Banner Zwischenruf: Lasst die Schlafzimmertür zu!

 

Gastbeitrag von Carmen Benner

Da scheiden sich ja die Geister, also hauptsächlich der der weiblichen Leser. Sexszenen, die in den Büchern nur angedeutet werden oder solche in denen jedes Detail beschrieben wird.

Solche etwa wie in einem der berühmtesten Bestsellern schlechthin? In denen wir genau vor Augen geführt bekommen wie einzelne Sexpraktiken vollzogen werden oder wie genau die Empfindungen der Sexpartner sind.

Wie zum Beispiel:

»Ich weiß, ich weiß«, raunt er, doch er hört einfach nicht auf, und meine Lust wächst ins Unermessliche. Er schiebt zuerst einen Finger in mich hinein und dann noch einen, bewegt sie quälend langsam und massiert rhythmisch meine vordere Scheidenwand, während er unerbittlich weiterleckt.

Kurz darauf übermannt mich ein Orgasmus, der die Welt um mich herum auslöscht. Gott, ging das schnell.

Nur am Rande bekomme ich mit, dass er mit seinen Liebkosungen aufgehört hat. Er rollt ein Kondom über sein Glied, und schon ist er in mir drin, hart und schnell.

( E. L. James: „50 Shades of Gray“)

Oder es sind Szenen, bei denen wir vor verschlossener Zimmertür ausharren und uns unserer Phantasie überlassen werden. Wo nur vage Andeutungen gemacht werden.

Wie zum Beispiel bei:

Unsere Haut war nicht mehr unsere Grenze, wir waren nicht mehr weiblichen und männlichen Geschlechts, wir fühlten uns außerhalb unserer Körper, etwas oberhalb vielmehr, und schwebten irgendwie, Seele an Seele, in einer undeutlichen Zeitdimension.

( Benoite Groult: “Salz auf unserer Haut”)

 

Welche gefallen euch am besten?

Ich persönlich finde es besser, wenn wir vor der Schlafzimmertüre „geparkt“ werden und nicht alles bis ins kleinste Detail beschrieben wird.  Ein kleines Vorspiel mit Neckereien, Geknutsche, dezenten aber ebenso wirkungsvolle zärtliche Worte und viel Streicheleinheiten, danach geht die Zimmertür für uns Leser zu. Schließlich ist unsere eigene Gedankenwelt ein Teil des Buches und so ein ganz klein wenig beeinflussbar. So bleibt Sex individuell und stumpft nicht ab.

Wenn jede Sexszene bis in die kleinste Faser beschrieben wird es schnell langweilig, so billig und stupide.

Carmen

Carmens Blog: Spiegelseelen.blogspot.de

 

Fremdwerbung

Romane, die in diesem Beitrag erwähnt werden

Cover 50 Shades of Grey (Band 1) Cover Salz auf unserer Haut

************************************

Diese Artikel könnten dich ebenfalls interessieren:

Von Lustgrotte und Freudenpfriem. Oder: die Tücken des expliziten Vokabulars
Gesucht: die Gleichberechtigung
Die verhütende Autorin
Let’s Talk About Sex, Baby (Blogaktion/Übersicht)

*************************************

Teilen mit