Jemand: „Du schreibst Bücher? Wie schön, dann hast du ja ein tolles Hobby und viel Freizeit.“

Ich: „Äh … nein. Kein Hobby, wenig Freizeit.“

Jemand: „Das ist doch keine richtige Arbeit! Schreiben kann doch wohl jede/r!“

Ich: „Doch, und wie das Arbeit ist! Anspruchsvolle und extrem vielseitige Arbeit noch dazu. Und was das Schreiben angeht: Hast du es schon mal versucht? Durchgehalten, einen kompletten Roman zu verfassen? Ihn in einem Publikumsverlag untergebracht oder wahlweise selbst erfolgreich veröffentlicht? Jede/r kann es selbstredend versuchen, aber ob dabei eine professionelle Karriere herauskommt, ist in vielen Fällen eher fraglich.”

Leider hören wir Autorinnen und Autoren Sätze die die oben genannten viel zu häufig. Meistens von Menschen, die entweder mit Büchern nichts am Hut habe oder denen kreative Arbeit an sich suspekt ist. Vielleicht liegt es daran, dass wir hier in Deutschland immer noch das Bild vom genialen Dichter vor Augen haben, dem eine Geschichte praktisch in den Schoß fällt, und der nichts weiter tun muss, als sich mal eben hinzusetzen und sie aufzuschreiben, um damit dann auch noch im Handumdrehen berühmt zu werden.

Nun, ganz so ist es (leider) nicht. Um den Lebensunterhalt als freie Autorin zu bestreiten, braucht es etwas mehr als einen genialen Einfall und den Kuss der Muse. Auf Letzteren muss man häufig sogar teilweise oder gänzlich verzichten und ihn durch Ehrgeiz und Disziplin ersetzen.

Ich habe mich entschieden, diesen Blogartikel zu verfassen, um meinen Beitrag zu leisten, den verklärten und rundweg unrealistischen Blick auf den Beruf Autor:in geradezurücken und zugleich, um allen meinen Kolleg:innen etwas an die Hand zu geben, womit sie zukünftig Angriffe der obigen Art souverän(er) abwehren und selbstbewusst kontern können.

Fangen wir mal mit den Eigenschaften an, die von einem erfolgreichen Autor oder einer Autorin verlangt würden, wenn es hierfür eine offene Stellenanzeige gäbe:

Wenn du hauptberuflich (oder auch nebenberuflich) freie/r Autor:in sein willst, solltest du neben dem Talent fürs Schreiben und dem Bedürfnis, deine Geschichten anderen Menschen zugänglich zu machen, auch mindestens die folgenden Persönlichkeitsmerkmale mitbringen:

  • Willen, das Schreibhandwerk zu erlernen und kontinuierlich an dir zu arbeiten
  • Kritikfähigkeit
  • Ehrgeiz
  • Disziplin
  • lebenslange Lernwillig- und -fähigkeit in allen Bereichen, die ich weiter unten für dich zusammengestellt habe
  • Ausdauer
  • Fähigkeit, mit Zeitdruck und Abgabeterminen professionell umzugehen
  • hohe (Selbst-)Motivationsfähigkeit
  • Durchhaltewillen
  • Fähigkeit, Rückschläge wegzustecken, aus ihnen zu lernen und gestärkt weiterzumachen
  • ein Mindestmaß an unternehmerischem Denken
  • Planungs- und Organisationstalent
  • kommunikative Fähigkeiten
  • Verhandlungsgeschick
  • professionelles Auftreten
  • Fantasie
  • Improvisationstalent
  • Aufgeschlossenheit gegenüber Innovationen
  • Mindestmaß an technischem Verständnis, wenn du nicht zu viel outsourcen willst
  • Kreativität, nicht nur hinsichtlich deiner Geschichten, sondern allgemein
  • Willen und Fähigkeit, über Stunden, Tage, Wochen, Monate hinweg still und allein an deinem Arbeitsplatz zu arbeiten, ohne eine Umgebung mit vielen verschieden Kolleg:innen und/oder Chef(s)
  • Fähigkeit, eigenverantwortlich zu arbeiten
  • Freude an selbst- und eigenständiger Entscheidungsfindung
  • Bereitschaft, viele Überstunden zu machen und auch schon mal an Wochenenden oder sogar im Urlaub zu arbeiten. Man sollte versuchen, die letzten beiden Aspekte zu vermeiden, doch ganz wird es nicht klappen.
  • Selbstbewusstsein (lässt sich trainieren)
  • Freude am Umgang mit Menschen und Computern
  • Mut (Dies sollte vielleicht sogar ganz zu Anfang stehen.)

