Hat jemand Lust, mit mir zu lachen? In meinem nächsten Lichterhaven-Roman Kuschelglück und Gummistiefel (erscheint im April 2023) schaut die 14-jährige Michelle sich mit ihren gleichaltrigen Freunden Mirko und Celeste sowie der 19-jährigen Lynn und dem 17-jährigen Tim den Film “Die Mumie” mit Brennan Fraser an. Hier dürft ihr exklusiv vorab und noch unlektoriert lesen, was sie über den Film (bzw. dessen Beginn) denkt:
Nach einigen Minuten runzelte sie die Stirn, nach einigen weiteren verzog sie spöttisch die Mundwinkel. »Was ist das denn für ein Sch…eibenkleister? Das ist ja wohl der schrottigste Quatsch aller Zeiten!«, schimpfte sie. »Ich meine: Hallo? Der Kerl hat dem Pharao die Frau ausgespannt. Sperrt ihn in den Sarg, packt die Käfer dazu und schmeißt den Schlüssel weg! Das reicht doch als Strafe.« Sie wandte sich kurz in Tims Richtung, der ihren Blick mit einem breiten Grinsen erwiderte. »Echt jetzt!«, beharrte sie. »Welcher halbwegs intelligente Mensch denkt sich denn dann auch noch so einen oberdämlichen Fluch aus für den Fall, dass jemand den Schlüssel findet? Was kann denn die Menschheit dafür, dass der Hohepriester seine Finger nicht bei sich lassen konnte? Und warum wird der Typ auch noch mit ewiger Kraft und Unsterblichkeit belohnt, wenn ihn jemand wieder aufweckt? Ist doch klar, dass der total angepisst ist und wie ein Irrer alle kaltmachen will. Würde ich auch, wenn man mich mit diesem fiesen Krabbelgetier in eine Steinkiste sperren und bei lebendigem Leib mein Blut aussaugen lassen würde. Dazu braucht es gar keinen Fluch. Ich meine, wo ist da überhaupt die Logik? So ein Fluch fordert den Ärger doch bloß heraus, oder etwa nicht?«
Celeste neben ihr bekam eine Lachanfall, und auch Mirko hustete. Lynn kicherte. »Logik brauchst du bei diesem Film nicht zu suchen, das ist vergebene Liebesmüh.«
»Das ist ein Klassiker, junge Dame.« Tim feixte. »Der muss so sein. Außerdem habe ich gleich gesagt, dass er ein bisschen trashig ist. Irgendeinen Auslöser für die Story muss es ja geben. Warum also nicht diesen Fluch?«
»Junge Dame?« Mit hochgezogenen Brauen sah sie ihn an. »Hast du einen Knall?«
Sein Feixen wandelte sich in ein Lächeln, sein Blick wurde eigenartig intensiv und bescherte ihr erneut eine Gänsehaut. »Du bist du mal jünger als ich, demnach eine junge Dame. Oder soll ich dich lieber alte Schachtel nennen?«
Das verschmitzte Funkeln in seinen Augen reizte sie gegen ihren Willen zum Lachen. Heftig stieß sie ihm den Ellenbogen in die Seite. »Halt die Klappe.« Nach einem Atemzug setzte sie hinzu: »Dass ist trotzdem oberbescheuert.« Sie deutete auf den Bildschirm. »Jetzt haben sie natürlich nicht nur den Schlüssel, sondern auch noch das Buch gefunden, in dem der Zauberspruch aufgeschrieben wurde, mit dem man Tote wieder zum Leben erwecken kann! Wie blöd kann man eigentlich sein? Den Spruch schreiben sie sicherheitshalber auch noch auf und legen ihn samt dem Schlüssel praktisch neben dem Sarg ab, damit nur ja irgendwann jemand beides findet, den Schlüssel benutzt und den Spruch laut vorliest? Wenn sie wenigstens den Schlüssel eingeschmolzen hätten. Aber nein, den braucht man ja vielleicht noch mal, um den Irren auf die Welt loszulassen. Muss ja ein Wahnsinns-Schlauberger gewesen sein, wer auch immer sich diesen Käse ausgedacht hat. Wer war das überhaupt? Der Pharao hatte doch das Zeitliche gesegnet, die Tussi ebenfalls und dieser Imhotep war doch der Oberhäuptling der Hohepriester. Gab es da überhaupt jemanden, der das veranlassen durfte?«
Celeste neben ihr krümmte sich inzwischen vor Lachen und bekam einen Schluckauf, Mirko ging es auf dem Sessel ihr schräg gegenüber nicht viel anders. Lynn hatte die Hände vors Gesicht geschlagen, doch am Zucken ihrer Schultern konnte Michelle erkennen, dass auch sie in sich hineinlachte.
Tim richtete sich in gespielter Empörung auf und stemmte die Hände in die Seiten. »Komm mir nicht mit Logik und zerstör damit einen meiner Lieblings-Filmklassiker, sonst …«
»Sonst?« Auch Michelle richtete sich auf.
»Sonst …« Unvermittelt entspannte Tim sich wieder und lehnte sich auf der Couch zurück. »Das wirst du dann schon sehen. Ich lass‘ mir was einfallen.«
»Pfff.« Betont lässig ließ auch sie sich wieder gegen die Rückenlehne sinken, wich seinem Blick jedoch tunlichst aus. »Von wegen.«
Und was denkt ihr so über den Film? Oder über den Textschnipsel? Erzählt mir von in den Kommentaren.
Zur Info hier ein paar Links zum Film. Kann ja sein, dass ihn auch von euch jemand nicht kennt:
Trailer zu “Die Mumie” (Englisch)
Trailer zu “Die Mumie” (Deutsch)
Imhotep wird lebendig mumifiziert
Kuschelglück und Gummistiefel
Petra Schier
HarperColins, ca. 450 Seiten
Erscheint am 27.04.2023
ISBN 978-3-74990-532-4
13,- € / eBook 9,99 €
Wird auch als Hörbuch erhältlich sein.
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Petra Schier, Jahrgang 1978, lebt mit Mann und Hund in einer kleinen Gemeinde in der Eifel. Sie studierte Geschichte und Literatur und arbeitet seit 2003 als freie Autorin. Ihre historischen Romane erscheinen im Rowohlt Taschenbuch Verlag, ihre Weihnachtsromane bei Rütten & Loening sowie MIRA Taschenbuch.
Unter dem Pseudonym Mila Roth veröffentlicht die Autorin verlagsunabhängig verschiedene erfolgreiche Buchserien.
Petra Schier ist Mitglied in folgenden Autorenvereinigungen: DELIA, Syndikat, Autorenforum Montségur
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