Heute möchte ich euch gerne wieder einmal einen schönen Textausschnitt aus Inseln weinen nicht präsentieren. Darin befinden wir uns immer noch im ersten Kapitel, nur wenig nach dem Sneak Peek Nr. 1. Ich mag das erste Kapitel ganz besonders gerne, aus diversen Gründen. Glaubt aber nicht, dass ich euch im Folgenden schon das Beste gespoilert habe. ;-) Nein, so gut dieser Sneak Peek (hoffentlich) auch ist: Da kommt noch mehr …
Tippfehler oder stilistische Unebenheiten müsst ihr wie immer entschuldigen oder einfach überlesen, denn der Text ist ja noch nicht lektoriert. Dafür gibt es darin aber schon einen Hinweis, warum ich mich für den Titel Inseln weinen nicht entschieden habe. Könnt ihr es erraten? ;-)
Viel Vergnügen mit Janna und Markus!
Markus trat an den Aufzug, der sich nur mittels Handabdruckscanner öffnen ließ. Als die Türen sich öffneten, warf er Janna einen bezeichnenden Blick zu. »Sie sagt, sie will sich nicht binden. Dazu sei sie noch zu jung.«
»Ach.«
»Und das kommt mir sehr entgegen.«
»Bist du sicher, dass sie das nicht vielleicht nur sagt, damit du nicht gleich die Flucht ergreifst?«
Markus hielt kurz inne, runzelte die Stirn.
Hatte sie einen Nerv getroffen? Sie war sich nicht sicher, weil er darauf nicht weiter einging. Schließlich hüstelte sie. »Hast du auch mehrere Freundinnen – oder Bettbekanntschaften – gleichzeitig?«
»Nein.« Markus betätigte den Fahrstuhlknopf fürs Erdgeschoss; die Türen schlossen sich. »Das ist mir zu stressig. Und es wäre den betreffenden Frauen gegenüber respektlos.«
Überrascht merkte Janna auf. »Dir gegenüber ist es genauso respektlos, wenn Celine nebenher noch mit anderen Kerlen rummacht. Stört dich das überhaupt nicht?«
»Nein.« Angelegentlich blickte Markus auf die Fahrstuhlanzeige. »Können wir bitte das Thema wechseln?«
»Magst du sie denn kein bisschen?«
Er zog die Stirn in Falten. »Das habe ich nicht gesagt. Wir kommen gut miteinander aus. Haben Spaß. Sie ist witzig und intelligent. Sexy.«
»Nicht mehr?«
Wieder traf sein gewittriger Blick sie. »Was willst du eigentlich von mir hören?«
Geräuschlos öffneten sich die Fahrstuhltüren im Erdgeschoss.
»Ich weiß es nicht.« Janna hob die Schultern und trat vor Markus aus dem Aufzug. »Ich verstehe nur nicht, wie man so leben kann wie du. So ohne echte Gefühle und ohne Bindungen. Das wäre nichts für mich.«
»Hat ja auch niemand verlangt, dass du so leben musst wie ich, oder?« Mit ausholenden Schritten strebte er dem Empfangstresen im Foyer zu, hinter dem heute eine schicke blonde Mittvierzigerin ihren Dienst tat. »Morgen, Sylvia. Alles klar?« Er schenkte der Empfangsdame sein typisches charmantes Lächeln. »Melden uns gehorsamst zurück.« Spielerisch salutierte er. »Ach ja, Krautsuppe ist das heutige Passwort.«
»Guten Morgen, Herr Neumann.« Sylvia Birkner lächelte zwar, hob aber zugleich erschrocken die Augenbrauen. »Lieber Himmel, wie sehen Sie denn aus? Und Frau Berg, Sie ebenfalls? Regnet es etwa?« Sie warf einen Blick durch die zweiflüglige Eingangstür nach draußen.
»Nein.« Janna lächelte ihr ebenfalls zu. »Wir haben eine nicht ganz freiwillige Dusche unter dem Jupiter-Brunnen in der Rheinaue genommen.«
»Ach herrje, dann ziehen Sie sich mal lieber rasch um. Sie haben doch Kleidung zum Wechseln? Sonst organisiere ich welche für Sie.«
»Nein, schon gut.« Janna winkte ab. »Ich habe oben Sachen im Spind. Du doch auch, oder?« Sie warf Markus einen fragenden Blick zu.
»Alles vorhanden«, bestätigte er.
»Gut.« Die Empfangsdame lächelte erleichtert. »Hier, bitte sehr, Ihre Ausweise.« Sie reichte ihnen die Dienstausweise, die sie hier im Haus stets gut sichtbar an der Kleidung befestigen mussten.
»Danke sehr!« Janna schnappte sich ihren Ausweis und eilte zur Treppe. Sie hätte zwar auch den Aufzug nehmen können, doch die Bewegung hielt sie warm. Sie wollte sich auf gar keinen Fall erkälten, denn sie hatte ihren beiden Pflegekindern, den neunjährigen Zwillingen Susanna und Till versprochen, am Wochenende etwas mit ihnen zu unternehmen.
Markus folgte ihr auf dem Fuße und nur wenig später traten sie, ebenfalls wieder nach einem Handflächen-Scan, durch die schusssichere Glastür, auf der in gut lesbaren Buchstaben stand:
Abt. 7A
Forschung & Entwicklung
Demografie
Nationale und internationale Märkte
Hinter der zweiten Tür auf der linken Seite lag das Büro, dass sie sich teilten. Janna legte eilig ihr Handy sowie ihre Handtasche, die sie aus dem Auto mit heraufgebracht hatte, auf ihren Schreibtisch. Anschließend ging sie zielstrebig auf die letzte Tür rechts am Ende des Ganges zu, hinter der sich die Waschräume befanden. »Ich will nur noch aus den nassen Sachen raus!« Ohne weiter darauf zu achten, dass Markus ihr immer noch folgte, trat sie in den kleinen Umkleideraum auf der linken Seite, der sich gleich neben der Damendusche befand. Dort hatte sie einen der drei Spinde mit Kleidern zum Wechseln und ein paar persönlichen Toilettenartikeln und anderen Gegenständen gefüllt.