Nicht jeder Mensch hat natürlich alle diese Persönlichkeitsmerkmale im gleichen Maße, auch nicht jede/r Autor:in. Doch zumindest hinter den meisten solltest du einen Haken machen können, wenn du dich in dieses Abenteuer stürzen möchtest. Einiges davon ist erlernbar oder kann durch wieder andere Merkmale oder den Einkauf von Fremdleistungen ausgeglichen werden.

Noch so ein typischer Affront, mit dem Autor:innen häufig angegangen werden:

Jemand: „So gut wie du will ich es auch mal haben! Einfach ein paar Bücher schreiben (Böse Zungen setzen hier auch „hinrotzen“ ein.) und dir den Rest des Tages einen schönen Lenz machen. Ich muss für mein Geld hart arbeiten!“

Ich: „Du musst also hart arbeiten, und ich nicht? Dann möchte ich gerne mal wissen, was ich tagaus, tagein hier in meinem Arbeitszimmer tue, wo es doch ARBEITSzimmer heißt. Oder Büro, was ebenfalls nicht auf inflationäres Nichtstun schließen lässt. Sogar von der Steuer kann ich diesen ARBEITSraum vollständig absetzen, weil es sich dabei nämlich um den Mittelpunkt meiner beruflichen Tätigkeit handelt. Mit anderen Worten: Sogar das böse, liebe Finanzamt anerkennt, dass ich einen Beruf ausübe, also einer Arbeit nachgehe. Doch vielleicht hat dir auch einfach noch niemals jemand aufgezeigt und bis ins Detail erklärt, woraus der Arbeitsalltag eines Autors bzw. einer Autorin besteht. Dies lässt sich glücklicherweise leicht nachholen. Wenn du es wirklich wissen willst, dann lies jetzt bitte weiter. Wenn du es nicht tust, muss ich leider annehmen, dass du so engstirnig bist, lieber auf deinen Vorurteilen hocken zu bleiben als deinen Horizont zu erweitern. Und was würde das über dich aussagen?“ 😉

Ich bin Autorin. Oder: Mehr Arbeit geht kaum.

Als Autorin in Vollzeit besteht mein alltäglicher Workload, wie man so schön neudeutsch sagt, aus vielen verschiedenen Tätigkeiten und Arbeitsbereichen, wie man sie selten gleichzeitig in anderen Berufsfeldern findet. Vielmehr hat so gut wie jedes Unternehmen (wenn es nicht ein Kleinstbetrieb ist) für beinahe jedes dieser Tätigkeitsfelder eine eigene Abteilung mit speziell geschulten/ausgebildeten Mitarbeiter:innen.

Als Autorin bin ich ein Eine-Frau-Unternehmen und mit allen Abteilungen persönlich betraut oder muss sie Outsourcen, was aber wiederum bedeutet, dass ich 1. Geld dafür ausgeben muss, das erst erwirtschaftet werden sollte, und 2. ständig nachhalten und überprüfen muss, ob alles wirklich korrekt und im veranschlagten Zeitrahmen ausgeführt wird.

Übrigens: Alle im Folgenden genannten Tätigkeiten (ggf. für weniger Bücher pro Jahr) sind selbstverständlich auch für nebenberufliche Autor:innen zu veranschlagen, die neben ihrem Brotberuf veröffentlichen oder, was natürlich auch vorkommt, und nicht gerade selten, die neben dem Schreiben auch noch einen weiteren Job oder sogar mehrere ausüben, um überleben zu können.

Welche Abteilungen gibt es in dem Unternehmen Autor:in?

