Wir haben bereits Mitte Juli, was bedeutet, der September ist gar nicht mehr so fern. Deshalb präsentiere ich euch heute den ersten Textschnipsel aus meinem kommenden Weihnachtsroman Auf tapsigen Pfoten ins Glück. Das passt auch wunderbar zu meiner noch kommenden Christmas in July-Aktion. Wenn ihr darüber mehr wissen möchtet, haltet die Augen offen. Infos folgen in Kürze.

Als Schnipsel habe ich euch einen Ausschnitt aus dem zweiten Kapitel herausgesucht, in dem es gleich ganz schön zur Sache geht. Denn das, was da passiert, wird meine Figuren den gesamten Roman die gesamte Geschichte über sehr beschäftigen. Eigentlich ist der Weihnachtsroman diesmal sogar so etwas wie ein Weihnachtskrimi. Zumindest in großen Teilen. Ich bin jetzt schon sooo gespannt, wie er euch gefallen wird.

Wie schon beim Textschnipsel Nr. 1 aus Das Geheimnis des Pilgers werdet ihr mitten im Text verlinkte Abkürzungen finden, die euch, wenn ihr darauf klickt, ans Ende der Textprobe führen. Dort habe ich euch die Frage meiner Lektorin beigefügt, die sie mir während des Lektorats gestellt hat, sowie meine Antwort darauf. So erhaltet ihr einen winzigen Einblick in das, was innerhalb eines Lektorats so alles zwischen Autorin und Lektorin besprochen wird. Es ist hier nur eine Kleinigkeit, aber eine wichtige.

Zur Erklärung: Das Wort “pfeife”, das ich im Text fett gekennzeichnet habe, stand (groß geschrieben) ursprünglich dort. Auf die Frage meiner Lektorin hin habe ich es dann präzisiert.

Zu den Abkürzungen: BC ist meine Lektorin, PS bin natürlich ich.

Aber nun lest erst einmal und hinterlasst mir gerne eure allerersten Eindrücke in den Kommentaren! :-)

Aus dem 2. Kapitel

»Das war so genial«, schwärmte Jana Weißmüller ihrer Mitarbeiterin Melissa Lange vor, während sie auf die Tür zu ihrer Werkstatt im am Stadtrand gelegenen Katharinenweg zustrebte. »Erst gab es natürlich wie immer jede Menge Theorie, damit wir die chemischen Prozesse verstehen. Meine Güte, was hat uns allen der Kopf geraucht! Aber dann durften wir zusehen, wie die neuen Verfahren angewendet werden und es auch selbst ausprobieren.« Sie lachte. »Jetzt habe ich natürlich mindestens hundert Ideen, wie ich das alles für meine Projekte anwenden könnte. Ich muss mir aber erst noch die Chemikalien und einige Mineralien besorgen und ein paar neue Werkzeuge. Am besten schaue ich gleich mal im Online-Katalog nach …« Erschrocken brach sie ab, als sie bemerkte, dass die Eingangstür zu ihrer großen Glasbläserwerkstatt halb offenstand. Jemand hatte sie offenbar mit brachialer Gewalt aufgebrochen. »Was ist das denn?« Sehr vorsichtig stieß sie die Tür weiter auf und trat ein. »O mein Gott!« Vor Entsetzen schlug sie beide Hände vor den Mund.

»Ach du Scheiße!« Melissa, die gleich hinter ihr eingetreten war, sah sich mit großen Augen um und schob sich fahrig eine dunkelblonde Haarsträhne hinters Ohr. »Was ist denn hier passiert?«

»Jemand ist eingebrochen und hat alles zerstört. O nein!« Entgeistert drehte sich Jana einmal im Kreis. Ihre sonst so aufgeräumte Werkstatt bot ein Bild der Verwüstung. Alle Türen und Schubladen der Metallschränke an der linken Wand, die ihre Werkzeuge und Chemikalien enthielten, standen offen. An einigen waren die Schlösser aufgebrochen worden. Glasmacherpfeife[BC1] [PS2] , Halter, Greifwerkzeuge, Handschuhe, Schutzbrillen lagen auf dem Boden verstreut. Einer der kleineren Arbeitstische war umgekippt, ebenso wie ein kleiner Brennofen. Am großen Ofen stand die Klappe weit offen.

