Textschnipsel Kleiner Streuner - große Liebe
Eine ganze Weile habe ich überlegt, welchen Textschnipsel aus meinem neuen Weihnachtsroman Kleiner Streuner – große Liebe ich euch als ersten präsentieren soll. Und ja, ich weiß, es ist (noch) Sommer. Aber viele von euch warten ja schon so ungeduldig auf den neuen Lesestoff, also dachte ich, ein bisschen was Vorweihnachtliches geht auch schon Ende August.

Beim Durchsehen der ersten Seiten des Manuskripts fiel mir dann ein, dass es eine Szene gibt, bei der ich selbst beim Schreiben ein bisschen schniefen musste. Und damit es euch (vielleicht) genauso geht, kriegt ihr jetzt genau diese Szene zu lesen.

3. KAPITEL

„Komm, Kleiner, das schaffst du!“ Zusammen mit Elf-Zwei und Elfe-Acht half Elf-Siebzehn dem kleinen Hund auf die Ladefläche des Pickups und zog die Abdeckplane über ihnen zurecht, damit niemand sie sehen konnte.
Warum tut ihr das? Der kleine dunkelbraune Hund mit den weißen Pfötchen, gerade ein knappes Jahr auf dieser Erde, keuchte ein wenig vor Anstrengung. Er hatte kaum Kraft, sich aufrecht zu halten, obwohl Elf-Siebzehn, der die Tiersprache am besten beherrschte, ihm Wasser und einige Leckerchen gegeben hatte. Ich bin so müde, ich möchte nicht mehr leben. Es ist alles viel zu anstrengend.
„O nein, so etwas darfst du nicht einmal denken!“ Betroffen streichelte der Elf dem Hund über das struppig-verfilzte Fell, das sich über den Rippen spannte. „Du darfst nicht aufgeben, mein Kleiner. Wir finden ein schönes Zuhause für dich.“
Ein Zuhause? Matt schloss der Hund die Augen. Ich weiß gar nicht, was das ist. Mich will doch sowieso niemand. Mein erstes Herrchen hat mich meiner Mama weggenommen, als ich noch ganz klein war, und hat mich an eine Frau verkauft, die zuerst noch ganz lieb zu mir war. Und die anderen Menschen aus ihrem Rudel auch. Aber dann haben sie mich eines Tages in einen Wald neben einer großen Straße gebracht und an einem Baum festgebunden. Ich dachte, sie wollten nur mal kurz weg, aber sie sind nie wieder zurückgekommen. Ich hatte solche Angst! Und Durst. Irgendwann habe ich es geschafft, mich loszumachen, und seitdem laufe ich einfach so rum. Wohin ich auch komme, jagen die Menschen mich weg oder reden vom Tierheim. Da will ich aber nicht hin, denn von anderen Hunden auf der Straße habe ich gehört, dass es dort gar nicht schön ist. Hundegefängnis nennen sie das.
„Ach, du Armer.“ Traurig tätschelte Elfe-Acht den Hund hinter den Ohren. „Aber so schlimm ist das Tierheim auch wieder nicht. Zumindest hättest du dort nicht hungern müssen.“
Bringt ihr mich etwa jetzt ins Tierheim? Der kleine Hund sah traurig zu den Elfen auf. Macht euch nicht so viel Mühe. Ich habe doch sowieso kaum noch Kraft. Vielleicht schlafe ich irgendwann einfach ein und wache nicht mehr auf.
„Nein!“ Erschrocken umfasste Elf-Zwei seine Pfote und drückte sie sanft. „Nein, das darf auf gar keinen Fall passieren. Du musst kämpfen und am Leben bleiben. Wir haben Santa Claus versprochen, dass wir alles tun, damit du ganz bald dein neues Zuhause bekommst. Nicht im Tierheim, sondern bei lieben Menschen. Aber du musst dann auch etwas für uns tun, und das geht nur, wenn du stark bleibst.“
In den Augen des Hundes glomm ein Funken Neugier auf. Was muss ich denn tun? Und wer ist Santa Claus?
Elf-Siebzehn atmete auf und lächelte geheimnisvoll. „Das erklären wir dir jetzt, damit können wir uns die Zeit vertreiben, bis wir an unserem Ziel angekommen sind. Hör gut zu!“

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Kleiner Streuner - große Liebe


Kleiner Streuner – große Liebe
Petra Schier

MIRA Taschenbuch Verlag
ca.  304 Seiten
ISBN 978-3-956497-51-3
9,99 €

Auch als eBook erhältlich.

Erscheint am 9. Oktober 2017

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