Und warum fange ich denn jetzt nicht mit dem Schreiben von Büchern an? Wartet es ab, lest weiter, dann werdet ihr es (hoffentlich) begreifen!

Werbeabteilung/Marketing:

Homepage

  • Erstellung, Wartung, auf dem neuesten Stand halten

Blog

  • dito plus natürlich: regelmäßig zielgruppenrelevante, interessante, spannende Blogartikel verfassen

Social Media Marketing (in Verlagen eine ganz eigene Abteilung, die nix anderes tut)

Facebook, Instagram, Twitter, Pinterest, YouTube, womöglich bald auch noch TikTok

  • Regelmäßig zielgruppenrelevante Beiträge verfassen und posten, dabei immer die neuesten Algorithmen beachten und Reichweite im Auge behalten sowie neue Trends bedienen, falls möglich. (Deshalb weiß ich übrigens auch so viel über Influencer-Arbeit, die manch einem Außenstehenden überhaupt nicht geläufig ist und oft belächelt wird.) Dabei immer authentisch und nahbar sein und bleiben!
  • Reine Werbeposts dabei strategisch streuen, nicht übertreiben, mehr sonstigen zielgruppenrelevanten Content produzieren.
  • Videos drehen, schneiden, hochladen, teilen

Bildmaterial für jegliche Werbe- und Marketingzwecke

  • Fotos selber machen oder über Bildportale lizenzieren (kostet Zeit und Geld)
  • Autorenfotos anfertigen lassen (möglichst in einem professionellen Studio)

Werbemittel erstellen und anfertigen/drucken lassen

  • Blogbanner, Social Media-Bilder, -Banner usw.
  • Broschüren, Lesezeichen, Buchkarten, Flyer und Merchandise-Artikel wie Tassen, Kugelschreiber, Adventskalender, Blöcke usw. usf.

Gewinnspiele

  • planen und durchführen
  • Gewinne versenden

Signierte Bücher versenden

Werbeanzeigen erstellen bzw. Werbekampagnen planen und durchführen auf Amazon, Facebook, Instagram, in Newslettern und ggf. auch anderen Plattformen

Newsletterversand mindestens einmal monatlich

Rezensionsexemplare versenden (und Rezensionen nachhalten)

Leserunden organisieren und regelmäßig sowie zeitnah betreuen (LovelyBooks und andere Plattformen)

Zusammenarbeit mit Blogger:innen

Lesungen online und Live (Zusammenarbeit mit Agentur, aber auch eigene Planung)

Mit Grafikbüros und ähnlichen Anbietern zusammenarbeiten, wo notwendig, hierbei ständige Kontrolle der Abläufe und Ergebnisse

Leser:innen-E-Mails und sonstige Nachrichten beantworten

Interviews geben, sowohl live als auch online oder in Textform

Sonstige Werbeaktionen

  • planen und durchführen (z.B. meine Weihnachtsplätzchen-Wichtelaktion, gemeinsame Aktionen und Gewinnspiele mit Kolleg:innen usw.)

Weihnachtspost für alle relevanten/wichtigen Firmen und Personen, mit denen ich zusammenarbeite

Buchmessen (Leipzig und Frankfurt)

  • planen (inkl. Umfangreicher Terminabsprachen vorab sowie Erstellung eines Terminplans für Meet & Greets mit Leser:innen usw.)
  • Wahrnehmung von Terminen, Besuch von Workshops, Vorträgen und sonstigen Veranstaltungen
  • Lesungen und Signierstunden abhalten
  • NETZWERKEN (sprich: mit neuen interessanten und potenziell hilfreichen Personen in Kontakt treten, auch außerhalb von Terminen)

Presseabteilung

  • Pressematerial und -mappen erstellen
  • Pressemeldungen erstellen und an die entsprechenden Presseportale und/oder Zeitungen/Zeitschriften/Magazine übermitteln
  • Interviewanfragen und dergleichen beantworten

