Nur noch knapp zwei Wochen, dann erscheint mein neuer eBook-Kurzroman endlich und ich kann es kaum erwarten! Mir hat die Geschichte um Silvana und Marcos so viel Spaß gemacht und mir vor allem Silvana als Person unglaublich nähergebracht. Ich wünsche mir sehr, dass es euch auch so gehen wird, denn ich weiß ja, dass manche von euch hier und da über sie den Kopf geschüttelt haben. In Körbchen mit Meerblick kommt sie wirklich etwas wild und flatterhaft rüber. Außer am Schluss, als sie den Brief an Melanie schreibt …
Ich möchte jedoch nicht spoilern, bestimmt gibt es unter euch auch noch einige, die das Buch noch nicht gelesen haben. Vielleicht holt ihr es ja bald nach!
Aber einen neuen Textschnipsel aus Auf den Wellen des Glücks kann ich euch dafür heute präsentieren. Er prickelt und bitzelt ein ganz kleines bisschen … ;-)
»Du bist also auf einer strikten Männerdiät.« Marcos reichte ihr ein frisches Glas Weißweinschorle und trank selbst einen Schluck Soda. Er hatte bisher nur ein einziges Glas Sekt zu sich genommen, schien also zu der Sorte Mann zu gehören, die auch bei Geselligkeiten gerne die volle Kontrolle behielten. »Dann kann ich mich ja glücklich schätzen, dass du für mich eine Ausnahme gemacht hast.«
Silvana beschloss, dass dies nun auch ihr letztes Glas Alkohol für den Abend sein würde, denn sie wollte sich den angenehmen Zustand des Angeheitertseins nicht durch einen waschechten Schwips verderben. »Ein bisschen Tanzen zählt für mich noch nicht zu den Ausnahmen, sondern zur allgemeinen Geselligkeit.«
»Autsch.« Er verzog schmerzlich das Gesicht. »Das hat gesessen. Mein Ego blutet. Und ich dachte schon, gerade meine Kunstfertigkeit auf der Tanzfläche würde mir ordentlich Zusatzpunkte verschaffen.«
»Ich habe nicht gesagt, dass an deinen Fähigkeiten als Tanzpartner etwas auszusetzen ist. Nur dass ich das Tanzen an sich noch nicht als Ausnahme von meinen strengen Abstinenzregeln betrachte.«
»Vielleicht, weil wir uns bisher auf Walzer und Foxtrott beschränkt haben. Entschuldige mich, ich bin gleich wieder da. Nicht weglaufen!«
Überrascht sah sie ihm nach, wie er mit ausholenden Schritten hinüber zu dem Podium ging, auf dem die Band spielte. Er sprach eindringlich auf den Bandleader ein, der mehrmals nickte und dann mit einem wissenden Grinsen in ihre Richtung blickte. Seltsamerweise regte sich in Silvanas Magengrube erneut dieses rätselhafte Flattern, das sich noch verstärkte, als Marcos wieder auf sie zukam und im gleichen Moment die Musik wieder einsetzte, diesmal mit heißen Sambarhythmen.
»Wollen wir doch mal sehen, ob ich nicht dazu imstande bin, einen nachhaltigeren Eindruck bei dir zu hinterlassen als nur den eines x-beliebigen Gesellschafters.« Mit einem schalkhaften Grinsen ergriff Marcos ihre Hand und zog sie schwungvoll auf die Tanzfläche.
Sie folgte ihm etwas atemlos. »Ich habe seit mindestens zwanzig Jahren keine Samba mehr getanzt!«
»Na, dann wird es Zeit, dass du wieder damit anfängst.« Er wies mit dem Kinn auf die wenigen anderen Tanzpaare, die sich an die schnellen Rhythmen heranwagten. Silvana konstatierte, dass sie alle deutlich jünger waren als sie beide. »Zeigen wir den jungen Hüpfern mal, wo es langgeht.«
»Marcos …« Sie lachte, als er sie an sich zog, und folgte instinktiv seiner Führung. Ihr Herz schlug einen Tick zu heftig, das Blut rauschte eindeutig zu heiß durch ihre Adern, dennoch genoss sie es, mit diesem sexy Mann zu tanzen. Ihr wurde unnatürlich warm, als ihre Blicke aufeinandertrafen und sich ineinander verhakten. Die Luft um sie herum schien zu knistern, und zwischen ihnen veränderte sich etwas. Die ungezwungene Stimmung, die sich während ihres Flirts entwickelt hatte, wandelte sich in ein unterschwellig erotisches Pulsieren, das nach und nach jede Faser ihres Körpers erfasste. Wie durch einen Schleier hindurch nahm sie wahr, dass um sie herum applaudiert wurde. Es befanden sich nur noch fünf oder sechs Paare auf der Tanzfläche, die mit der unbändigen lateinamerikanischen Musik mithielten.
Silvana wusste, es war brandgefährlich, sich in diesem Augenblick zu verlieren, in diesen beinahe schwarzen Augen, die so ausschließlich auf sie gerichtet waren und von Dingen sprachen, an die zu denken sie sich doch eigentlich verboten hatte.
»So gefällst du mir noch besser.« Sein Lächeln ließ seine Augen gefährlich funkeln.
»Was meinst du?« Ein wenig atemlos drehte sie sich von ihm weg, nur um sich gleich darauf wieder dicht bei ihm wiederzufinden. Ihre Beine folgten seinem Schritt, ohne dass sie darüber nachdenken musste.