Markus war indes zur Herrenumkleide gegangen und sie hörte, wie er seinen Spind öffnete. »Zerbrich dir nicht meinen Kopf«, rief er zu ihr herüber. »Mir gefällt mein Leben so, wie es ist. Ganz abgesehen davon lebt es sich ohne Bindungen meiner Meinung nach wesentlich unkomplizierter.«
»Kann schon sein.« Janna zog sich das T-Shirt über den Kopf und schälte sich aus den feuchten Jeans. »Aber auf Dauer könnte ich das trotzdem nicht. Der Mensch ist nicht dafür geschaffen, ewig einsam und allein zu sein.«
»Ich bin nicht einsam und allein.«
»Das ist deine Meinung.«
»Ist es auch.«
Janna stieß eine Mischung aus Seufzen und Lachen aus. »Na klar, du bist wie eine Insel.«
»Eine was?« Markus raschelte mit seinen Klamotten, zog sich also anscheinend auch gerade aus.
»Eine Insel.« Janna tauschte rasch den feuchten BH gegen ein schlichtes weißes und herrlich trockenes Bustier. Auch ihren Slip musste sie wechseln. Der Wasserfall hatte wirklich ganze Arbeit geleistet. »Du weißt schon, wie in dem Song von Simon & Garfunkel: I am a rock, I am an i-i-i-land«, trällerte sie.
Wieder raschelte es nebenan. »Was ist so schlimm daran?« Markus räusperte sich und sang dann sehr melodisch: And a rock feels no pain, and an island never cries.«
»Ha ha.« Janna legte ihre nassen Sachen über den Stuhl, der in der Zimmerecke stand, und wandte sich dann wieder dem Spind zu, um sich trockene Jeans und ein passendes Oberteil herauszusuchen. »Zufällig weiß ich aber, dass du nicht aus Stein bist.«
»Was du nicht sagst.« Markus schlüpfte rasch in trockene enganliegende schwarze Shorts und warf die nasse Unterwäsche zu seinen übrigen Klamotten auf dem Boden. Er wusste nicht recht, was er von dieser Unterhaltung halten sollte. Normalerweise sprach er nicht über seine Probleme oder Gefühle – wozu auch? Er hatte von klein auf gelernt, allein mit sich zurechtzukommen. Seit Janna in sein Leben getreten war, hatte sich jedoch so einiges für ihn verändert. Sie war ihm eine gute Freundin geworden, die beste, die er je gehabt hatte. Auch wenn – oder gerade weil – sie ihm mit ihrer eindringlichen Art manchmal gehörig auf den Keks ging. So wie jetzt.
»Mit einem Stein könnte ich niemals befreundet sein.« Sie schwieg einen Moment, als er darauf nicht antwortete. »Wir sind doch befreundet?«
Markus grinste grimmig. »Ich denke schon. Zumindest sind wir es noch. Wenn wir allerdings nicht bald das Thema wechseln, könnte ich es mir noch mal überlegen.« Während er sprach, trat er an die Tür zur Damenumkleide, die einen Spalt offenstand. Da er annahm, dass Janna inzwischen wieder voll bekleidet war, streckte er den Kopf durch den Türspalt. »Ich kann nämlich ganz gut ohne …« Erschrocken hielt er inne. Janna stand an ihrem Spind, nur mit einem knappen weißen Slip und einem ebenfalls weißen Bustier bekleidet. Doch auch wenn der Anblick ihres schlanken Körpers und ihrer wohlgerundeten Brüste ihn alles andere als kalt ließ, heftete sein Blick sich auf etwas gänzlich anderes. »Um Himmels willen, Janna!«
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Geheimagent Markus Neumann ist nicht wenig überrascht, als einer seiner Informanten ihn um Hilfe bittet: Dessen sechzehnjährige Nichte Annabelle ist ins Neonazi-Milieu abgerutscht und will diesem jetzt zusammen mit ihrem Freund wieder entkommen. Die Gruppierung ist jedoch dafür bekannt, Aussteiger mit brutalen Mitteln zu verfolgen. Markus, der selbst als Jugendlicher mit der Organisation in Berührung kam, ist sofort bereit, den beiden jungen Leuten zu helfen. Gemeinsam mit den Kollegen vom BKA, die die Neonazis bereits seit längerem im Auge haben, schmiedet das Institut einen Plan, der zunächst aufzugehen scheint. Auch Janna ist froh, aktiv ihren Beitrag leisten zu können, um den beiden Jugendlichen zu helfen. Doch dann wird Annabelle von Mitgliedern der Gruppierung als Verräterin gebrandmarkt und die Dinge geraten außer Kontrolle.
Inseln weinen nicht
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Erscheint voraussichtlich im Sommer 2021
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Petra Schier, Jahrgang 1978, lebt mit Mann und Hund in einer kleinen Gemeinde in der Eifel. Sie studierte Geschichte und Literatur und arbeitet seit 2003 als freie Autorin. Ihre historischen Romane erscheinen im Rowohlt Taschenbuch Verlag, ihre Weihnachtsromane bei Rütten & Loening sowie MIRA Taschenbuch.
Unter dem Pseudonym Mila Roth veröffentlicht die Autorin verlagsunabhängig verschiedene erfolgreiche Buchserien.
Petra Schier ist Mitglied in folgenden Autorenvereinigungen: DELIA, Syndikat, Autorenforum Montségur
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