Buchhaltung

  • Regelmäßige monatliche Einnahmen- und Ausgabenrechnung
    • Ohne Steuerberater, aber auch mit wäre dies ein, wenn auch etwas geringerer Zeitaufwand. Da viele Steuerberater:innen kaum bis keine Ahnung vom Schriftstellerdasein haben, müsste ich vermutlich erst einmal aufwendig erklären, was wie abgesetzt werden kann, darf, muss und soll und überdies, wie das Reverse Charge funktioniert und angewendet wird. In der Zeit kann ich das auch selbst erledigen.
  • Vierteljährliche Umsatzsteuervoranmeldung
  • Steuererklärung
  • Umsatzsteuererklärung
  • Zusammenfassende Meldung
  • Investitionen planen (Hörbuchproduktionen, Büroeinrichtung und andere größere Posten auf der Ausgabenseite)

Organisatorisches und Sekretariat

  • Jahresarbeitsplan erstellen, um zeitliche Abläufe bestmöglich zu koordinieren. Dabei Urlaubsplanung nicht vergessen!
  • Täglich eingehende E-Mails zeitnah beantworten
  • Künstlersozialkasse: Meldung des Einkommens, auch Anpassungen übers Jahr sowie die Meldung aller Einnahmen, die für die Künstlersozialabgabe relevant sind
  • VG Wort Zählpixel verwalten und regelmäßige Meldungen von Texten, Büchern, eBooks und Sprachtonträgern bei der VG Wort
  • VLB-Meldungen und Verwaltung für selbst publizierte Titel
  • Kontrolle und falls nötig Aufstockung des Handlagers aller meiner Bücher
  • Im Selfpublishing: Zusammenarbeit mit Distributoren: KDP / Bookwire – Titel nach Erstellung (Print, eBook, Hörbuch) hochladen, kontrollieren, Metadaten anlegen freischalten und regelmäßig pflegen
  • Bei jeglichen Problemen: diverse Supportabteilungen von Unternehmen sowie Software- oder Pluginanbietern kontaktieren (deutsch oder englisch) und Lösung finden. Hierzu gehört auch intensives Googeln.
  • Arbeitsequipment und Büromaterial regelmäßig prüfen, ggf. aufstocken
  • Buchung von Hotelzimmern etc. sowie Routenplanung für Geschäfts- bzw. Recherchereisen

Rechtsabteilung

  • regelmäßige Überprüfung aller Abläufe auf Konformität mit geltendem Recht und Datenschutzbestimmungen
  • zeitnah notwendige/erforderliche Änderungen vornehmen
  • Kenntnis von Datenschutzbestimmungen, Cookiebestimmungen, Rechtslage hinsichtlich Webseiten, Social Media, Gewinnspielen, Newsletter, Autorenrechten, Urheberrecht usw. und/oder das Finden von entsprechenden Fachpersonen, die weiterhelfen können
  • Tätig werden, wenn illegale Nutzungen meiner Werke offensichtlich werden.
  • Zusammenarbeit mit einem Unternehmen, dass Raubkopien meiner Werke auf illegalen Plattformen löscht. Hierbei besonders Überprüfung der monatlichen Reports.

