Sneak Peek Spionin wider Willen

 

Noch liegt das Manuskript im Lektorat und erhält dort seinen Feinschliff, aber allzu lange wird es nicht mehr dauern, bis der erste Teil des großen Staffelfinales in den Buchhandel gelangt. Damit euch die Zeit nicht allzu lang wird, gibt es heute noch mal eine kleine Kostprobe, diesmal aus dem fünften Kapitel. Viel Spaß!

 

5

Düren, Stettiner Straße
Wohnhaus von Anna Sahlmeier
Mittwoch, 2. Mai, 10:40 Uhr

»Also keine Spur von ihr im Hotel?« Markus runzelte die Stirn. »Und ihr Flug?«
»Nicht gecancelt, aber sie scheint auch nicht an Bord gewesen zu sein«, antwortete Melanie am anderen Ende der Leitung. »Die Daten der Überwachungskameras werden gerade ausgewertet, aber bisher haben wir rein gar nichts.«
»Also könnte sie noch zu Hause sein oder sich irgendwo anders hin abgesetzt haben.«
»Davon müssen wir ausgehen.«
Er nickte vor sich hin. »Okay, ich melde mich.« Nachdem er das Gespräch unterbrochen hatte, wandte er sich an Janna, die ihn erwartungsvoll von der Seite ansah. »Anna Sahlmeier ist nicht auf Ibiza. Wir müssen also erst einmal davon ausgehen, dass sie sich noch in ihrer Wohnung aufhält. Ich glaube zwar eher, dass sie untergetaucht ist, falls sie tatsächlich etwas mit Susanne Krauses Ausbruch zu tun haben sollte, aber man kann nie wissen.« Er öffnete das Handschuhfach seines nachtschwarzen Z3 und entnahm ihm zwei Dienstausweise. Einen davon reichte er Janna. »Hier, den solltest du ab sofort immer dabei haben. Ich hab ihn am Sonntag schon bekommen, da warst du aber schon wieder weg.«
Janna klappte den Ausweis auf und stieß einen leisen Laut der Verblüffung aus. »Ich bin die Assistentin der Abteilungsleitung?«
»Klingt doch plausibel, oder?« Er steckte sich seinen Ausweis ein. »Das ist zukünftig dein Tarndienstausweis für den Fall, dass wir als Meinungsforscher unterwegs sind. Sollte deine Familie ihn mal finden, ist das unschädlich, weil du ja offiziell im Institut genau für diesen Posten eingestellt wirst. Wir gehen da jetzt rein«, er deutete auf das große, weiß gestrichene Mehrfamilienhaus mit den blumenbepflanzten Balkonen, vor dem er geparkt hatte, »und geben vor, eine Umfrage zum Thema …«, noch einmal griff er ins Handschuhfach und zog einen Hefter hervor, »Leben am Stadtrand durchzuführen.« Er deutete auf den Fragebogen mit der entsprechenden Überschrift. »Wir haben immer zwei, drei verschiedene Bögen mit verschiedenen Umfragen dabei. Du kriegst bestimmt auch bald so eine Mappe. Leg sie einfach in dein Auto. Man kann nie wissen, wann man sie mal spontan braucht.«
»Okay.« Janna nahm den Hefter und überflog die Fragen auf dem Bogen. »Das nehmen uns die Leute ab?«
»Warum nicht? Umfragen werden zu den bescheuertsten Themen gemacht. Leben am Stadtrand ist noch harmlos.« Markus stieg aus dem Wagen und Janna tat es ihm rasch gleich. »Einmal war ich mit Tommy unterwegs und unser Thema war die gesundheitsfördernde Auswirkung von Sex bei Personen über achtzig Jahren.«
»Was?« In einer Mischung aus Belustigung und Verlegenheit hob sie den Kopf.
Er grinste. »Ich weiß nicht, wem die Sache peinlicher war, uns oder den zehn Uhus im Altersheim, die wir befragen mussten, ehe wir unsere Zielperson gefunden hatten.«
»Uhus?«
»Unter hundert«, erklärte er. »Aber nur ganz knapp.«
Sie gluckste unterdrückt. »Wer denkt sich denn solche Umfragen aus?«
»Unsere Freunde aus der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit.« Er senkte die Stimme. »Das sind in Wahrheit die, die die Szenarien für uns entwerfen, wenn wir Tarnidentitäten annehmen. Unter ihnen gibt es ein paar Scherzkekse.«
»Scheint so.« Kopfschüttelnd folgte Janna ihm, als sie zur Haustür gingen. Er drückte den Klingelknopf neben dem Namen Sahlmeier, doch sie erhielten keine Antwort.
»Ich bin gar nicht passend gekleidet.«
»Was meinst du?« Überrascht sah er sie an, während er in der Innentasche seines braunen Jacketts nach dem Mäppchen mit den Dietrichen tastete.
Janna hob die Schultern. »Na ja, wenn ich gewusst hätte, dass wir irgendwo hinfahren, hätte ich etwas anderes angezogen. Du trägst einen Anzug und ich bloß Jeans und ein einfaches Shirt. Das passt doch optisch gar nicht zusammen.«
