Never change a running system Foto WaageZu Deutsch: Verändere niemals ein funktionierendes System. Was ich damit meine?

Weight Watchers, das Programm mit dem ich seit April 2015 bereits über 15 kg abgenommen habe und das ich euch seither immer wieder wärmstens empfohlen habe, hat sein Punktesystem geändert. Aus ProPoints sind SmartPoints geworden. So weit, so gut. Äh, schlecht.

Das Erste, was mir nach der Umstellung auffiel:

Nach erneuter Eingabe meiner Daten in den Fragebogen wurden mir neue Punktezahlen errechnet:

Alt: 26 PP pro Tag, 49 PP wöchentliche Zusatzpunkte
Neu: 30 SP pro Tag, 35 SP wöchentliche Zusatzpunkte

Auf den ersten Blick ganz nett: Ich habe jetzt jeden Tag mehr Punkte zur Verfügung, dafür ist das Zusatzbudget geschrumpft. Wurden die Punkte vielleicht nur neu verteilt?

Ja und nein. Neu verteilt schon, aber nach welchen Kriterien, das leuchtet mir nicht ein. Das Schlimmste aber: So gut wie alle Lebensmittel haben neue (höhere) Punkte erhalten, was bedeutet, dass ich unterm Strich wesentlich weniger essen kann als vorher. Es sei denn, ich verzichte KOMPLETT auf Lebensmittel, die Zucker und Kohlehydrate enthalten, und ernähre mich noch mehr als zuvor von Null-Punkte-Obst-und-Gemüse.

Noch mehr???

Ich esse fünf bis sechs Portionen Obst und Gemüse pro Tag, das soll jetzt auf einmal nicht mehr reichen? Wie soll ich aber anders satt werden?

Der neue Clou:

Fleisch, tierisches Eiweiß und Fisch. Da sind die Punkte nämlich teilweise deutlich gesunken. Wie gut, dass ich keine Vegetarierin bin …

Was mir überhaupt nicht einleuchtet: Joghurt, ganz normaler Joghurt, die fettarme Variante (nicht die fast fettlose, die nur noch gefärbtes Wasser ist), hat jetzt doppelt so viele Punkte wie zuvor. Also ist Joghurt plötzlich ungesund? Das wäre mir vom wissenschaftlichen Standpunkt aus vollkommen neu.

Ausweichen könnte man auf Quark, der hat deutlich weniger Punkte, dafür aber mehr – ja, genau! – Eiweiß.

Ein kleiner Kinderriegel hatte früher 3 und jetzt satte 6 Punkte. Das ist ein Fünftel meines Tagesbudgets. Plätzchen – so kurz vor Weihnachten ein ganz besonderes Präsent von WW – haben ihre Punktezahl ebenfalls teilweise verdoppelt.
Ein McFlurry mit irgendeinem Schokokekstopping hatte mal 14 Punkte und schlägt jetzt mit exorbitanten 20 zu Buche. Von Pizza, Döner oder Restaurantessen ganz zu schweigen. Da aber die Wochenzusatzpunkte eh nicht mehr ausreichen, sollte man am besten ganz aufs Ausgehen verzichten und Einladungen von Familie und Freunden sicherheitshalber ablehnen. Na ja, wer braucht auch ein soziales Leben?

Natürlich kann man auch weiterhin Aktivitätspunkte sammeln, durch Bewegung und insbesondere Sport. Und tatsächlich kriegt man jetzt etwas mehr Punkte als vorher für die gleiche Betätigung. Trotzdem müsste ich, um auch nur annähernd mein Punktekonto auszugleichen, so viel Sport machen, dass ich in meiner wenigen freien Zeit praktisch nichts anderes mehr tun dürfte als sporteln. Intensiv, nicht bloß mal eben spazieren gehen! Und dann noch ein weiterer Haken an der Sache: Früher durfte man die Aktivitätspunkte in Essen “ausgeben”. Jetzt rät WW einem davon deutlich ab. Man solle das nur selten und in Notfällen tun.

Klar, unterm Strich nimmt man sicherlich viel schneller ab, wenn man sich an das neue System hält. ABER: Man wird ziemlich wahrscheinlich ständig hungrig sein und nach kurzer Zeit von Heißhungerattacken heimgesucht werden.

Was ist aus dem wunderbaren Prinzip geworden, dass WW bisher propagiert hat?

Abnehmen mit Genuss und ohne verzichten zu müssen? Das neue System ist leider nur noch eine Mischung aus klassischer Low-Carb– und Atkins-Diät. Fleisch (viel), Gemüse, Eiweiß. Alles andere ist bäh und Zucker der Feind der Menschheit. Als wüssten wir nicht längst alle, dass zu viel Zucker schädlich ist.