Buchplanung und -produktion

  • Ideenfindung (Ja, die kann auch schon mal beim stillen Herumliegen auf der Couch oder Gartenliege oder beim Spazieren erfolgen, ist aber dennoch Arbeit!)
  • Plotten (sprich: Handlungsverläufe Planen)
  • Erstellung von Exposés
  • Erstellen von Charakterskizzen, Steckbriefen und dergleichen zu Figuren
  • Klappentexte erstellen (im Selfpublishing) und/oder korrigieren (bei Verlagsveröffentlichungen)
  • Im Selfpublishing: Titel- und Coverplanung inkl. Absprachen und Terminierung mit Grafikbüros, Lektoraten, Tonstudio (bei Hörbücherstellung)
  • Lektorat: Hier wird ein fertiges Manuskript vom Lektor bzw. von der Lektorin inhaltlich und stilistisch geprüft, es werden Vorschläge zu Kürzungen, Verlängerungen, Änderungen und Verbesserungen gemacht. Das lektorierte Manuskript erhalte ich zurück und muss es dann noch einmal eigenständig überarbeiten. Oft gibt es nicht nur einen, sondern bis zu drei Lektoratsdurchgänge pro Buch.
  • Korrektorat: Im Verlag wird dies übernommen, im Selfpublishing muss ich mich selbst darum kümmern, sprich: jemanden dafür engagieren.
  • Teilweise Zusammenarbeit mit zusätzlichen Testleser:innen
  • Buchsatz: Im Verlag wird dies in der Regel übernommen, im Selfpublishing muss ich mich selbst darum kümmern, sprich: jemanden dafür engagieren oder es, was häufig genug vorkommt, selbst erledigen. Hierzu habe ich mir inzwischen recht ordentliche Kenntnisse auf diesem Gebiet erarbeitet, was übrigens ein Ausbildungsberuf ist. Der Umgang mit entsprechenden Programmen (in meinem Fall Adobe InDesign) muss ebenfalls erst erlernt werden. Learning by Doing ist hier in den meisten Fällen das Zauberwort. Und: Tutorials nutzen, auf YouTube und anderswo.
  • eBook-Erstellung: Im Verlag wird dies übernommen, im Selfpublishing muss ich mich selbst darum kümmern, sprich: jemanden dafür engagieren oder es, was bisher immer der Fall war, selbst erledigen.
  • Cover-Erstellung: Im Verlag wird dies übernommen, im Selfpublishing muss ich mich selbst darum kümmern, sprich: jemanden dafür engagieren oder es, wenn professionelle Fähigkeiten vorhanden sind, selbst erledigen.
  • Buchumschlag-Erstellung: Im Verlag wird dies übernommen, im Selfpublishing muss ich mich selbst darum kümmern, sprich: jemanden dafür engagieren oder es, was häufig genug vorkommt, selbst erledigen.
  • Hörbuch-Cover-Erstellung: Im Verlag wird dies übernommen, im Selfpublishing muss ich mich selbst darum kümmern, sprich: jemanden dafür engagieren oder es, wenn professionelle Fähigkeiten vorhanden sind, selbst erledigen.
  • Absprachen, Lizenzvergabe, Verhandlungen und Vertragsabschlüsse via Agentur (für Verlagstitel): Hier muss ich mich zumindest um Verhandlungen und Abrechnung nicht selbst kümmern. Dennoch erfordert jeder neue Vertrag und jede Lizenz größtmögliche Aufmerksamkeit und Planung.
  • Absprachen, Lizenzvergabe, Verhandlungen und Vertragsabschlüsse ohne Agentur (für selbst publizierte Tite): Die Erfahrungen durch die Zusammenarbeit mit Agenturen sind hier von großem Vorteil. Alle Verhandlungen und Absprachen muss ich selbst mit den jeweiligen Unternehmen, Lizenznehmern usw. treffen. Nichts für Anfänger:innen!
  • Korrekturfahnen bearbeiten: Bevor ein Buch veröffentlicht wird, erhalte ich die Korrekturfahnen und muss sie akribisch nach noch vorhandenen Fehlern absuchen.

Recherche

  • Internet
  • Bibliotheken
  • Archive
  • Schauplätze: Geht natürlich nicht immer nur über Google Earth, sondern muss teilweise bis ganz vor Ort erfolgen.
  • Museen
  • Fragen (persönlich, telefonisch oder per Mail) an Fachpersonen im In- und Ausland

Die Recherche erfordert sehr viel Lesearbeit, die man vielleicht auch fälschlicherweise als „Freizeit“ auslegen könnte, insbesondere wenn ich dabei nicht am Schreibtisch sitze, sondern auf der Couch oder Terrasse.

Auch das Anschauen von Filmen, Videos und Serien kann Recherchezwecken dienen! Natürlich ist dies nicht immer der Fall, aber doch deutlich öfter, als man es von außen vermuten könnte. Hierbei kann es sowohl um die Recherche zum Aufbau von Geschichten und/oder Dialogen handeln als auch zur Themenfindung.

Weiterbildung

  • Seminare
  • Webinare
  • Tutorials zu allen in diesem Blogartikel genannten Bereichen
  • Autorentagungen
  • Autorenstammtische (live und online)

Schreiben

Aha, da ist das Zauberwort ja endlich! Die „Abteilung“, die eigentlich ganz zu Anfang hätte genannt werden sollen, es aber aus nun vielleicht erkennbaren Gründen nur an das Ende der Tätigkeitsfelder geschafft hat.

