Unlektoriert wie immer kommt der neue Textschnipsel aus Die Bastardtochter daher. Ich teile ihn mit euch, weil ich ihn so allerliebst finde. Wer Die Gewürzhändlerin gelesen hat, wird schnell verstehen, warum. Manche Geheimnisse bleiben eben nicht ewig verborgen. ;-) Vielleicht hat ja die eine oder der andere von euch Lust, die Originalszene noch einmal nachzuschlagen.
Ursprünglich war nicht geplant, dass Luzia ihrer Freundin jemals etwas über die Sache verraten würde. Aber während ich den Einstieg in die folgende Szene schrieb, ergab es sich von ganz allein. Luzia hatte ganz offensichtlich das Bedürfnis, darüber zu sprechen, sonst hätte sie sich wohl nicht verplappert. Das ist ganz typisch für Romanfiguren, die sich verselbstständigen. Sie übernehmen die Regie und werfen manchmal die eigentlich geplante Handlung komplett durcheinander. Oder ergänzen sie um spannende Aspekte, die ich als Autorin so nicht vorausgesehen habe. Das wiederum hat mich in diesem speziellen Fall zu einer weiteren Szene geführt, die nicht vorgesehen war, jedoch ein interessantes und aufschlussreiches Licht auf Antons Charakter wirft. Dazu erfahrt ihr dann mehr im 4. Textschnipsel, irgendwann in den kommenden Wochen. ;-)
Hier kommt der 3. Textschnipsel:
»Du hast noch immer diese Träume?« Alarmiert richtete Elisabeth sich auf. »Davon hast du nie etwas gesagt. Doch wohl nicht wieder warnende Gesichte, oder?«
»O doch, und was für welche!« Luzia schüttelte halb erheitert, halb verärgert den Kopf. »In den letzten Jahren haben sie mich erfolgreich vor überkochender Milch, angebrannten Suppen und aufgeschlagenen Knien meiner Kinder gewarnt. Verhindern konnte ich einiges davon trotzdem nicht. Allerdings war ich in der Lage, den einen oder anderen betrügerischen Handelspartner vorzeitig zu erkennen, also darf ich mich eigentlich nicht über diese Vorahnungen beschweren.«
Elisabeth entspannte sich wieder und atmete hörbar ein und aus. »Es summt und leuchtet aber nicht mehr?«
»Nein, schon seit dieser Sache damals mit Albrecht nicht mehr. Anton hat auch nie etwas davon geschrieben, dass die Kette allein sich irgendwie seltsam verhalten hätte. Mag sein, dass er auch nicht so empfänglich dafür ist. Martin hat ja auch nie etwas von ihren magischen Fähigkeiten bemerkt. Aber mir gefällt der Gedanke, dass sie Anton doch irgendwie beschützt und ihm Glück gebracht hat.«
»Ja, vielleicht liegt die größte Macht auch in Kreuz und Rahmen und nicht in der Kette. Wer weiß.« Noch einmal tippte sich Elisabeth nachdenklich gegen die Unterlippe. »Behüten wird sie Anton ganz sicher, davon bin ich überzeugt. Schau, wie gut es ihm ergangen ist. Ich bin sicher, wenn er erst einmal hier ist, wird er aus dem Erzählen monatelang nicht mehr herauskommen.«
»Ja, wenn wir ihn zum Reden bringen. Er war früher oft so still und in sich gekehrt. Allerdings wurde es besser, als er dann bei Martin in die Lehre kam. Doch selbst da hat er kaum jemals über die Stränge geschlagen. Außer …«
»Außer was?« Neugierig hob Elisabeth den Kopf.
Luzia lächelte versonnen. »Ich erinnere mich an das erste Mal, dass er sich betrunken hat. Er hat uns damals auf unsere gemeinsame Fahrt zur Benediktinerabtei Laach begleitet und von dort aus nach Kempenich. Auf der Burg hat er mit ein paar Knechten Wiedersehen gefeiert und …« Mit einem verlegenen Räuspern verstummte Luzia.
»Und was?«, hakte Elisabeth ungeduldig nach.
»Ich weiß nicht, ob ich das überhaupt erzählen darf. Immerhin waren Martin und ich damals noch nicht verheiratet, ja sogar noch meilenweit davon entfernt.«
»Ach?« Elisabeths Augenbrauen wanderten in die Höhe.
»Hm, ja. Anton nahm unsere gemeinsame Kammer in seinem Rausch derart in Beschlag, dass ich gezwungen war, bei Martin zu übernachten. In seinem Bett.«
»Luzia!«
»Ich hatte einen fürchterlichen Hexenschuss.«
»Hexenschuss?« Interessiert musterte Elisabeth die Freundin.«
»Martin hat mich massiert, damit der Schmerz vergeht.« Wieder räusperte sich Luzia.
»Massiert?«
»Äh, ja. Und so weiter.«
»Und so weiter?«
»Musst du alles, was ich sage, wiederholen?«
»Ja, muss ich. Ich bin empört!« Das Lachen in Elisabeths Stimme strafte ihre Worte Lügen. »Dann habt ihr damals also miteinander …«
»Nein, nein, haben wir nicht. Aber fast. Wir sind noch rechtzeitig zur Besinnung gekommen.«
»Also ich muss schon sagen, ich erfahre hier Dinge über dich nach all den Jahren …« Belustigt schüttelte die Gräfin den Kopf. »Und Anton hat davon nichts mitbekommen?«
»Er hat geschlafen wie ein Säugling. Anderntags wurde er von schlimmer Übelkeit und Kopfschmerz geplagt. Ich kann mich gar nicht erinnern, dass er sich seither noch einmal so übel betrunken hat.« Luzia lächelte beim Gedanken an ihren geliebten Bruder. »Er ist einfach zu sanftmütig und liebenswürdig dazu. Und zu vernünftig.«
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Koblenz, 1362. Die schöne Enneleyn lebt mit einem Makel: Sie ist unehelich geboren. Zwar hat Graf von Manten sie als Tochter anerkannt, die gesellschaftliche Akzeptanz bleibt ihr jedoch verwehrt. Als Ritter Guntram von Eggern um ihre Hand anhält, zögert sie deshalb nicht lange. Schon bald stellt sich heraus: sie hat einen Pakt mit dem Teufel geschlossen. Nach außen ganz liebevoller Gatte, verbirgt Guntram geschickt seine dunklen Seiten. Nur Ennelyn weiß um seine Brutalität und Machtgier. Nur sie weiß um seinen großen Plan … Nach «Eifelgräfin» und «Gewürzhändlerin» nun Teil drei der beliebten Reihe.
Buchvorschautext und Cover, Quelle: www.rowohlt.de
Die Bastardtochter
Historischer Roman
Petra Schier
Rowohlt-Taschenbuch
ca. 480 Seiten
ISBN 978-3-499268-01-4
9.99 Euro
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Petra Schier, Jahrgang 1978, lebt mit Mann und Hund in einer kleinen Gemeinde in der Eifel. Sie studierte Geschichte und Literatur und arbeitet seit 2003 als freie Autorin. Ihre historischen Romane erscheinen im Rowohlt Taschenbuch Verlag, ihre Weihnachtsromane bei Rütten & Loening sowie MIRA Taschenbuch.
Unter dem Pseudonym Mila Roth veröffentlicht die Autorin verlagsunabhängig verschiedene erfolgreiche Buchserien.
Petra Schier ist Mitglied in folgenden Autorenvereinigungen: DELIA, Syndikat, Autorenforum Montségur
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