Textschnipsel Nr. 5: Strandkörbchen und Wellenfunkeln

 

Da ist er schon, der allerletzte Textschnipsel zu meinem neuesten Lichterhaven-Roman. Es sind nur noch zwei Wochen, bis das Buch in allen Buchhandlungen vor Ort und Online zu haben ist, sowohl als Taschenbuch als auch in elektronischer Form. Vorbestellen könnt ihr es natürlich jetzt schon. Ich habe lange überlegt, welche Textstelle ich euch diesmal zeigen soll, denn immerhin soll sie euch ja ganz viel Lust auf das Buch machen. Da es ein Liebesroman ist, habe ich mich für, genau, eine Liebesszene entschieden. Oder doch zumindest eine mit einem Kuss. Also was Romantisches. Oder so ähnlich. Na ja, entscheidet lieber selbst und mit etwas Glück habe ich genau die richtige Szene erwischt und ihr rennt jetzt sofort zur nächsten Buchhandlung oder klickt in einen Online-Shop und sichert euch euer Exemplar, um pünktlich zum Erscheinungstag in Erfahrung zu bringen, wie es, verflixt noch mal, weitergeht. ;-) Viel Spaß!

 

Aus dem 9. Kapitel

»Lars!« Ihr Herz machte einen heftigen Satz, als sie ihn erkannte.
Er blickte ihr mit einem seltsamen Ausdruck entgegen.Auf seinem Schoß lag zusammengerollt Jolie.
Als die kleine Hündin Luisas Stimme vernahm, hob sie gleichermaßen verblüfft wie verschlafen den Kopf.
Wie? Was? Wo bin ich? Oh, gar nicht in meinem Körbchen,sondern immer noch hier draußen und auf Lars’ Schoß. Und da ist ja Luisa. Wohnt die etwa hier? Jolie wedelte leicht mit der Rute. Hallo Luisa. Weißt du vielleicht, was wir hier machen?Ich habe nämlich keine Ahnung, warum Lars mich hierher gebracht hat und jetzt schon seit einer Ewigkeit hier herumsitzt. Ich bin dabei eingeschlafen, weil ich sooo müde war.
Luisa ging langsam auf Lars zu und blieb vor ihm stehen. »Was machst du denn hier?«
»Mich lächerlich, fürchte ich.« Er rieb sich über die Stirn.
»Wartest du hier auf mich, seit du aus dem Krabbenkutter weg bist?« Verunsichert wanderte ihr Blick zwischen ihm und Jolie hin und her. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was ihn dazu veranlasst haben mochte.
»Nicht ganz.« Er verzog etwas kläglich die Lippen. »Ich war schon zu Hause, konnte aber nicht …« Noch einmal rieb er sich über die Stirn. »Scheiße.« Abrupt hob er den Kopf. »Ich will nicht, dass du mit diesem Typen ausgehst.«
»Was?« Verblüfft und entgeistert zugleich starrte sie ihn an. Ihr Herzschlag holperte erneut. »Mit Hanno?«
»Ja.« Sein Blick wirkte entschlossen und gequält zugleich. »Nein. Egal mit wem.«
Ärger stieg in ihr auf und mischte sich mit einem heftigen Flattern in ihrer Magengrube. Dennoch bemühte sie sich, ganz ruhig zu bleiben, und setzte sich neben ihn auf die oberste der beiden Stufen vor der Haustür. »Warum?«
Er schluckte hörbar. »Ich weiß es nicht. Können wir das einfach so stehenlassen?«
»Nein, können wir nicht.« Der Ärger gewann die Oberhand. »Du kannst hier nicht einfach auftauchen und mir vorschreiben, mit wem ich ausgehen darf und mit wem nicht.«
»Ich will dir nichts vorschreiben, Luisa.« Ein drittes Mal fuhr er mit der Hand über seine Stirn. »Ich will nur nicht … Ich kann nicht dabei zusehen, wie du … mit ihm … zusammen bist.«
»Ich war früher auch schon mit Männern zusammen.«
Er sah aus, als hätte sie ihn geschlagen. »Hör zu … Ich weiß auch nicht genau, warum ich hier bin und was ich dir sagen soll. Ich weiß nur, dass ich vorhin fast verrückt geworden bin, als Hanno dich so umgarnt hat.«
»Umgarnt?«
»Nenn es, wie du willst. Ich war kurz davor, ihm eine reinzuhauen.«
Das lästige Flattern in ihrer Magengrube kämpfte wieder um die Vorherrschaft, ebenso wie ihr beschleunigter Puls. »Und«, sie versuchte, sich zu sammeln, »warum glaubst du, ist das so?«
Sie erschrak, als er sich ihr blitzschnell zuwandte, seine Hand nach ihr ausstreckte und sie näher zu sich heranzog. Im nächsten Moment lagen seine Lippen bereits fest auf ihren. Ein fast schon schmerzhafter Stich durchfuhr sie, ihr Blutdruck schnellte in die Höhe, ihr Herz geriet vollkommen außer Kontrolle. Atemlos umfasste sie sein Handgelenk, als er ihr die Hand an die Wange legte und sie noch dichter an sich zog. Sein Mund wanderte warm und suchend über ihren, bis sie nachgab und den Kuss erwiderte.
Mit einem gequälten Laut verstärkte er den Druck seiner Lippen, löste sich aber im nächsten Moment schwer atmend wieder von ihr und zog auch seine Hand wieder zurück. Jolie brummelte ein wenig, wohl weil sie beinahe von seinem Schoß gerutscht wäre. Etwas fahrig griff er nach der Hundeleine. »Eine andere Antwort kann ich dir nicht geben.«