Neben all den bisher genannten Tätigkeiten muss, will, kann, soll, darf ich auch noch im Jahr zwischen 4 und 7 Bücher verschiedenen Umfangs und diverser Genres verfassen, sprich: Schreiben (oder wahlweise diktieren), also das tun, was ich eigentlich hauptsächlich und schwerpunktmäßig als Autorin tun möchte.

Vielleicht wundert sich der eine oder die andere unter euch nun nachgerade, wie ich bei all den anderen Aufgaben überhaupt noch dazu komme, auch nur ein einziges Buch pro Jahr zu verfassen, geschweige denn gleich mehrere. Wenn dies der Fall sein sollte, dann habe ich mit meinem Blogartikel genau das erreicht, was ich vorhatte: Ich habe dich, ja, genau dich!, dafür sensibilisiert, was den Beruf der Autorin / des Autors ausmacht und dass es sich dabei um anspruchsvolle, hochqualifizierte und außerordentlich vielseitige ARBEIT handelt.

Es kann sein (bestimmt sogar), dass ich in einigen „Abteilungen“ sogar noch Tätigkeiten vergessen habe, die mir beim Verfassen dieses Blogartikels nicht eigefallen sind. Sollte euch noch etwas hierzu einfallen, schreibt es bitte in die Kommentare, sodass ich es ggf. nachträglich noch mit in die Tätigkeitslisten aufnehmen kann.

Fazit

Das Dasein als hauptberufliche Autorin, dies dürfte hoffentlich nunmehr klar ersichtlich sein, ist nichts für Feiglinge und erst recht nichts für Faulenzer:innen. Heraus kommt dabei nämlich ein Arbeitstag von selten nur acht Stunden. Zehn, zwölf und gerne auch mal vierzehn Stunden sind eher an der Tagesordnung. Es ist eben genau so: Wer selbstständig ist, arbeitet selbst und ständig.

ARBEITET! Klar soweit?

Es ist schade, dass dieser Artikel vermutlich genau die Menschen leider nicht oder kaum erreichen wird, die immer wieder herablassend lächelnd oder rundheraus abwertend auf die Autorentätigkeit herabblicken und glauben bzw. nicht einsehen wollen, dass dieser Beruf tatsächlich mit sehr viel Arbeit verbunden ist (und überdies besser bezahlt werden sollte). Es ist Arbeit, die man von außen oft nicht sieht, die man unterschätzt, die aber äußerst anstrengend ist, sowohl mental und seelisch (hier hauptsächlich der Part des Schreibens selbst) als auch körperlich (viel sitzen, Computerarbeit, erwiesenermaßen ungesund).

Ich will hier gar keine Vergleiche ziehen, denn kaum redet man im Zusammenhang mit dem Autorenberuf von „fordernd“, „anstrengend“ und dergleichen, vernimmt man erboste Stimmen, die gemahnen, dass aber doch jede/r Krankenpfleger:in, Altenpfleger:in, Postzusteller:in, Bauarbeiter:in usw. doch wohl körperlich viel, viel härter arbeitet und dabei doch so unterbezahlt ist.

Weshalb muss es denn einen solchen Vergleich überhaupt geben? Warum geht nicht sowohl als auch? Menschen sind verschieden, Berufe ebenfalls. Jeder Beruf hat seine besonderen und speziellen Herausforderungen. Der der Autorin/des Autors eben auch. Es geht nicht darum, Berufe gegeneinander auszuspielen, sondern darum, überhaupt erst einmal die Akzeptanz zu schaffen, dass ich als Autorin einen arbeitsintensiven Beruf ausübe.

Wenn man sich dann auch noch ansieht, was man unterm Strich daran verdient, stellt man fest, dass die meisten Autorinnen und Autoren noch dazu grausam unterbezahlt sind. Autorinnen übrigens, wie in fast allen Bereichen, noch schlimmer als Autoren. (Aber das ist ein ganz anderes Thema.)

