Es ist schon wieder sieben Wochen her, seit ich den letzten Sneak Peek veröffentlicht habe. Die Zeit rinnt mir mal wieder einfach zwischen den Fingern durch wie feiner Sand. Ich hoffe, dass nicht machen von euch bereits die Hoffnung auf Band 13 aufgegeben haben. Es dauert nur im Moment irgendwie alles länger, als ich es gerne hätte. Auch das Cover ist immer noch nicht fertig. Aber es geht voran, das letzte Viertel des Manuskripts ist erreicht und kommende Woche werde ich mit meiner Lektorin den weiteren Fahrplan besprechen. Damit ihr nicht vollends “verdürstet”, gibt es für euch heute einen etwas längeren Einblick in das vierte Kapitel, der euch hoffentlich gefällt. Unter anderem zeigt Janna darin ein bisschen mehr Haut als üblich. ;-)
Aus dem 4. Kapitel
Erleichtert und verunsichert zugleich atmete Janna tief durch und warf noch einen Blick auf die Anzeige über dem Aufzug, um zu sehen, wo er anhielt. »Erdgeschoss«, murmelte sie und machte rasch kehrt, um in ihr Zimmer zurückzukehren und von dort aus Markus mit dem Handy Bescheid zu geben. Oder sollte sie einfach an seine Tür klopfen? Ein Blick an sich hinab ließ sie diesen Gedanken rasch verwerfen. Auch wenn sie glaubte, inzwischen in so gut wie jeder Situation professionell bleiben zu können, war es nicht wirklich sinnvoll, ihm so zu begegnen. Auch wenn er sie schon im Pyjama gesehen hatte – mehrmals. Es war besser, diesen Weg gar nicht erst zu betreten.
Sie hatte gerade die Hälfte des Weges zurückgelegt, als sie das leise Klingeln des Aufzugs vernahm. Offenbar waren doch noch Gäste zu so später Stunde unterwegs. Mit einem leisen Fluch auf den Lippen hastete sie die letzten Meter zu ihrem Zimmer, hechtete geradezu hinein und schloss die Tür hinter sich. Etwas atemlos lehnte sie sich dagegen und verdrehte konsterniert die Augen. So ganz hatte sie wohl den Dreh, jemanden heimlich zu verfolgen, noch nicht heraus.
»Janna?« Markus‘ Stimme ließ sie vor Schreck fast in die Luft springen. Er klopfte leise an ihre Tür. »Janna, ist alles in Ordnung?«
Wenn ihr Herzschlag zuvor schon erhöht gewesen war – hatte er nun den Grad vollkommener Unordnung erreicht. Mit kläglichem Blick sah sie erneut an sich hinab, strich sich fahrig ein paar Locken hinters Ohr, atmete tief durch und öffnete ihrem Partner die Tür. »Hallo Markus. Ja, alles okay.«
»Warum rennst du dann wie gehetzt über den Gang?« Ohne zu fragen, schob er sich ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich. »Ist etwas passiert?«
»Ja. Nein …« Sie war unwillkürlich etwas vor ihm zurückgewichen, was aber nur dazu führte, dass er sie noch aufmerksamer musterte und nun wohl auch erst ihren dürftig bekleideten Zustand bemerkte. Um seine Mundwinkel zuckte es kurz, gleichzeitig schienen sich seine braunen Augen ein wenig zu verdunkeln – und die grauen und grünen Einsprengsel in der Iris deutlicher hervorzutreten. Etwas, das sie sonst nur beobachtete, wenn ihn etwas emotional sehr beschäftigte. Nervös strich sie sich erneut eine Locke hinters Ohr. »Also doch, ja, natürlich ist etwas passiert. Sonst wäre ich wohl kaum so …«, sie schluckte und wies vage auf ihren Pyjama, »auf dem Gang herumgelaufen. Eigentlich war ich nämlich schon im Bett und gerade dabei einzuschlafen. Ich war nämlich ziemlich müde, weil es so spät geworden ist. Du glaubst nicht, wie langweilig es noch war! Also diese Nadine Hochstaden kann unendlich reden und reden und reden … Worüber weiß ich allerdings leider nicht, weil das für mich alles böhmische Dörfer waren. Aber egal. Ich war jedenfalls froh, als ich endlich ins Bett gehen konnte, aber kaum hatte ich das Licht ausgemacht, da habe ich von nebenan Stimmen gehört. Durchs Fenster, weil ich das auf Kipp gestellt hatte. Ich hätte ja nicht gedacht, dass man dadurch hört, was im Nachbarzimmer vor sich geht, aber irgendwie ging das. Vielleicht auch durch den Wind, der aufgekommen ist.«
»Durch den Wind?« Fragend hob Markus die Augenbrauen.
