Der letzte Textschnipsel ist schon eine ganze weile her und der hier folgende war erst einmal exklusiv in meinem Newsletter zu lesen. Nun möchte ich ihn euch aber auch hier im Blog nicht vorenthalten. Leider wird sich der Erscheinungstermin des neuen Abenteuers von Janna und Markus ebenfalls weiter verzögern, denn solange ich privat im Ausnahmezustand lebe, weiß ich nicht, wie ich mit meinen Manuskripten wirklich vorankommen werde. Ich gebe aber mein Bestes, das verspreche ich euch.

Aus dem 4. Kapitel

MS Amandus
Gang vor der Kabine von Janna und Markus
Mittwoch, 5. September, 21:25 Uhr

»Hey, Stopp, hiergeblieben!« Prustend griff Markus nach Jannas Arm, weil diese, während sie aus dem Aufzug stiegen, leicht nach rechts driftete.

Janna kicherte. »Tschuldige, ich glaube, ich habe ein wenig Schlagseite.«

»Ein wenig?« Zur Sicherheit blickte Markus ihr einen Arm um die Schultern. »Du schwankst wie ein besoffener Seemann auf Landgang.«

Diesmal prustete Janna. »Ich kann nichts dafür, diese Piña Coladas waren einfach zu lecker.«

»Da. Da vorne müssen wir hin.« Markus fuchtelte ein wenig mit dem Zeigefinger in die Richtung, in der ihre Kabine lag. »Langsam, schön langsam, sonst fällst du mir noch über deine eigenen Füße.«

»Über deine Füße meinst du wohl.« Immer noch kichernd deutete Janna auf Markus‘ Füße, über die sie, weil sie erneut schwankte, tatsächlich beinahe gestolpert wäre.

»Ich pass schon auf dich auf.«

»Ach ja?« Janna warf ihm einen amüsierten Blick zu.

»Damit du nicht fällst, meine ich.« In Schlangenlinien schlenderten die beiden den langen Gang entlang, bis sie schließlich ihre Kabine erreichen. Umständlich suchte Markus seine Schlüsselkarte. »Dieser Tanzwettbewerb war aber wohl ein Witz, oder? Wenn der so weitergeht, haben wir schon gewonnen, bevor das Ganze überhaupt richtig angefangen hat.«

»Langsamer Walzer und ein einfacher Foxtrott.« Janna hielt sich, weil sie erneut schwankte, an der Türzarge fest. »Vielleicht müssen sie das so einfach gestalten, weil sonst niemand mitmachen würde. Ich meine, hast du mal gesehen, wer unsere Konkurrenten sind? Entweder lauter Senioren oder Ehepaare, die schon seit ihrer Hochzeit nicht mehr miteinander getanzt haben. Und natürlich Gabriel und Melanie. Die beiden …« Sie warf einen Blick den Gang hinab, bevor sie fortfuhr, »die beiden sind wirklich nett, nicht wahr? Ich finde es schön, dass wir sie hier kennengelernt haben. So eine Reise macht doch viel mehr Spaß, wenn man ein bisschen Anschluss hat.«

»Das ist wahr.« Markus nickte. Er hatte inzwischen die Schlüsselkarte gefunden und hielt sie vor den Scanner. Ein leises Klicken verriet, dass die Tür entriegelt war. »Aber eine Konkurrenz im Wettbewerb sind die beiden ganz sicher auch nicht.«

»Glaubst du?« Als Markus ihr die Tür aufhielt, ging sie ihm voran in die Kabine. »Da bin ich mir nicht ganz sicher. Sie haben doch zusammen ein gutes Tanzpaar abgegeben.«

Markus folgte ihr und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen, bevor er antwortete: »Ja, aber erst einmal müssen sie sich darüber einig werden, wer von beiden führt.« Seine Stimme hatte sich ganz plötzlich verändert, die leichte Färbung von Alkohol, die er ihr gegeben hatte, war verschwunden.