Vorsichtig bahnte Jana sich einen Weg durch das Chaos bis zur Tür, die in ihren kleinen Lagerraum führte. Auch dort herrschte wilde Unordnung. Jemand hatte sich an ihren Materialien und halbfertigen Glasskulpturen zu schaffen gemacht. Behälter mit weiteren Mineralien und Chemikalien lagen auf dem Boden verstreut. Einige waren aufgesprungen und der Inhalt hatte sich überall verteilt. Dazwischen glitzerten im Licht der Tageslicht-Deckenlampe überall Glasscherben und zersprungene Skulpturen. »O nein«, wiederholte Jana tonlos. Tränen stiegen ihr in die Augen. »Das darf doch nicht wahr sein!«

»Ich rufe die Polizei.« Melissa hatte bereits ihr Smartphone in der Hand. »Wir dürfen hier nichts anfassen, bis die Beamten hier sind.«

»So eine Sauerei.« Fahrig wischte Jana sich über Augen und Wangen, doch die Tränen flossen einfach weiter. »Ich war doch nur drei Tage weg. Was mache ich denn jetzt?« Sie drehte sich zu Melissa um, die bereits die Nummer der Polizei gewählt hatte und nun die Situation schilderte. Das Gespräch dauerte nicht allzu lange. »Sie schicken gleich jemanden her.« Melissa schob das Handy in die Gesäßtasche ihrer Jeans. »Wir sollen nichts anfassen, wie ich mir schon dachte, aber trotzdem schon mal nachsehen, ob etwas fehlt.« Als Jana nur weinend nickte, trat Melissa neben sie und legte ihr einen Arm um die Schultern. »Das wird schon wieder. Zum Glück sind das alles nur Gegenstände. Niemand ist verletzt worden.«

»Du hast gut reden. Die haben meine Arbeit von mindestens vier Wochen zerstört.« Vage deutete Jana auf die zertrümmerten Skulpturen im Lagerraum. »Und die Chemikalien … Die sind richtig teuer. Außerdem darf ich die nicht einfach so aufkehren oder mit dem Staubsauger wegsaugen. Das ist Sondermüll. Da muss ich jemanden kommen lassen, der das wegmacht. Und …« Ihr wurde eiskalt. »Der Keller! O nein, bitte, bitte nicht!« Sie machte sich von Melissa los und rannte zur Kellertür, die jedoch genau wie vor ihrer Abreise verschlossen war. Hastig kramte sie ihre Schlüsselkarte hervor, mit der die Tür elektronisch gesichert war, schloss die Tür auf und eilte die Stufen hinab. Die Erleichterung, als sie im Licht der Deckenlampe erkannte, dass in ihrem großen Lager alles in Ordnung zu sein schien, war so groß, dass sie kurz schwankte. Hier unten lagerte sie sämtliche fertigen Skulpturen, Schmuckstücke und sonstigen Gegenstände, die auf den Verkauf warteten. Über eine Rampe und ein Garagentor konnte sie alles bei Bedarf ganz einfach in ihr Auto verladen oder auf einem Rollwagen in ihren Laden bringen, der sich ebenfalls hier im Haus nach vorne zur Straße hin befand.

Der Laden! Erneut wurde ihr eiskalt. Bei ihrer Ankunft hatte sie ihn nicht weiter beachtet, weil die Rollgitter vor Fenstern und Türen verschlossen gewesen waren.

»Jana?«, erklang Melissas Stimme von oben. Sie klang höchst alarmiert. »Jana, komm mal. Das musst du dir ansehen.«

Ahnungsvoll stieg Jana die Stufen wieder hinauf und folgte der Stimme ihrer Mitarbeiterin hinüber in das normalerweise helle, geräumige und liebevoll dekorierte Geschäftslokal, in dem sie ihre Kunstwerke zum Verkauf anbot. Ihr stockte der Atem, als sie auch hier ein unsägliches Chaos vorfand: umgestürzte und zerbrochene Skulpturen, Vasen, Schüsseln und die gewaltsam aufgebrochene Registrierkasse.

