Nachdem diverse private Ereignisse im Herbst mich ziemlich krass in meinem Arbeitsplan zurückgeworfen haben, kann ich nun endlich wieder schreiberische Erfolgserlebnisse vermelden. Vier Pfoten am Strand, mein zweiter Lichterhaven Roman, ist endlich fix und fertig und wird diese Woche in die Herstellung gehen. Zu Feier des Tages habe ich euch einen kleinen Textschnipsel vom Anfang herausgesucht, in dem ihr die beiden männlichen Protagonisten (Ben und Boss) schon mal kennenlernt. Viel Spaß (auch wenn es etwas “unappetitlich” wird)! ;-)
»Wir haben es gleich geschafft, Boss.« Erneut warf Ben einen kurzen Blick über die Schulter. Der Hund knurrte leise vor sich hin. Mittlerweile hörte es sich allerdings nicht mehr böse oder verärgert, sondern eher kläglich an. »Sag mal, geht es dir nicht gut?«
Endlich hast du es kapiert.
»Das Autofahren ist dir doch bis eben gut bekommen.«
Na und, jetzt aber nicht mehr.
Besorgt trommelte Ben mit den Fingern aufs Lenkrad, entschied sich dann aber, das Risiko einer reisekranken Amerikanischen Bulldogge in Kauf zu nehmen. »Halt durch, Boss!«
Du hast leicht reden. Dir steigt ja nicht die Dose Kaninchen mit Kartoffeln ständig den Schlund hoch.
»Verdammt, hast du da eben gewinselt?«
»Ich beeile mich ja schon.«
Ich winsele nie. Ich bin schließlich ein harter … O Mist, mir ist wirklich übel. Vielleicht hab ich doch ein ganz kleines bisschen gewinselt … Nein, diese Blöße gebe ich mir nicht!
Endlich hatte Ben den Ort erreicht. Obwohl der Himmel bedeckt war und eine für die Küste typische kräftige Brise die Büsche und Bäume an den Straßenrändern plusterte und schüttelte, fühlte sich Ben sofort willkommen. In Kübeln, Balkonkästen und Vorgärten blühten bereits üppig bunte Blumen, Häuser und Grundstücke wirkten sehr gepflegt und auch an den Straßenrändern, auf Verkehrsinseln, öffentlichen Plätzen und einfach überall, wo das Auge hinblickte, gab es Blumenrabatten und viel Grün. Auf einem Spielplatz sah er eine muschelförmige Schaukel, weitere maritime Details fanden sich an beinahe jeder Hausecke, ob es der Bootsanker über dem Eingang einer Kneipe war, die an einer langen Schnur aufgereihten Seesterne im Schaufenster der Postfiliale oder der restaurierte Kutter aus dem 18.Jahrhundert mitten auf dem Marktplatz.
Ebenfalls an mehreren Stellen begegnete ihm eine witzige Comicfigur, auf deren blauweiß gestreiftem Halstuch Watti Wattwurm stand, offenbar das Maskottchen des Touristenstädtchens.
Da Boss in seiner Box immer lauter zu rumoren begann, achtete Ben nicht weiter auf die pittoreske Umgebung, sondern konzentrierte sich auf das, was sein Navi an Anweisungen von sich gab.
Der Kastanienweg befand sich am nordöstlichen Stadtrand. Bens neues Domizil war das letzte Haus auf der linken Seite und er musste unwillkürlich lächeln, als er sein Auto die langgezogene Kurve entlangsteuerte. Es war genauso, wie er es sich vorgestellt hatte. Selbstverständlich hatte er Fotos im Internet gesehen, aber in natura betrachtet war die Gegend sogar noch charmanter, als das Werbematerial suggeriert hatte. Die nächsten Nachbarn waren ungefähr hundert Meter entfernt – ein Bauernhof, auf dem es laut seiner Vermieterin auch einen Hofladen gab, in dem man frische Eier, Milch, Käse und Fleisch kaufen konnte.