»Ist doch ein nettes Shirt.« Er öffnete das Mäppchen und entnahm ihm den passenden Dietrich.
»Ja, fürs Aufräumen im Büro.« Sie zupfte an dem langarmigen, figurbetonten Oberteil herum. »Aber nicht für einen Einsatz im Außendienst, bei dem wir als seriöse Meinungsforscher auftreten sollen.«
»Mach dir nicht so viele Gedanken. Vermutlich treffen wir sowieso niemanden an.« Unauffällig sah er sich um und öffnete dann das Türschloss mit geübten Handgriffen. »Bitte sehr, nach dir.« Er hielt ihr die Tür auf und sie schlüpfte rasch ins Innere des Mietshauses.
Während Janna vor ihm die Treppe in den zweiten Stock hinaufstieg, konnte sich Markus ausgiebig davon überzeugen, dass ihr nicht nur das Oberteil gut stand, sondern auch die hautengen Jeans. Ein wenig verärgert, weil ihm der Anblick ihrer wohlgeformten Rückseite eindeutig zu sehr gefiel, richtete er seinen Blick auf ihre Schultern und seine Gedanken auf die Aufgabe, die vor ihnen lag.
Bei Anna Sahlmeiers Wohnungstür angekommen, betätigte er mit dem Ellenbogen erneut die Klingel. »Von jetzt an vermeiden wir Fingerabdrücke«, erklärte er auf Jannas fragenden Blick hin. Er wartete kurz, klingelte erneut und klopfte dann sogar noch zusätzlich, doch die Bewohnerin öffnete ihnen nicht. Er lauschte kurz, fischte blaue Einweghandschuhe aus seiner Jacketttasche, reichte ein Paar davon Janna und zog sich selbst das andere Paar über. Dann entnahm er dem Mäppchen erneut einen Dietrich und knackte das Schloss in Sekundenschnelle.
Janna zog sich zögernd ebenfalls die Handschuhe über, die ihr zwar zu groß waren, den Zweck jedoch erfüllen würden. Schweigend folgte sie ihm in die Wohnung und schob leise die Tür hinter sich ins Schloss.
»Und was jetzt?« Ihre Stimme hatte sie zu einem Raunen gesenkt.
Markus sah sich kurz um, lauschte erneut. Außer dem Ticken einer Wanduhr, die sich offenbar in der Küche befand, war nichts zu hören. »Jetzt sehen wir uns um.« Er sprach in fast normaler Lautstärke, was Janna zusammenzucken ließ.
Nervös blickte sie über die Schulter zur Wohnungstür. »Was, wenn sie nach Hause kommt?«
»Darüber machen wir uns Gedanken, wenn es soweit ist.« Er gab ihr mit einem Wink zu verstehen, dass sie ihm folgen sollte. Zuerst warf er einen kurzen Blick in die Küche, dann in den angrenzenden Abstellraum. »Nimm du die Zimmer auf der anderen Seite.«
»Ich?« Erschrocken riss sie die Augen auf.
»Sieh dich einfach um, Janna. Das gehört zum Job.«
»Ich weiß.« Sie zog den Kopf ein wenig zwischen die Schultern. »Ich fühle mich nur nicht wohl dabei, in anderer Leute Privatsphäre herumzuschnüffeln.« Sie drückte die Klinke der nächstgelegenen Tür und betrat das dahinter liegende Badezimmer.
Markus ging derweil weiter ins Wohnzimmer. Helle IKEA-Möbel, viele Grünpflanzen, eine weiße Couchgarnitur. Er konnte nichts Auffälliges erkennen, einmal abgesehen davon, dass alles sehr ordentlich war. Auf dem Couchtisch lag ein Blatt Papier, auf dem Pflanzennamen und Datumsangaben vermerkt waren. Ein Gießplan, offenbar für eine Nachbarin, die sich während Anna Sahlmeiers Urlaub um das Grünzeug kümmern sollte. Stirnrunzelnd ging Markus zurück in den Flur und traf dort auf Janna, die gerade aus dem Schlafzimmer trat.
»Markus, da drinnen stehen fertig gepackte Koffer und auf dem Bett liegt ein Flugticket.«
Rasch warf er selbst einen Blick auf das Gepäck, ohne jedoch den Schlafraum zu betreten. Stattdessen öffnete er die Tür gleich daneben, die zu einem kleinen Büroraum führte. »Scheiße!« Als er die Frau auf dem Stuhl sah, drängte er Janna rasch zurück, doch sie hatte sie ebenfalls bereits entdeckt.
»O mein Gott!« Ihre Stimme kippte und versagte, sie schluckte hektisch und drehte den Kopf zur Seite.
Markus umfasste ihre Schultern und führte sie ein paar Schritte von dem Zimmer weg. »Alles okay?«
Janna nickte, den Blick zu Boden gerichtet. »Ich glaube schon.«
»Gut. Bleib hier und fass nichts an.« Er ging zurück in das Büro und besah sich die Bescherung näher.

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