vor. Fast so, als sei der Kuss gar nicht geschehen. Unwirklich.
Sie knabberte an ihrer Unterlippe. Wenn sie nicht die halbe Nacht deswegen wach gelegen hätte, hätte sie fast annehmen können, dass sie sich alles nur eingebildet hatte. Doch allein bei der Erinnerung an seine Lippen auf ihren erhöhte sich selbst jetzt noch ihr Puls, und in ihrer Magengrube sausten die Schmetterlinge wie betrunken umher.
Auch nachdem die Brüder nach einer weiteren halben Stunde endlich die Kommode in ihr Schlafzimmer verfrachtet, den Spiegel aufgehängt, den Esstisch und die Stühle hereingebracht und die ursprünglich zur Einrichtung gehörende Garnitur auf dem Pick-up verstaut hatten, machte Justus keinerlei Anstalten, ihr auch nur auf Armeslänge nahezukommen.
Keine Anspielung schlüpfte ihm über die Lippen, nicht einmal ein vielsagendes Zwinkern richtete er an sie.
Laura wusste nicht, ob sie darüber glücklich sein oder sich ärgern sollte. Eigentlich hätte sie dankbar sein müssen, dass er die Sache auf sich beruhen ließ, doch ihr eigensinniges Herz wollte sich damit nicht abfinden. Vergeblich bemühte sie sich, es zur Ordnung zu rufen, während sie den beiden Männern Kaffee anbot und dabei so tat, als sei alles ganz normal.
Sie hatte gerade die Kaffeesahne zurück in den Kühlschrank gestellt, als ihr Handy klingelte. Der Name der Anruferin im Display ließ sie kurz die Stirn runzeln. »Hallo Margit. Vermisst du Lizzy schon? Justus und Patrick sind leider jetzt gerade erst fertig geworden und trinken noch einen Kaffee. Die Pause haben sie sich redlich verdient. Ich dachte schon, sie schaffen es nie, die blöde Kommode nach oben zu bugsieren.«
»He, he, keine Negierung unserer Fähigkeiten!« Patrick grinste schief. »Wir haben uns nur beide fast das Kreuz verbogen, aber es hat geklappt. Hab ich doch gleich gesagt.« »Genau genommen habe ich gesagt, dass das Ding über die Treppe passt«, korrigierte Justus. »Du hattest Zweifel.«
»Zu Recht. Einfach war es jedenfalls nicht, und wenn das Ding irgendwann mal wieder rausmuss, schmeißen wir es am besten einfach aus dem Fenster.«
»Falls es durch das Fenster passt.«
Patrick schnaubte. »Halt bloß die Klappe.«
»Hey, du hast das Haus gebaut, nicht ich. Hättest du mal die Fenster größer geplant.«
»Woher sollte ich denn damals wissen, dass dieses Schminkdingsbums hier reinsoll?«
Laura unterdrückte ein Lachen. »Hast du das gehört?«
»Ja, so sind sie, meine Söhne.« Margit klang ebenso belustigt wie stolz. »Aber ich rufe gar nicht wegen Lizzy an. Ich bin froh, dass sie bei dir ist, da kann ihr nichts passieren, und wenn sie sich bei dir wohlfühlt, dann soll sie es ein bisschen genießen. Es geht um etwas anderes: Wir haben hier einen Notfall.«
»Einen Notfall?« Erschrocken richtete Laura sich auf.
Prompt verstummten Justus und Patrick und sahen sie alarmiert an.
»O ja, und was für einen. Wir benötigen ganz dringend eine Vorkosterin für unser Gebäck. Außerdem rief mich vorhin Silvia Rosenbaum an, das ist eine gute Freundin, die sich schon seit Jahren mit ihrer Familie sehr für die städtische Sozialstation einsetzt. Dieses Jahr soll von der Station aus zusammen mit dem Sportverein wieder mal ein großes Vorweihnachts-Kinderfest veranstaltet werden. Dafür werden sie ganze Wagenladungen an Plätzchen benötigen. Silvias Tochter Lidia ist normalerweise dafür zuständig, aber sie schafft es diesmal wohl nicht alleine. Schließlich ist das eine wahre Mammutaufgabe. Natürlich hab ich ihr unsere Hilfe zugesagt, aber dafür brauche ich unbedingt noch ein paar helfende Hände. Deshalb musst du umgehend herkommen und uns helfen. Sag Justus, er soll schon mal seine Rezepte sichten und sehen, dass er ebenfalls hier aufschlägt. Und Patrick spannen wir als Kurierdienst ein. Er kann Nachschub besorgen, falls uns Zutaten ausgehen … Und Schüsseln-Spülen bekommt er auch gerade noch hin. Könnt ihr in einer Viertelstunde hier sein?«
»Ich, äh … eigentlich …« Vollkommen überrumpelt überlegte Laura, was sie sagen sollte. »Ich habe schon seit einer Ewigkeit keine Plätzchen mehr gebacken.«
»Das verlernt man nicht. Außerdem sagen wir dir schon ganz genau, was du tun sollst. Wir brauchen frischen Wind – auch beim Vorkosten. Bis gleich dann.«
Verblüfft starrte Laura auf ihr Smartphone, das einen kurzen Signalton von sich gab, nachdem Margit die Verbindung unterbrochen hatte.