Luisa brauchte einen Moment, um sich wieder zu fangen und einigermaßen geradeaus zu denken. Ihre Lippen prickelten vom Zusammenstoß mit den seinen und alles in ihr schien in Aufruhr geraten zu sein. Sogar ihre Hände zitterten leicht, sodass sie die fest im Schoß verschränkte, damit er es nicht sah. »Ein …« Sie musste sich räuspern. »Ein stichhaltiges Argument.«
»Luisa …« Er wirkte alles andere als glücklich über den Kuss. »Geht es nur mir so?«
»Was, wenn ich jetzt nein sage?« Ihr Herz pochte bis hinauf in ihre Kehle und erschwerte ihr das Reden.
»Dann haben wir ein noch größeres Problem, als ich dachte.« Ehe sie etwas erwidern konnte, hob er beschwichtigend die Hand. »Ich weiß, ich habe kein Recht dazu, und wenn es nur mich beträfe, könntest du mich zum Teufel jagen und alles wäre beim alten. Oder zumindest würde dann weit weniger auf dem Spiel stehen.«
»Es betrifft aber nicht nur dich, Lars.« Es tat weh, das zuzugeben und aus unerfindlichem Grund musste sie plötzlich mit den Tränen kämpfen. »So etwas betrifft nie nur einen allein.«
»Das meinte ich nicht.«
»Ich weiß, was du gemeint hast. Du hast noch Gefühle für mich und ja, mir geht es umgekehrt genauso.«
Zischend stieß Lars die Luft aus. Mit derart offenen Worten hatte er offenbar nicht gerechnet. Luisa wusste selbst nicht, woher sie den Mut genommen hatte, sie auszusprechen. Doch nun waren sie heraus und sie würde sie nicht zurücknehmen.
Für einen langen Moment legte er den Kopf in den Nacken und starrte zum nachtschwarzen Himmel hinauf. Luisa folgte kurz seinem Blick. Da inzwischen das Außenlicht wieder ausgegangen war, konnte man hier und da zwischen den vorbeiziehenden Wolken vereinzelt Sterne erkennen.
»Du weißt, dass das nicht so einfach ist. Ich kann einfach nicht so … fühlen. Aber du bist mir sehr wichtig, das weißt du. Ich habe keine Ahnung, was ich tun oder wie ich mich verhalten soll, Luisa. Ich bin damals auch weggegangen, damit du mich vergessen kannst. Es war gut so, wie ich gehandelt habe. Es war richtig. Ich …«
»Nein, war es nicht«, unterbrach sie ihn, nun wieder wütend. »Es war falsch, dass du einfach so verschwunden bist, ohne vorher etwas zu sagen. Ohne dich zu verabschieden. Ohne … Ohne mir die Chance zu geben, dich aufzuhalten.«
»Du hättest mich nicht aufhalten können.«
»Aber vielleicht hättest du mir erklären können …«
»Nein. Versteh doch, es war besser für dich, für uns beide, dass ich die Sache schnell und schmerzlos beendet habe.«
»Schmerzlos?« Bittere Galle stieg in ihrer Kehle auf. »Das ist wohl nicht dein Ernst.«
»Ich wusste, dass du darüber hinwegkommen würdest. Und ich hatte recht. Du hast dein Leben weitergelebt, bist deinen Weg gegangen, so wie es dir bestimmt war. Ich hätte dich nur aufgehalten.«
Verständnislos blickte sie ihn an. »Das glaubst du doch nicht wirklich.«
»Doch. Ich glaube es nicht nur, ich weiß es. Wenn irgendjemand damals erfahren hätte, dass du und ich … dass wir … Was hätten sie gesagt?«
Nun war es an Luisa, den Kopf in den Nacken zu legen und die Sterne zu betrachten. Es gab nur eine ehrliche Antwort auf seine Frage. »Sie hätten mich vor dir gewarnt. Sie hätten mich für verrückt erklärt und mir aufgezählt, wie viele Mädchen und Frauen du schon …« Sie wollte es nicht aussprechen. »Sie hätten gesagt, dass ich bloß eine weitere Kerbe in deinem Bettpfosten bin.«
Wieder atmete er geräuschvoll ein und wieder aus. »Ich wollte nie mit dir spielen, Luisa. Wenn ich verdammt noch mal klüger gewesen wäre und meinen Verstand benutzt hätte, wäre es gar nicht so weit gekommen. Ich hätte es verhindern müssen.«
»Warum hast du es nicht getan?«
Er wich ihrem Blick aus. »Weil ich ein Idiot war, deshalb. Ich war …«
»Verliebt?«
Sein Kopf hob sich ruckartig und er starrte sie in einer Mischung aus Entgeisterung und Verzweiflung an. »Ich verliebe mich nicht, Luisa. Das weißt du.«

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Luisa hat sich einen Traum erfüllt: Sie hat ihre eigene Tierarztpraxis eröffnet! Voller Hingabe beginnt sie nun, sich für ihre flauschigen Patienten einzusetzen. Da steht eines Tages Lars vor der Tür – ihre erste große Liebe. Im Arm hält er einen winselnden Golden-Retriever-Welpen. Luisa sieht sofort, wie dringend das Tier ihre Hilfe braucht. Wie gut, dass der Notfall sie von ihren Gefühlen für Lars ablenkt, die sofort wieder in ihr brodeln. Auf keinen Fall darf sie zulassen, dass dieser Mann ihr noch einmal das Herz bricht!

Strandkoerbchen und Wellenfunkeln
Strandkörbchen und Wellenfunkeln

Petra Schier

MIRA Taschenbuch & eBook, 444 Seiten
ISBN 978-3745700053
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Erscheint am 1. April 2019

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