»Ja, es ist ziemlich windig geworden und anscheinend gibt es bald Regen. Zumindest roch die Luft so, als ich das Fenster aufgemacht habe, um besser hören zu können, was nebenan los war. Ich habe nämlich mitbekommen, wie einer den Namen Hochstaden genannt hat, und da gingen bei mir alle Alarmglocken los. Weil … ich meine, wer unterhält sich schon mitten in der Nacht über sie? Es hat sich sogar angehört wie ein Streit und deshalb musste ich natürlich unbedingt versuchen, herauszufinden, was da vor sich ging. Das ging aber dann doch nicht, weil die Stimmen nicht mehr zu verstehen waren. Dann habe ich aber mitbekommen, dass die vier Leute – es waren übrigens drei Männer und eine Frau – das Zimmer verlassen haben. Da bin ich ihnen vorsichtig nachgeschichen, um zu sehen, wohin sie wollten. Ich weiß, das war nicht gerade besonders klug, also jedenfalls nicht im Schlafanzug … Aber was sollte ich denn sonst tun? Ich konnte mich ja nicht noch schnell anziehen, dann wären sie ja längst weg gewesen und dann hätte ich nicht gewusst, wie sie aussehen, also von hinten, denn von vorne konnte ich sie ja nicht sehen und das wäre auch zu gefährlich …«
»Janna.«
»… gewesen, denn dann hätten sie bemerkt, dass ich ihnen folge, und dann wäre ich vielleicht in Teufels Küche …«
»Janna!« Markus umfasste sanft, aber bestimmt, ihren Oberarm.
Bei der Berührung zuckte sie zusammen und hielt in ihrem Redestrom inne. Wärme kroch in ihre Wangen. »Schon wieder. Entschuldige.« Sie schielte nervös auf seine Hand, von der sich eine angenehme doch zugleich alarmierende Wärme auf ihren Arm übertrug.
Prompt ließ Markus sie wieder los und versenkte seine Hände in den Taschen seiner Anzughose. »Schon gut. Ich wollte bloß sicherstellen, dass du zwischendurch mal Luft holst.« In seine Augen trat ein verschmitzter Ausdruck. »Nicht dass du mir noch an den vielen Worten erstickst.«
»Ha ha.« Sie atmete tief durch. Früher hatte es ihn immer genervt, wenn sie aus Angst oder Nervosität in einen ihrer Sprechsturzbäche verfallen war. Dagegen hatte sie noch kein Mittel finden können; es lag einfach in ihrer Natur, in solchen Situationen viel zu viel und zu schnell zu reden.
Markus‘ Miene war nun wieder ernst geworden. »Du hast also vier Leute belauscht, die sich über unsere Zielperson unterhalten – oder gestritten – haben, und bist ihnen dann über den Gang gefolgt.«
»Ja.« Etwas ruhiger nickte sie. »Sie sind mit runter ins Erdgeschoss gefahren, nur ein paar Sekunden, bevor du aus dem anderen Aufzug gekommen bist. Wo warst du eigentlich?«
»Ich habe mir das gesamte Hotel genau angesehen, vor allem mögliche Schwachstellen im Sicherheitssystem. Es scheint aber soweit alles in Ordnung zu sein.« Er trat ans Fenster und schloss es. Auf ihren überraschten Blick hin lächelte er grimmig. »Nur für den Fall, dass man unsere Stimmen auch in den Nachbarzimmern hören kann.«
Janna erschrak. »Stimmt! O Gott, das fällt mir erst jetzt auf. Es waren vier Stimmen im Zimmer nebenan, aber nur drei Personen sind zu den Aufzügen gegangen. Eine Frau, ziemlich groß, so eins achtzig, kurzes dunkelblondes Haar, breites Kreuz, so wie bei einer Schwimmerin. Sie trug einen schwarzen Hosenanzug. Und zwei Männer, die etwas kleiner waren, schlank und sportlich. Der eine war auch dunkelblond, der andere hatte braune Haare, beide ganz kurz geschnitten und auch in schwarzen Anzügen. Die Frau war anscheinend die Chefin. Zumindest hat sie die Befehle erteilt. Sie sagte etwas davon, das die beiden Männer uns suchen sollen.«
»Uns?«
»Na ja, nicht uns … uns.« Sie deutete zwischen ihm und sich hin und her. »Sondern die Leute, die auf Nadine aufpassen sollen. Sie sollten sich sogar in den Hotelcomputer hacken, um rauszufinden, wer wir sind.« Sie atmete sicherheitshalber noch einmal tief durch. »Also haben sie doch irgendwas vor, oder? Vielleicht wollen sie Nadine entführen oder … Schlimmeres. Und einer von ihnen ist noch nebenan im Zimmer.«