Aber mal ehrlich: Unzählige Menschen haben nach dem ProPoints-System hervorragend abgenommen, weil es alltagstauglich war. Weil sie nicht verzichten mussten. Weil ihnen kein Lebens- bzw. Ernährungsstil aufgezwungen wurde. Und nach meiner Erfahrung hat man damit hervorragend gelernt, sich gesünder zu ernähren, denn man greift automatisch viel öfter zu gesunden Lebensmitteln, Obst und Gemüse, schon um satt zu werden und zu bleiben. Trotzdem brauchte man kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn man mal den oben erwähnten Kinderriegel gegessen hat oder eine Pizza oder ein Eis. Diese Zeiten sind jetzt leider vorbei, denn jede kleine “Sünde” wird sofort abgestraft, indem man so viele Punkte einbüßt, dass man zu viel mehr Sport und zu diätähnlichen Maßnahmen geradezu gezwungen wird. Wer also gerade einen gesünderen Lebensstil angenommen hat, dank ProPoints, der wird nun gedrängt, einen angeblich noch gesünderen (wobei ich das als überhaupt noch nicht erwiesen ansehe) Lebensstil anzunehmen und auf fast alles zu verzichten, was vorher vollkommen okay war.

Schade, Weight Watchers. Sehr schade.

Verzicht führt nämlich auf Dauer so gut wie immer zu Heißhungerattacken und Zwang dazu, dass man früher oder später doch wieder in alte Gewohnheiten verfällt.

Mit dem System bin übrigens nicht nur ich unzufrieden. Ein Blick auf die Facebook-Seite des Unternehmens und auch in die Community (kann man als Mitglied einsehen) zeigt, dass gefühlt 90% der bisherigen sehr zufriedenen Kunden wütend sind. Es hagelt Kündigungen und Proteste. Nicht nur wegen der Umstellung, sondern auch, weil seither die Bedienbarkeit der Internetseite sehr umständlich geworden ist, die App nicht funktioniert, von WW nur nichtssagende Antworten auf Fragen kommen usw.
Gut, Letzteres sind Kinderkrankheiten einer vollkommen neu aufgesetzten Internetplattform, bei der schon mal für einen Becher SKYR oder Magerjoghurt 700 SmartPoints angezeigt werden.
Aber darüber hinaus kommt kaum noch jemand mit seinem neuen Punktebudget klar. Sich daran zu halten, bedeutet, Hunger zu haben. Dauernd. Mit allen dazu gehörenden Symptomen.

Das kann so nicht gewollt sein, oder?

Doch, anscheinend schon. Für mich bedeutet das, ebenfalls zum Jahresende zu kündigen und ohne WW weiterzumachen, und zwar nach dem alten ProPoints-System.

Wie ich das mache?

Ganz einfach: Ich habe mir einen Einkaufsratgeber von 2014/15 mit den ProPoints-Angaben für über 30000 Lebensmittel zugelegt. Den gibt es eigentlich nur in den Gruppentreffen, aber kleiner Tipp: Schaut euch mal bei eBay und in diversen großen Online-Shops um … Achtet aber darauf, dass es die ProPoints-Ausgabe ist und nicht die neue für SmartPoints. Dazu besitze ich einen ProPoints-Calculator und sogar eine ProPoints-Lebensmittelwaage (gleiche Quelle wie der Einkaufsführer). Im Internet habe ich außerdem eine Liste mit den ProPoints-Angaben für Aktivitäten gefunden.

Zudem habe ich mir eine schöne EXEL-Tabelle angelegt, die sogar einige der Punkteangaben selbstständig ausrechnet. Damit besitze ich jetzt einen übersichtlichen Wochenplan samt Gewichtsverlauf und Listen für eigene Lebensmittel und Rezepte. Das alles zusammen reicht vollkommen aus, um nach de altbewährten System weiterzumachen.

Sobald ich mein Zielgewicht erreicht habe, und das dauert nicht mehr lange, werde ich erst einmal 6 PP zu meinem Tagesbudget hinzurechnen und dann ein paar Wochen lang testen, ob das zum Gewichtserhalt okay ist. Ansonsten passe ich die Punkte so lange an, bis ich die perfekte Punktezahl gefunden habe. Wäre doch gelacht, wenn ich das nicht auch so schaffe!

Leid tut es mir ein bisschen, dass ich so viel Werbung für WW gemacht habe und damit einige Leute in das Programm gelotst habe, die nun ebenfalls enttäuscht sind. Vielleicht gibt es aber auch jemanden, der voll und ganz zufrieden mit dem neuen System ist. Dann umso besser. Jeder Mensch is(s)t schließlich anders. Leider begegnen mir derzeit nur immer mehr Menschen, die das Gegenteil sagen.

Wenn ihr ebenfalls mit Weight Watchers abnehmt, erzählt mir doch mal, wie es euch mit dem neuen System geht! Und wer gerne mehr über mein eigenes neues altes System erfahren oder die EXEL-Tabelle haben möchte, schreibe mir bitte über meine HOMEPAGE eine E-Mail.

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