»Lass mich raten, sie hat dich gerade zum Backen zwangsverpflichtet.« Patrick grinste. »Das kann Mama gut. Es ist jedes Jahr das Gleiche. Was plant sie denn jetzt wieder? Eine
Weihnachtsplätzchen-Auktion? Oder will sie einen eigenen Stand auf dem Weihnachtsmarkt aufmachen?«
»Nein, irgendwas mit der Sozialstation und dem Sportverein.« Ratlos blickte Laura noch immer auf ihr Mobiltelefon.
»Das Kinderfest.« Justus nickte. »Ja, davon hab ich schon gehört. Ich schätze, dann sollten wir jetzt aufbrechen. Du kommst doch mit, Laura?«
»Ich weiß nicht.« Verunsichert sah sie sich in der Küche um. »Ich kann so gut wie gar nicht backen, und schon gar keine Weihnachtsplätzchen. Ich glaube nicht, dass das etwas
für mich ist.«
»Ach komm schon, gib dir einen Ruck. Es ist doch für einen guten Zweck, und abgesehen davon ist es gefährlich, einer Anordnung unserer Mutter nicht zu folgen. Sie könnte sich
bemüßig fühlen, dich persönlich abzuholen.« Justus sah sich nach Lizzy um, die sich auf der Couch zusammengerollt hatte.
»Ich muss sowieso Lizzy wieder mitnehmen, und sie gehorcht bestimmt besser, wenn du dabei bist.«
Laura folgte seinem Blick und lächelte unwillkürlich, als Lizzy den Kopf hob und ausgiebig gähnte. »Ach Quatsch, du übertreibst. Sie liebt Margit doch. Und das ist nicht dein Ernst,
oder?«, fügte sie dann irritiert an und zog die Brauen hoch.
»Glaubst du wirklich, deine Mutter würde mich persönlich ins Auto schleifen?«
»Das wirst du schon sehen.« Er stellte seine Tasse in die Spüle und klatschte in die Hände. »Lizzy, komm, hopp, auf geht’s. Wir müssen dich nach Hause bringen.«
Was, jetzt schon? Wir sind doch noch gar nicht lange hier.
Kann ich nicht bei Laura bleiben? Lizzy hob die Ohren, legte den Kopf schräg, machte aber keine Anstalten, sich von der Couch herunterzubewegen.
»Los, hopp, hopp. Laura geht auch mit.«
Ach, tatsächlich? Das ist etwas anderes. Dann bin ich selbstverständlich
sofort dabei. Mit einem freudigen Quietschlaut sprang Lizzy auf den Boden, rannte auf Laura zu und umkreiste sie eifrig. Komm, lass uns zusammen ein Abenteuer erleben.
»Noch Fragen?« Justus warf Laura einen bedeutsamen Blick zu. »Patrick, fahr schon mal vor. Wir kommen sofort nach. Ich helfe Laura noch schnell, den Ofen aufzufüllen.«
»Aye, aye, Sir.« Patrick salutierte zackig. »Bis gleich.«
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Petra Schier, Jahrgang 1978, lebt mit Mann und Hund in einer kleinen Gemeinde in der Eifel. Sie studierte Geschichte und Literatur und arbeitet seit 2003 als freie Autorin. Ihre historischen Romane erscheinen im Rowohlt Taschenbuch Verlag, ihre Weihnachtsromane bei Rütten & Loening sowie MIRA Taschenbuch.
Unter dem Pseudonym Mila Roth veröffentlicht die Autorin verlagsunabhängig verschiedene erfolgreiche Buchserien.
Petra Schier ist Mitglied in folgenden Autorenvereinigungen: DELIA, Syndikat, Autorenforum Montségur
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