Seine Unterkunft für die kommenden Monate war ein reetgedecktes kleines Fachwerkhaus, in dessen von einem etwa hüfthohen Holzzaun umgebenen Vorgarten Azaleen und Pfingstrosen blühten. Auch die ersten Margeriten streckten bereits ihre weißen Köpfe in Richtung des Himmels und in ein paar Wochen würden auch die Hortensien zu blühen beginnen.
»Da wären wir.« Zufrieden stellte Ben den Motor ab und betrachtete das Haus, sprang dann aber erschrocken aus dem Wagen, als er ein verräterisches Würgen aus dem Kofferraum vernahm. »O nein, Mist, nicht in meinem neuen Auto!«
Ich hab dich ja lange genug gewarnt. Bah, ist mir übel. Raus damit!
Ben riss den Kofferraum auf und öffnete mit fliegenden Händen den Verschluss der Gitterbox. Gerade als er Boss am Halsband fasste, um ihm aus dem engen Gefängnis zu befreien, erbrach sich der Hund in einem heftigen Schwall über die Decke in der Box.
»Oh, wunderbar. Boss, musste das sein? Komm, raus mit dir aus dem Auto!«
Kann nicht behaupten, dass es mir leidtut. Ich hab mich deutlich bemerkbar gemacht. Kann ich was dafür, dass du nichts kapiert hast?
Boss sprang mit einem Satz auf die Straße und schüttelte sich. Dabei verteilten sich Speichel und kleine Reste von Erbrochenem über Bens Hose und die Stoßstange.
Fluchend sprang Ben ein Stück zur Seite, ließ aber glücklicherweise das Halsband des Hundes nicht los. Boss hatte nämlich umgehend die Nase in die Luft gereckt und strebte der Wiese auf der anderen Straßenseite zu, auf der ein paar Pferde grasten.
»Halt, stopp! Du bleibst schön hier.« Rasch griff Ben nach der Leine, die er neben der Box abgelegt hatte, und befestigte sie an dem robusten Geschirr. Insgeheim beglückwünschte er sich zum wiederholten Mal zu der Entscheidung, es dem Hund für die lange Reise nicht abzunehmen. Andernfalls wäre Boss ihm sicherlich schon während einer der drei Pausen ausgebüxt. Und auch hier am Ziel hatte er alle Mühe, den Freiheitsdrang des kräftigen Vierbeiners unter Kontrolle zu halten.
Wo sind wir denn hier? Hm, erst mal schnüffeln und den Zaun da markieren.
»Nun zieh doch nicht so, Boss!« Ben verdrehte die Augen und folgte dem Hund bis zum Zaun, der die Pferdeweide umgab.
Dann beeil dich halt ein bisschen. Hier riecht es total interessant. An dieser Stelle scheinen viele Hunde vorbeizukommen. Denen muss ich erst mal zeigen, dass ich auch hier war.
Ein Sommer Auszeit um an seinen Skulpturen zu arbeiten, mehr sucht Ben eigentlich nicht in dem kleinen Ort am Meer! Aber dann stolpert ihm der junge Rüde Boss über den Weg und Ben beschließt, ihn bei sich aufzunehmen. Der Hund stellt Bens Leben auf den Kopf und seine Geduld auf eine harte Probe. Niemals wird er es alleine schaffen, ihn zu bändigen. Zum Glück ist da noch Christina. Sie leitet die Hundeschule und scheint genau die Richtige für Boss zu sein. Und vielleicht auch für sein neues Herrchen …
Vier Pfoten am Strand
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Petra Schier, Jahrgang 1978, lebt mit Mann und Hund in einer kleinen Gemeinde in der Eifel. Sie studierte Geschichte und Literatur und arbeitet seit 2003 als freie Autorin. Ihre historischen Romane erscheinen im Rowohlt Taschenbuch Verlag, ihre Weihnachtsromane bei Rütten & Loening sowie MIRA Taschenbuch.
Unter dem Pseudonym Mila Roth veröffentlicht die Autorin verlagsunabhängig verschiedene erfolgreiche Buchserien.
Petra Schier ist Mitglied in folgenden Autorenvereinigungen: DELIA, Syndikat, Autorenforum Montségur
Da bin ich sehr gespant auf dieses Buch…