Das Gefühl ist immer wieder unbeschreiblich. Hauptsächlich unbeschreiblich schön. Ein Manuskript ist fertig. In diesem Fall das zu Körbchen mit Meerblick, meinem ersten Liebesroman (mit Hund) ohne Santa Claus und seine Elfenbrigade.
Es ist, als würde man die Spitze eines Berges erklimmen und dann, wenn man das letzte Wort geschrieben, den letzten Punkt gesetzt hat, vom Gipfel des Berges stolz in die Ferne schauen.
Geschafft. Fertig. Ende. Finito.
Merkt ihr was? Der Höhenflug ist nur von kurzer Dauer. Finito ist Italienisch und heißt vorbei.
Also das Schreiben ist vorbei, aber beendet ist die Arbeit am Buch selbstverständlich noch lange nicht. Jeder Autor arbeitet zwar anders, deshalb kann ich nur für mich sprechen. In meinem Fall ist der nächste Schritt das Ausdrucken des kompletten Manuskripts, das ich dann noch einmal in Ruhe durchlese, möglicherweise noch ein paar kleine Logikfehler ausbessere, die sich schon mal einschleichen können. Grobe Tippfehler werden ausgemerzt, ein bisschen auch noch an der Sprache, am Satzbau usw. geschliffen. Alles schön mit Rotstift. Danach übertrage ich die Änderungen in den Computer, lasse noch mal die Suchroutinen für meine “Lieblingswörter”, Füllwörter usw. darüberlaufen, korrigiere also noch mal. Dann die Rechtschreibprüfung, die erneut interessante Tippfehler zu Tage führt. Alle wird sie immer noch nicht finden. Das schafft selbst meine Lektorin nicht. Irgendwann sieht man einfach den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Wie gut, dass es in einem der letzten Schritte bei der Bucherstellung auch noch Korrektoren gibt …
Dann ist er gekommen, der Moment, in dem das Manuskript auf die virtuelle Reise ins Lektorat geht. Als ganz profaner E-Mail-Anhang. Weg ist es. Wunderbar.
Und nervenzerfetzend. Ganz gleich, wie viele Bücher ich schon geschrieben habe, es ist immer wieder dasselbe. Dieses Warten auf die erste Reaktion meiner Lektorin. Wird die Geschichte ihr gefallen? Oder habe ich womöglich den Müll des Jahrhunderts verfasst? Meistens ist Letzteres sowieso schon mein Eindruck, wenn ich einen Text beendet habe. Einerseits die Freude, endlich fertig zu sein. Andererseits das beständig nagende Gefühl, Schrott produziert zu haben. Will das überhaupt jemals jemand lesen?
Heute Morgen habe ich mein Manuskript abgeschickt. Jetzt heißt es: Warten! Hoffentlich nicht allzu lange. Obwohl ich vor drei Tagen, beim Setzen des letzten Punktes noch auf jenem Berggipfel stand, befinde ich mich heute schon wieder im Tal. Die Rodelpartie dort hinab geht nämlich rasant, schon durch das erneute Bearbeiten des Textes und das bevorstehende Lektorat, die anschließende Fahnenkorrektur, die vielen Schritte, die noch notwendig sind, um aus einem Manuskript ein Buch zu machen.
Noch etwas befördert mich immer schnell wieder vom Höhenflug auf den Boden der Tatsachen, nämlich die Frage: Was kommt als Nächstes?
Meistens ist sie bereits beantwortet, noch bevor ich sie mir stellen muss. So auch jetzt. Ich habe ein halb fertiges Manuskript zum zweiten Teil meiner Action-Thriller-Serie Codename E.L.I.A.S. hier liegen, das vollendet werden muss. Außerdem befindet sich neben meinem PC ein Stapel Romane – meine Adelina-Romane – die ich alle fünf in Windeseile noch mal lesen will/darf/muss. Vor allem muss.
Jawohl, ich lese meine eigenen Romane. Warum, dürfte leicht nachvollziehbar sein. Die fünf Bücher sind im Zeitraum zwischen 2005 und 2013 erschienen. Seither und zwischendrin habe ich viele, viele andere Geschichten verfasst. Nun beginnt ganz bald auch die Arbeit an Vergeltung im Münzhaus, dem sechsten Band und (hoffentlich) furiosen Finale meiner Adelina-Reihe. Da ich mich aber, da bin ich ganz ehrlich, selbst nicht mehr an alle Details aus den Vorgängern erinnern kann, muss ich sie eben noch mal lesen … und dann anfangen zu schreiben.
Damit wäre die Frage nach den nächsten Aufgaben beantwortet: Zwei neue Gipfel müssen erstürmt werden. Mindestens einer davon bis Ende April 2016 (Adelina).
Nicht, dass da nicht auch noch eine gewisse Vorabendserie in Buchform wäre (Spionin wider Willen), die auch noch auf den nächsten Band wartet. Und auf den übernächsten. Und auf … Eben.
Ein neues Weihnachtsbuch soll bis Mitte Juli auch noch das Licht der Welt erblicken. Ach ja, und Rowohlt wartet noch auf ein Exposé für einen weiteren historischen Roman. Dafür recherchiere ich nebenbei. Irgendwie. Zwischendurch. Und so weiter.
Warum so viel? Weshalb tue ich mir das an?
Weil es mein Beruf ist. Und mein Leben. Weil die Geschichten einfach raus wollen, meistens, um neuen Ideen Platz zu machen. Und weil es mich glücklich macht, euch, liebe Leserinnen und Leser mit meinen Geschichten zu erfreuen. Auch wenn ich zwischendurch mehr als einmal laut über sie fluche. Die Geschichten, nicht die Leser.
In diesem Sinne: Auf zu neuen Ufern. Äh, Gipfeln. Geschichten. Ihr wisst schon.
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Petra Schier, Jahrgang 1978, lebt mit Mann und Hund in einer kleinen Gemeinde in der Eifel. Sie studierte Geschichte und Literatur und arbeitet seit 2003 als freie Autorin. Ihre historischen Romane erscheinen im Rowohlt Taschenbuch Verlag, ihre Weihnachtsromane bei Rütten & Loening sowie MIRA Taschenbuch.
Unter dem Pseudonym Mila Roth veröffentlicht die Autorin verlagsunabhängig verschiedene erfolgreiche Buchserien.
Petra Schier ist Mitglied in folgenden Autorenvereinigungen: DELIA, Syndikat, Autorenforum Montségur
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