Und ja, ich höre die Aufforderung jetzt schon: „Dann mach doch was anderes, wo du mehr verdienst!“

Nein. Tue ich nicht. Wenn das alle Menschen tun würden, gäbe es nicht nur keine Künstler:innen mehr, sondern auch keine Krankenpfleger:innen, Altenpfleger:innen, keine Müllabfuhr, keine Friseur:innen keine … Kapiert?

Ganz abgesehen davon ist es mit dem Schreiben so: Für die allermeisten Autor:innen (und das gilt stellvertretend auch für alle anderen Kunstbereiche) ist ihr Beruf nicht nur eine Einnahmequelle, sondern eine Berufung, hinter der ein starkes Bedürfnis und ein innerer Wille stehen, Geschichten zu erzählen und Menschen damit zu erreichen. Wer dieses Bedürfnis nie verspürt hat, wird es vermutlich auch niemals verstehen. Ehe ihr also solche Aussagen (Mach was einfach was anderes!) trefft, überlegt erst einmal, was es bedeuten würde, wenn alle, die mit gewissen Aspekten ihres Berufs unzufrieden sind oder zu wenig verdienen, einfach „was anderes machen“ würden, und ob das wirklich im Sinne des Erfinders sein kann.

Nun muss ich fairerweise zugeben, dass ich zu den wenigen Autor:innen überhaupt gehöre, die (gut) vom Schreiben leben können (und dennoch unterbezahlt sind). Das ist aber nur deshalb der Fall, weil ich eben so viel schreibe (und um das Schreiben herum enorm viel tue) und nicht etwa, weil irgendwer in den Verlagen oder sonst wo mir fürs süße Nichtstun Geld hinterherwirft.

Fazit des Fazits

Ich liebe meinen Beruf und wollte niemals etwas anderes sein als hauptberufliche, freie, selbstständige Autorin. Das bedeutet, dass ich sehenden Auges ins kalte Wasser gesprungen und bereit bin, alle diese mannigfaltigen (tolles Wort, nicht wahr?) Tätigkeiten auszuüben oder mir jemanden zu suchen, die oder der dies für mich tun kann, wenn etwas meine eigenen Fähigkeiten oder die mir zur Verfügung stehende Zeit übersteigt.

Was ich mir wünsche: Wenn ihr meinen Artikel bis hierhin gelesen habt, dann verinnerlicht ihn bitte und teilt ihn auch gerne mit euren Mitmenschen. Es ist traurig, dass nicht nur ich, sondern viele, viele meiner Kolleginnen und Kollegen immer wieder mit dem Argument konfrontiert werden, das Schreiben von Büchern sei keine (echte) Arbeit. Würdet ihr dies auch zu jedem einzelnen angestellten Mitarbeiter und jeder Mitarbeiterin in einem Unternehmen sagen, die nur eine einzige der oben genannten Tätigkeiten in der jeweiligen dafür vorgesehenen Abteilung gegen ein festes Gehalt tagaus, tagein ausführt? Wohl eher nicht, oder? Warum also ist die Ansicht so verbreitet, dass ich als Autorin nicht (wirklich) arbeite, obwohl ich neben dem Schreiben und Veröffentlichen von Büchern (was an sich schon eine anerkennenswerte Leistung ist), alle diese Aufgaben zusätzlich tagtäglich zu leisten habe. Wie groß müsste mein Mitarbeiter:innenstab wohl sein, wenn ich für jede Abteilung die entsprechenden Fachkräfte einstellen wollte? Und würden diese dann wiederum echte Arbeit leisten, ich aber immer noch nicht? Weil der Kreativanteil meines Berufs, das Schreiben an sich, dabei im Vordergrund steht (auch wenn es oben nicht ganz so aussieht)? Weil Kreative Arbeit für viele Menschen einfach nicht greifbar ist und deshalb weniger wert?

Vielleicht wird mein Beruf ja nun doch ein wenig greifbarer durch diesen Blogartikel. Es würde mich auf jeden Fall sehr freuen, ebenso wie euer Feedback, das ihr gerne in den Kommentaren hinterlassen dürft.

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