»Die ungezügelte Leidenschaft, die du bis eben noch versucht hast zu unterrücken. Vielleicht, weil du glaubst, dass sie sich bei einem ersten Date noch nicht gehört.«
Sie fühlte sich angenehm schwindelig in seiner Nähe. »Das nennst du ein erstes Date?«
»Nicht ganz, aber doch nah genug daran.« Wieder drehte sie sich weg, entfernte sich ein Stück und fühlte sich gleich darauf wieder zurückgezogen. »Es geht doch nichts über eine heiße Samba, um das wahre Gesicht einer Frau zu enthüllen.«
Sie spürte eine Gänsehaut auf ihrem Körper. »Nach meiner Erfahrung wollen die wenigsten Männer das wahre Gesicht einer Frau finden. Schon gar nicht beim ersten Date.«
»Und doch kannst du es vor mir nicht verbergen.« Seine Stimme war deutlich tiefer und rauer geworden und jagte ihr angenehme und zugleich beängstigende Schauder über den Rücken. »Du bist eine außergewöhnliche Frau, Silvana Brenner. Wunderschön. Sexy. Leidenschaftlich.« Sein Gesicht näherte sich dem ihren, doch der schnelle Rhythmus der Musik verbot es ihm, sie zu küssen. Sie wusste nicht, ob sie enttäuscht oder erleichtert sein sollte. »Ich bin sehr froh, dass wir uns heute Abend begegnet sind und dass du für mich diese Ausnahme gemacht hast.«
Sie schluckte, denn aus einem unerfindlichen Grund pochte ihr Herz bis zum Hals hinauf. »Ich sagte doch, ich habe keine …«
»Doch, hast du«, unterbrach er sie und hielt ihren Blick eindringlich mit dem seinen gefangen. »Und wirst du.«
Sie erschrak fast, als die Musik endete und er sie losließ. Ringsum wurde wild gejubelt und applaudiert. Ehe sie reagieren konnte, zog Marcos sie wieder an sich, diesmal sehr sanft. Die Musik wechselte erneut den Rhythmus. Jetzt rieselte Frank Sinatras Strangers in the Night über sie hinweg. Die Stimme des Sängers glich der des Originals ganz erstaunlich und Silvana fühlte sich wie in einen Kokon aus romantischen Klängen gehüllt. »Und was nun?«
Marcos hatte sie so fest an sich gezogen, dass sie seinen festen Körper, die harten Muskeln, seine Stärke überdeutlich spüren konnte. Ihr Blutdruck stieg in ungeahnte Höhen, als sie seine Fingerspitzen spürte, die sachte ihren Rücken hinaufglitten und spielerisch über ihren Nacken strichen. »Nun würde ich sagen, dass wir uns rasch entscheiden sollten – deine Kabine oder meine?«
Das Flattern in ihrer Magengrube wandelte sich zu einem ziehenden, pulsierenden Sehnen. »C-Deck«, murmelte sie und erlaubte sich, ihre Wange für einen Moment an seine Schulter zu legen. Sein herber, männlicher Geruch, vermischt mit einem teuren Rasierwasser, stieg ihr in die Nase.
»B-Deck.« Seine Finger streichelten noch immer über ihren Nacken. »Meine Kabine liegt näher.«
Als die letzten Noten des Liedes verklangen, ergriff Marcos Silvanas Hand und zog sie mit sich von der Tanzfläche und hinüber zu den Aufzügen. Dort fanden sie sich in Gesellschaft weiterer Personen, die einzeln oder in Paaren den Saal verlassen hatten. Sie brachten es fertig, neutral nebeneinander zu stehen, bis sie Marcos‘ Deck erreichten. Zielstrebig führte er sie einen langen Gang entlang und fluchte unterdrückt, als ihnen eine Gruppe junger Frauen entgegenkam, die lachend und scherzend mit Sektflaschen hantierten und den Weg versperrten.
Kurzerhand stieß er eine Tür mit der Aufschrift Staff only / Nur Personal auf, an der sie gerade vorbeikamen, und sie fanden sich in einer Art Pausenraum oder Lounge wieder. In einer Ecke gab es eine Küchenzeile, die Mitte des Raumes wurde von einem niedrigen Couchtisch eingenommen, der von mehreren Sesseln und zwei Sofas umgeben war. Es roch ganz leicht nach Kaffee, Vanille und Karamellgebäck. Ein kleines Notlicht beleuchtete den Raum spärlich.
Entschlossen schob Marcos die Tür zurück ins Schloss und drehte den Schlüssel um; im nächsten Moment lagen seine Lippen fest auf Silvanas Mund.
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Petra Schier, Jahrgang 1978, lebt mit Mann und Hund in einer kleinen Gemeinde in der Eifel. Sie studierte Geschichte und Literatur und arbeitet seit 2003 als freie Autorin. Ihre historischen Romane erscheinen im Rowohlt Taschenbuch Verlag, ihre Weihnachtsromane bei Rütten & Loening sowie MIRA Taschenbuch.
Unter dem Pseudonym Mila Roth veröffentlicht die Autorin verlagsunabhängig verschiedene erfolgreiche Buchserien.
Petra Schier ist Mitglied in folgenden Autorenvereinigungen: DELIA, Syndikat, Autorenforum Montségur
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