Die Dreierreihe haben wir bereits in der Grundschule gelernt: 3, 6, 9, 12 … Damals wusste ich allerdings noch nichts von dem Fluch, der ihr innewohnt.
Ihr auch nicht? Was meint sie damit überhaupt?
Jedes dritte Buch einer Serie oder Reihe macht mich fertig. So richtig. Platt wie Schnitzel.
Warum das so ist, habe ich noch nicht herausgefunden, aber es hat seinerzeit schon dazu geführt, dass ich nach Verrat im Zunfthaus die Adelina-Reihe einstellen wollte. Der dritte, sechste, neunte usw. Band einer Serie oder Reihe hat es grundsätzlich in sich. Entweder entwickelt sich der Plot nicht so, wie ich will, oder die Figuren sperren sich beharrlich gegen alle Vernunft. Manchmal werden solche Bücher viel länger als gedacht, wie jetzt kürzlich bei Vergeltung im Münzhaus, dem sechsten (!) Adelina-Roman, der anstatt der veranschlagten 400 Seiten ganze 512 aufweist. Sehr häufig habe ich bei solchen Büchern auch längere, schwerere Hänger zwischendurch, komme nicht voran, habe das Gefühl, durch Sirup zu waten und nur Müll von mir zu geben. Und mit Müll meine ich den, den ihr nicht mal mit der Kneifzange anfassen möchtet. Supersondermüll.
Ja, ich weiß, ihr protestiert jetzt und ruft (oder denkt) etwas in der Art: “Du kannst doch überhaupt keinen Müll schreiben. Alle deine Bücher sind toll.”
Danke, dass ihr das denkt und mir auch immer wieder sagt. Mit dem Kopf weiß ich ja auch, dass meine Schreibe so grauslig nicht sein kann, sonst hätten die großen Verlage mich längst aus ihren Programmen gekickt und ihr würdet meine Bücher nicht lesen wollen. Das arme, gepeinigte Autorinnenseelchen in mir drin fühlt sich aber dennoch manchmal ganz schön geprügelt, wenn der Fluch der Dreierreihe wieder mal zuschlägt. Meistens erbarmungslos und da, wo es am meisten wehtut. Und möglichst auch noch dann, wenn der Abgabetermin schon so richtig drückt. Wenn schon, denn schon.
Gewisse Zweifelphasen oder Durchhänger kommen bei jedem Buch mal mehr, mal weniger vor, häufen sich bei den Dreier-Büchern aber ganz gewaltig. Es wundert mich fast, dass ich dieses Jahr bis hierher heil überstanden habe, denn nicht nur Adelina hatte den sechsten Band und mich in seinem Verlauf ganz schön geschlaucht, sondern auch mein neuer Weihnachtsroman ist – Zählt mal nach! – der neunte. Bei ihm hatte ich enorme Schwierigkeiten, Plot und Figuren unter Kontrolle zu halten, damit sie nicht völlig durchdrehen. Dabei sind sie alle so nett! Übrigens ist auch dieses Buch wieder länger geworden als veranschlagt.
Die Drei soll ja eine magische Zahl sein, ähnlich wie die Sieben. Es gibt sogar einen Wikipedia-Artikel über die Zahl drei! Das erklärt aber nicht, warum sie mich so auf dem Kieker hat. Ich habe der Drei nie etwas getan, auch nicht der Sechs, Neun, Zwölf, Fünfzehn … Trotzdem quält mich die Dreierreihe mit schöner Zuverlässigkeit.
Möglicherweise hat es etwas damit zu tun, dass das dritte Buch einer Trilogie normalerweise der absolute Höhepunkt der erzählten Geschichte ist, dass man nach drei Büchern die Figuren in- und auswendig kennt, nach sechs noch mehr und nach neun erst recht. Genau zu diesem Zeitpunkt beschließen sie dann, mich mit vollkommen verrückten neuen Details zu überraschen und aus der Bahn zu werfen. Für euch Leserinnen und Leser ist das gut, denn dann könnt ihr nicht behaupten, dass die jeweilige Geschichte allmählich langweilig wird. Mich als Autorin freut es ebenfalls, wenn neue Wendungen eintreten, interessante Verwicklungen zu Tage treten, mit denen niemand, nicht mal ich, gerechnet hat. Dummerweise gehen solche Entwicklungen fast immer mit Selbstzweifeln, Schreibblockaden und mentalen Tiefpunkten einher.
Ihr merkt davon in der Regel kaum etwas, es sei denn, ich blogge darüber. Dem fertigen Buch sieht man die Qualen der Autorin auch nicht an. Möglicherweise sind diese Romane sogar mit die besten, die ich schreibe bzw. geschrieben habe. Trotzdem könnte ich auf das eine oder andere Drama hinter dem Drama verzichten. Manchmal führt es nämlich zu regelrechten körperlichen Symptomen wie Kopfschmerz, Nervosität und allgemeinem Unwohlsein.
Austricksen geht nicht und ignorieren hat auch noch nichts gebracht und überspringen klappt ja genauso wenig. Ich muss da durch, immer wieder.
Vielleicht ist ja auch alles bloß Einbildung, meint ihr? Ja genau, das wird es sein. Erzählt mir das noch mal, wenn mich das nächste Dreier-Buch am Wickel hat! Wundert euch dann aber nicht, wenn ihr in einen – virtuellen oder verbalen – Rundschlag hineinlauft.
Erst einmal ist jetzt Ruhe im Karton, denn die Bücher, die ich in naher Zukunft schreiben werde, sind ein erstes, ein zehntes, noch ein zehntes, ein zweites. Entspannung pur! Hoffe ich zumindest.
Der nächste Dreierreihen-Fluch steht mir wohl erst 2017 bevor, wenn ich an das Finale meiner Serie Spionin wider Willen gerate, das ist Band 12. Und dann kommt irgendwann Band 3 von Codename E.L.I.A.S. Das ist doch mal etwas, worauf ich mich freuen kann. :-D
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Petra Schier, Jahrgang 1978, lebt mit Mann und Hund in einer kleinen Gemeinde in der Eifel. Sie studierte Geschichte und Literatur und arbeitet seit 2003 als freie Autorin. Ihre historischen Romane erscheinen im Rowohlt Taschenbuch Verlag, ihre Weihnachtsromane bei Rütten & Loening sowie MIRA Taschenbuch.
Unter dem Pseudonym Mila Roth veröffentlicht die Autorin verlagsunabhängig verschiedene erfolgreiche Buchserien.
Petra Schier ist Mitglied in folgenden Autorenvereinigungen: DELIA, Syndikat, Autorenforum Montségur
Oh ja, die verfluchte Drei. Ich glaube, das gibt es überall. Ich kenne das vom Skifahren. Am 3. Tag ging gar nichts mehr. Festplatte gelöscht. Da konnte ich nur noch gaaaanz vorsichtige Böglis fahren.
Mit dem Dreier-Buch hab ich noch keine Erfahrung, da ich bisher immer einzelne Exemplare geschrieben habe, keine Reihe.
Kopf hoch, Petra!