Sie schluckte. Schluckte noch einmal. Bekam kaum noch Luft.

»Hey, was ist denn?« Melissa war sogleich an ihrer Seite. »Hier, setz dich.« Sie zog einfach einen Hocker herbei, der normalerweise nur zu Dekorationszwecken im Laden stand, und drängte Jana, sich zu setzen. »Atme erst mal tief durch. Das sieht schlimmer aus, als es ist.«

»Nein, tut es nicht.« Janas Stimme zitterte. »Das ist … einfach nur … schrecklich. Wer tut denn so was? Hier ist ja alles kaputt!«

»Nein, nicht alles. Schau, die Ketten und Ringe liegen nur am Boden.« Melissa deutete auf das Durcheinander vor dem Verkaufstresen.

»Aber es fehlen auch Sachen. Ich muss … Ich weiß nicht …« Jana wollte schon wieder aufspringen, doch Melissa hielt sie davon ab.

»Erst mal musst du dich beruhigen. Es bringt nichts, wenn du jetzt ausflippst oder zusammenklappst. Die Polizei kommt gleich, dann sehen wir weiter.«

»Ja … Nein! O Gott, was, wenn sie auch in mein Haus eingebrochen sind? Da war ich noch gar nicht. Ich bin doch von der Glasfachschule gleich hierhergefahren.« Ohne noch auf Melissa zu achten, sprang Jana doch wieder auf, kehrte in die Werkstatt zurück, stieß die Tür auf und rannte die knapp zwanzig Meter bis zu ihrem Holzblockhaus, dass sie sich erst vor einem halben Jahr von Patrick Sternbach hatte bauen lassen, der hier im Ort und einigem Umkreis mittlerweile die beste Adresse war, wenn es um Holzbauweise ging.

Wohnen in Holz hieß seine Firma, und Jana war ungeheuer stolz, sich zu seinen Kundinnen zählen zu dürfen. Sie hatte hart dafür gearbeitet, sich ihr Traumhaus leisten zu können – oder vielmehr die Finanzierung. Die Bank hatte sich lange Zeit geweigert, einer alleinstehenden Künstlerin ein entsprechendes Darlehen zu bewilligen, doch nun hatte es endlich geklappt, weil sie auf ein ausreichendes finanzielles Polster verweisen konnte. Natürlich würde es eine halbe Ewigkeit dauern, bis sie den Kredit abgezahlt hatte, aber trotzdem erfüllte sie der Anblick des weiß gestrichenen Holzhauses jedes Mal mit großer Freude. Bis auf jetzt.

Ihr Herz pochte heftig, fast schmerzhaft in ihrer Brust. Sie bekam kaum noch Luft, als sie ihre Haustür erreichte. Diese war ordnungsgemäß abgeschlossen. Jana atmete auf, jedoch nur für einen Moment, denn immerhin könnten sich die Einbrecher auch anderswo Zutritt verschafft haben. Mit zitternden Fingern schloss sie die Tür auf und trat ein. Auf den ersten Blick schien hier alles in Ordnung zu sein. Dennoch rannte sie zunächst zur Terrassentür, überprüfte alle Fenster im Erdgeschoss. Auch im Keller kontrollierte sie den Seiteneingang und alle Fenster. Zuletzt sah sie auch noch im Obergeschoss nach dem Rechten.

Erst als sie sicher war, dass die Einbrecher ihr Wohnhaus verschont hatten, setzte sie sich auf ihr wunderschönes Himmelbett mit den dicken Bettpfosten, in die nach ihren Vorgaben Elfen und lustige Gnome sowie verwunschene Efeuranken und Blattmuster geschnitzt worden waren. Sie hatte ihre Cousine Daniela damit beauftragt, die ebenfalls als Kunsthandwerkerin arbeitete und deren Spezialgebiet die Holzverarbeitung war.

