Der neue Wohlfühlfaktor: Schreiben auf KnopfdruckSicherlich erinnert ihr euch an meinen im Januar erschienenen Artikel über meine neuen Schreibregeln. Darin hatte ich bereits erwähnt, dass ich jetzt trotz mehr Arbeit auch deutlich mehr Freizeit habe. Und nun will ich noch einen Schritt weitergehen und euch berichten, wie sich mein Wohlfühlfaktor durch das neue “Schreiben auf Knopfdruck” insgesamt durch die Neustrukturierung meines Arbeitsalltags deutlich zugenommen hat.

Ich bin ausgeglichener, weil ich schon in der ersten Tageshälfte den Großteil meines Tagessolls (und manchmal sogar das gesamte) hinter mich gebracht habe. Zumindest war das Schreiben angeht. Autoren tun aber natürlich nicht ausschließlich das (schön wär’s!), sondern müssen auch viele andere Dinge tun, wie zum Beispiel das Bearbeiten lektorierter Manuskripte, Fahnenkorrekturen, beim Selfpublishing, das ich ja als Mila Roth auch betreibe, kommen noch weitere Dinge wie Layout, Grafik (in Zusammenarbeit mit meiner Grafikerin) und viele andere technische Dinge hinzu sowie natürlich der riesige Bereich Marketing. Aber dadurch, dass ich jetzt so viel ungestört schreibe, kann ich all diese anderen Dinge viel entspannte angehen und habe nicht ständig den Schreibteufel im Nacken hocken. Ein ausgesprochen gutes Gefühl.

Und weil ich so angenehm fleißig bin, mich dabei aber nicht mehr dauernd gehetzt fühle, kann ich meine neu gewonnene Freizeit viel besser genießen, ganz ohne ständiges schlechtes Gewissen. Das Stimmchen, das mir früher ständig eingeflüstert hat “Eigentlich müsstest du jetzt aber …” ist ziemlich verstummt. Es äußert sich höchstes noch mal kurz, wenn es um die Buchhaltung geht. :-D Aber auch das bekomme ich noch in den Griff.

Wie machst du das? So viele Seiten am Tag und das quasi auf Knopfdruck?

Nach der Veröffentlichung des oben erwähnten ausschlaggebenden Artikels wurde ich das schon oft gefragt. Meine Antwort: Keine Ahnung, ich tue es einfach.

Es gab einmal eine Zeit, da dachte ich, ich könne am Tag höchstens drei Seiten produzieren. Irgendwann wurden es fünf, dann sieben, nun bin ich bei zehn (plus drei beim zweiten Manuskript). Ich habe mich langsam, über viele Jahre, gesteigert, und im Grunde nur, weil mir die Zeit davonlief und ich einfach nicht so viel geschafft habe, wie ich gerne wollte. In meinem Kopf tummeln sich unzählige Ideen und wenn ich nicht wenigstens einen Großteil davon irgendwann umgesetzt bekomme, werde ich bestimmt mal verrückt. Also musste ich einen Weg finden, produktiver zu werden. Das allmähliche Anheben der täglichen Seitenzahl ist dabei ein Schritt, der zweite ist das parallele Schreiben an zwei Manuskripten. Wobei ich hinzufügen möchte, dass es immer recht unterschiedliche Bücher sind, die ich da gleichzeitig bearbeite. Also nicht etwa zwei historische Romane parallel, sondern  zwei verschiedene Genres. Somit kommen sich die beiden Themen nie ins Gehege und ich kann mich auch sprachlich jeweils komplett neu einstellen.

Das mag für manche Autorinnen und Autoren funktionieren, für andere nicht. Jeder schreibt anders. Für mich ist es die (derzeit) perfekte Lösung.

Wie wird man nun auf Knopfdruck kreativ?

Dazu kann ich nur sagen: Hinsetzen und ausprobieren, sprich losschreiben. Wenn die Ablenkungen durch die sozialen Netzwerke und E-Mails (WhatsApp und dergleichen zähle ich ebenfalls hinzu) tabu sind, spornt das auch irgendwie an. Man ist ja neugierig, was in der Welt los ist und was Kolleginnen und Leser so alles von sich geben. Um das zu erfahren, muss ich aber erst einmal fleißig sein.

Man verpasst übrigens auch nicht wirklich was, wenn man erst mittags das Internet einschaltet. Die wichtigen Nachrichten, die man erfahren muss, erfährt man auch dann noch. PNs sind ebenso geduldig wie E-Mails. Wer wirklich etwas unaufschiebbar Wichtiges von mir will, kann mich anrufen. Wer meine Nummer nicht hat, dürfte auch kaum in der Position sein, mir derart lebenswichtige Informationen übermitteln zu müssen. Alles Übrige hat Zeit, bis meine Manuskripte auf ihr Tagessoll angewachsen sind.