Janna drehte sich zu ihm um, und auch sie schwankte nun nicht mehr und gab auch das alberne Kichern auf. »Die beiden sind wirklich wie Hund und Katze. Zwischendurch dachte ich fast, Melanie würde Gabriel mit der Dessertgabel erstechen. Warum neckt er sie auch nur ständig mit diesem Spitznamen? Er weiß doch, dass sie nicht Melli genannt werden will.«

»Misch dich bloß nicht ein.« Markus entledigte sich seiner Anzugjacke und hängte sie in den Schrank. »Sonst wenden sie sich irgendwann gegen dich.« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Tja, es ist noch nicht sehr spät. Gerade halb zehn. Da aber die meisten anderen inzwischen auch auf dem Weg in ihre Kabinen sind, gehe ich davon aus, dass man sich hier nicht unbedingt die Nacht um die Ohren schlägt. Schon gar nicht am ersten Abend.«

»Bis auf diese Gruppe von Leuten, die hier offenbar einen Betriebsausflug oder so etwas machen«, schränkte Janna ein. »Die scheinen richtig Party machen zu wollen.«

»Vielleicht ist es auch ein Verein.« Markus griff nach der Fernbedienung für den Fernseher und warf sich aufs Bett. »Wenn ich das richtig verstanden habe, haben sie Tschechisch gesprochen. Vielleicht sollten wir sie überprüfen lassen.«

»Nur, weil sie Tschechisch gesprochen haben?« Auch Janna ließ sich, angezogen, wie sie war, in die Kissen auf ihrem Bett sinken und beobachtete, wie Markus nach einem Fernsehsender suchte, der halbwegs gute Unterhaltung bot. Auch wenn es nicht ganz ihr Geschmack war, protestierte sie nicht, als er an einer Sendung hängenblieb, in der ein bekannter Fernsehkoch seine Interpretation von gutbürgerlicher Hausmannskost zubereitete.

»Nein, nicht nur deshalb.« Markus überkreuzte die Beine an den Fußknöcheln. Die Fernbedienung landete zwischen ihnen auf der Tagesdecke. »Aber du weißt, dass solche Gruppen eine hervorragende Tarnung bieten. Du hast doch selbst einmal Teil von seiner Gruppe, als ihr mich während meines Undercovereinsatzes observiert habt.«

»Stimmt.« Janna schauderte. Sie dachte nicht gerne an diesen Einsatz zurück, während dem es so ausgesehen hatte, als ob Markus und noch ein weiterer Mann auf einem explodierenden Motorboot ums Leben gekommen wären. Sie schluckte. »Das Institut hatte sogar eine Gruppe junger Agenten mit auf das Ausflugsschiff geschickt, die so getan haben, als wären sie irgendein Verein auf Clubtour.«

»Siehst du. Also gehen wir lieber auf Nummer sicher.« Markus warf ihr einen kurzen Seitenblick zu und hielt inne. »Stimmt etwas nicht?«

»Nein, nein, alles okay.« Er wusste, dass sie viel zu schnell geantwortet hatte, denn prompt hob Markus die Augenbrauen.

»Wirklich?«

Nach einem Moment des Zögerns nickte sie. »Ja, wirklich. Ich denke nur nicht sehr gerne an diese Sache zurück, das ist alles.«

»Kann ich verstehen.« Er hob die Hand, so als wolle er sie ihr auf den Arm legen, griff dann aber nur nach der Fernbedienung und regelte die Lautstärke minimal hoch. »Du weißt, dass ich mit dem Vorgehen von Dr. Schwarz in dieser Sache nicht einverstanden war. Wenn es nach mir gegangen wäre …« Er brach ab, weil es in diesem Moment leise an der Tür klopfte.

Janna merkte sofort, wie Markus sich anspannte. Betont langsam erhob er sich und ging auf die Kabinentür zu. »Ja, bitte?«

Janna vernahm ein leises Wispern, das sich wie »Ich bin’s, lasst mich rein!« Klang.

Markus‘ Kopf hob sich ruckartig, und er spannte sich noch mehr an. »Was zum Teufel …?« Er öffnete die Tür und starrte die Frau, die davorstand, verblüfft an.

Wer zuletzt tanzt, tanzt am besten

Fall 15 für Markus Neumann und Janna Berg

Mila Roth

Taschenbuch, ca. 200 Seiten
Erscheint voraussichtlich am 15. März 2024
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