Das Bett selbst hatte sie bei Patricks Schwager Lukas in Auftrag gegeben, der seine Möbelwerkstatt seit einiger Zeit mit Patricks Holzbaufirma fusioniert hatte.

Das Bett war eins achtzig breit und der Betthimmel bestand aus weißgrünem Stoff mit romantischen Blatt- und Blütenmotiven, die gerade eben so noch nicht als kitschig durchgingen. Die passenden Teppiche, die ihr als Bettvorleger dienten, hatte sie bei einer Teppichknüpferin in Österreich in Auftrag gegeben, deren Adresse sie ebenfalls von Patrick erhalten hatte. Alles passte hier zusammen und bildete ein großes Ganzes. Seit sie es besaß, war dieses Bett ihr Kleinod, und es unbeschädigt vorzufinden, erleichterte sie so sehr, dass ihr erneut die Tränen über die Wangen rannen.

Kraftlos rollte sie sich auf der hellgrünen Tagesdecke zusammen und schluchzte in eines der Zierkissen. Eben noch war sie so voller Freude über die spannende Fortbildung gewesen und so voller Tatendrang, das Erlernte so bald wie möglich in ihren Schaffensprozess einzubinden. Doch jetzt fühlte sie sich wie erschlagen und so, als hätte man sie selbst überfallen und nicht ihre Werkstatt und den Laden ausgeraubt.

»Wer tut so etwas?«, schnieft sie ins Kissen. »Warum mussten sie so viel kaputt machen?« Als sie ein Auto vorfahren hörte, rappelte sie sich auf und atmete tief durch.

»Jana?«, schallte Melissas Stimme durchs Haus. »Ist alles okay bei dir? Die Polizei ist da.«

»Ich komme gleich.« Nach zwei weiteren tiefen Atemzügen trat Jana an ihre altmodische Frisierkommode und warf einen Blick in den Spiegel. Die Tränen hatten das wenige Make-up, das sie benutzte, verschmiert, sodass sie es einfach mit einem Kosmetiktuch entfernte, so gut es ging. Ihre schulterlangen welligen dunkelbraunen Haare waren mit einer Spange im Nacken zusammengefasst und sahen nach wie vor präsentabel aus, ebenso wie das knielange bunt bedruckte Jerseykleid, zu dem sie einen schwarzen Gürtel trug, dessen bunte Gürtelschnalle aus Glas sie selbst entworfen und hergestellt hatte. Die passende Glasperlenkette war ein wenig verrutscht, aber ansonsten war alles in Ordnung. Zumindest äußerlich.

Die Absätze ihrer schwarzen Stiefel klackten auf der Treppe und dem Holzdielenfußboden, als sie sich auf den Weg zur Haustür machte. Ihr Holzdielenfußboden. Irgendwie gab ihr der Gedanke Kraft. Sie konnte alles schaffen, wenn sie wollte. Auch diesen scheußlichen Einbruch überstehen.


 [BC1]Ist das das richtige Wort, oder fehlt da noch was?

 [PS2]Ja, das ist das richtige Wort. Ich kann es aber noch präzisieren. So sieht das Ding aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Glasmacherpfeife


Eine Bordeauxdogge im Weihnachtsfieber

Jana schafft wunderschöne Kunstwerke aus Glas. Seit jedoch eine Diebesbande umgeht, sind ihre wertvollen Stücke in Gefahr, und so engagiert Jana Sicherheitsmann Oliver und seine Bordeauxdogge Scottie. Anfangs ist sie nicht begeistert von dem Duo, denn der stürmische Scottie scheint ihre Kunst eher zusätzlich zu gefährden als zu schützen. Trotzdem spürt Jana eine Anziehung, der sie kaum widerstehen kann. Was sie allerdings nicht weiß: Oliver hütet ein Geheimnis, das ihre Träume erfüllen oder ihre zarten Gefühle im Keim ersticken könnte.

Auf tapsigen Pfoten ins Glück

Petra Schier

HarperCollins, Taschenbuch
12,5 x 18,7 cm, ca. 400 Seiten
Erscheint am 27.09.2022
ISBN 978-3-74990-478-5
12,00 € / eBook  8,99 €

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