Fällt das schwer?

Seltsamerweise überhaupt nicht. Ich dachte auch erst, ich müsse so etwas wie Facebook-Entzugserscheinungen bekommen, aber dem war und ist nicht so. Versteht mich nicht falsch, ich liebe die sozialen Netzwerke und den Austausch mit meinen Freunden und Fans nach wie vor, aber ich brauche auch viel Zeit für meine Bücher und das hat ab sofort einfach Vorrang.

Die ersten paar Tage oder sagen wir die erste Woche war etwas seltsam, weil man ja doch über lange Zeit gewisse Gewohnheiten eingeschliffen hat. Aber nachdem ich bewusst diesen Kreis aus PC einschalten, Outlook öffnen, Facebook anklicken in PC einschalten, Papyrus Autor einschalten, Browserfenster nur mit Google-Eingabemaske (für Recherchen) öffnen und ggf. noch YouTube-Playlist passend zum Manuskript einschalten, losschreiben geändert hatte, lief alles reibungslos.

Auf Knopfdruck kreativ zu sein, ist im Grunde immer einfach oder schwierig, ganz gleich, wann und unter welchen Umständen man schreibt. Das ist keine Besonderheit meines neuen Arbeitsplans. Es gibt gute Tage und zähe, solche, an denen ich einen Lauf habe, und andere, an denen die Geschichte einfach nicht voranschreiten will und ich sie mehrmals heftig in den Hintern treten muss (sozusagen), damit sich was tut.

Schreiben ist harte Arbeit und auf die Muse zu warten, immer eine schlechte Idee. Meine ist ein faules Luder, das am liebsten auf der Couch rumlungert und nichts tut. Aber ich weiß inzwischen, dass sie sich irgendwann dazu bequemt, sich mir anzuschließen, wenn ich einfach loslege. Ich überarbeite grundsätzlich zuerst den Text, den ich am Vortag geschrieben habe, sodass ich schon allein dadurch wieder in die Geschichte hineinkomme. Von dem Punkt an tippe ich einfach weiter, mal langsam, mal schnell. Irgendwann rafft sich meine liebe Muse dann auch auf, manchmal mit einem Motzen, oft aber doch durchaus neugierig, was ich da womöglich ganz ohne sie schon geschafft habe. Und sobald sie mir über die Schulter schaut, habe ich sie am Haken und lasse sie nicht wieder weg, bis mein Pensum im Kasten ist.

Das hat viel mit Disziplin zu tun aber hauptsächlich auch mit der richtigen Einstellung. Ich war schon immer sehr produktiv. Eine Vielschreiberin, aber oftmals noch zu unstrukturiert. Das hat mich zuweilen unzufrieden gemacht und gestresst. Stress ist aber nicht unbedingt ein positiver Begleiter im Schreibprozess. Zwar kann ein wenig (Zeit-)Druck durchaus hilfreich sein, aber das ist etwas anderes. Wenn man sich stressen lässt, leidet das Schreiben früher oder später oder man gerät in eine Blockade, wird frustriert und unglücklich.

Wohlfühlfaktor SchreibenIch für meinen Teil bin lieber zufrieden und glücklich, vor allen Dingen, wenn es um meinen Beruf geht, der doch eigentlich der Schönste überhaupt ist. Ich darf andere Menschen mit meinen Geschichten den Alltag verschönern, sie für ein paar Stunden von ihren Problemen und Sorgen ablenken, sie in meine Romanwelten entführen. Das kann ich besser tun, wenn es mir gut geht und meine Gesundheit nicht unter dem Stress leidet, den ich, das gebe ich gerne zu, oft selbst verursacht habe, weil ich kostbare Schreibzeit mit Dingen verbracht habe, die ich auch später noch hätte erledigen können.

Es gibt im Schreiballtag eines Autors nur wenige Dinge, die einem davonlaufen könnten. Wenn man sich das klarmacht und sich vor Augen führt, dass das Internet, die sozialen Netzwerke, die Flut an Ablenkungen da draußen in zwei, drei, vier Stunden immer noch da sein werden, hat man den Schlüssel für viel herrliche Schreibzeit gefunden.

Der Beweis für die massive Verbesserung meines Schreiballtags sind (Stand heute) zwei beendete Manuskripte für 2017. Kommende Woche werde ich beide ins jeweilige Lektorat abgeben und gleichzeitig mit zwei neuen Projekten beginnen. Wieder eines für einen Verlag und eines im Selfpublishing. Und wenn alles läuft, wie es soll, werde ich erstmals seit langer, laaanger Zeit wieder so etwas wie einen richtigen, echten Sommerurlaub haben. Und einen im Herbst. Und trotzdem (oder gerade deswegen) mehr schreiben als je zuvor.

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