»Gut möglich, dass sie etwas im Schilde führen.« Markus‘ Miene war nun sehr ernst geworden. Er zog sein Jackett aus, warf es aufs Bett, lockerte seine Krawatte und zog gleichzeitig sein Handy hervor und wählte eine Nummer im Kurzwahlspeicher. »Melanie? Schnapp dir den Professor und kommt sofort rauf in Jannas Zimmer. Wir haben möglicherweise ein Problem.« – »Was?« – »Dann zieh dich wieder an. Beeilt euch.« – »Nein, du holst ihn ab, Himmel Herrgott noch mal. Stell dich nicht so an. Du sollst ihn ja nicht heiraten.« Verärgert klickte er das Gespräch einfach weg und warf sich in einen der beiden Sessel. »Wie die Kleinkinder!«
Janna ließ sich vorsichtig auf der Bettkante nieder. »Weißt du, warum die beiden sich so spinnefeind sind?«
»Nein.« Er zuckte mit den Achseln. »Ich weiß nur, dass sie sich seit Kindertagen kennen. Sie waren wohl Nachbarn oder so. Anscheinend auch mal gut befreundet. Aber dann ist irgendwas dazwischengekommen, weiß der Himmel. Melanie ist ja schon länger beim Institut als Gabriel. Er ist zwei Jahre jünger als sie, oder zumindest fast, und hat seine Ausbildung erst über die Polizei und das BKA gemacht, genau wie sein Studium. Danach ist er dann von Dr. Schwartz abgeworben worden und durchläuft jetzt alle unsere Abteilungen, um sie kennenzulernen. Als Analyst ist er Spitzenklasse, deshalb soll er ja dieses Wochenende auch Vorträge halten. Aber dieses ewige Gezänk geht mir auf den Keks.«
»Vielleicht müssten sie sich einfach mal in Ruhe aussprechen.«
Markus warf Janna einen bezeichnenden Blick zu. »Ich wäre dafür, die zwei mal ordentlich mit den Köpfen zusammenzustoßen. Solange uns aber die privaten Probleme der beiden nicht in die Parade fahren, mische ich mich da nicht ein. Solltest du auch nicht, sonst holst du dir bloß ein blaues Auge von Melanie.«
»Anscheinend ist sie es, die wütend auf Gabriel ist. So kommt es mir jedenfalls vor.« Janna dachte an das Streitgespräch vom Abend zurück. »Ein klärendes Gespräch wäre da bestimmt angebracht. Vielleicht mit einem Moderator oder so, damit sie sich nicht einfach nur anzicken.«
Markus lachte spöttisch. »Wie gesagt, lass lieber die Finger davon. Selbst Walter hat es aufgegeben. Warum er die beiden allerdings neuerdings so oft als Team arbeiten lässt, ist mir schleierhaft. Damit schürt er das Feuer nur.«
»Vielleicht hofft er, dass die Zusammenarbeit die beiden dazu veranlasst, sich wieder zu vertragen«, schlug Janna vor und erhob sich erschrocken, als es im selben Moment an der Tür klopfte. »Das ging aber schnell.«
»Warte.« Auch Markus hatte sich erhoben und war bereits an ihr vorbei an der Tür. Er hatte die Pistole, die in seinem hinteren Hosenbund gesteckt hatte, gezogen.
Erschrocken wich Janna ins Bad zurück und wartete mit klopfendem Herzen, bis er die Zimmertür geöffnet hatte.
aus: Stille Wasser sind auch nass – Fall 13 für Markus Neumann und Janna Berg, erscheint voraussichtlich im Frühsommer 2020.
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Petra Schier, Jahrgang 1978, lebt mit Mann und Hund in einer kleinen Gemeinde in der Eifel. Sie studierte Geschichte und Literatur und arbeitet seit 2003 als freie Autorin. Ihre historischen Romane erscheinen im Rowohlt Taschenbuch Verlag, ihre Weihnachtsromane bei Rütten & Loening sowie MIRA Taschenbuch.
Unter dem Pseudonym Mila Roth veröffentlicht die Autorin verlagsunabhängig verschiedene erfolgreiche Buchserien.
Petra Schier ist Mitglied in folgenden Autorenvereinigungen: DELIA, Syndikat, Autorenforum Montségur
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