Wo fanden in Rheinbach eigentlich die Hexenprozesse statt? Diese Frage stellte sich mir schon ganz zu Beginn meiner Recherche für den Roman Der Hexenschöffe. Auf den ersten Blick ganz einfach, oder? Schließlich gibt es in Rheinbach ja den berühmten Hexenturm. Und in manch einer Beschreibung zu diesem historischen Gebäude findet man auch tatsächlich die Aussage, dass dort die Hexen gefoltert und eingesperrt gewesen seien. Wenn man den Hexenturm jedoch einmal aufsucht und besichtigt, wird klar, dass er für einen Prozess gar nicht in Frage kommt. Und zwar, weil die Räumlichkeiten viel zu klein sind. Selbst das Verlies im unteren Geschoss dürfte zur Hauptzeit der Hexenverfolgungen (1631 und 1636) nicht für alle Gefangenen ausgereicht haben. Seht selbst, wie eng es dort war:
Viele Angeklagte wurden deshalb ganz sicher auch im Gefängnis der Stadt untergebracht, im Wasemer Turm:
Es gibt aber noch eine sehr eindeutige Quelle, die aufzeigt, dass der Hexenturm nicht der Prozessort gewesen sein kann. Wenn man sich nämlich Hermann Löhers Hochnötige Unterthanige Wemütige Klage der Frommen Unschültigen näher ansieht, findet man dort diverse Kupferstiche mit Folterszenen. Die Räumlichkeiten, die Löher den Kupferstecher hat nachbilden lassen, ähneln mitnichten denen des Hexenturms.
Man kann also davon ausgehen, dass die Hexenprozesse im dem Hexenturm recht nahe gelegenen Bürgerhaus stattgefunden haben. Leider existiert dieses Gebäude heute nicht mehr. Es gibt nur noch den “Platz am Bürgerhaus” und dort ein Gebäude, dass heute ein Restaurant beherbergt. Dieses Haus ist allerdings auch schon sehr alt und dürfte dem ehemaligen Bürgerhaus durchaus ähneln.
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Petra Schiers großer Schicksalsroman: Eine wahre Geschichte aus dunkler Zeit
Ganz Deutschland ist vom Hexenwahn ergriffen. Hermann Löher, Kaufmann und jüngster Schöffe am Rheinbacher Gericht, hat Angst um Frau und Kinder. Er glaubt nicht an Hexerei und die Schuld derer, die bereits den Flammen zum Opfer fielen. Eine gefährliche Einstellung in diesen Zeiten. Als die Verhaftungswelle auch auf Freunde übergreift, schweigt Löher nicht länger. Und schon bald beginnt für ihn und seine Frau ein Kampf gegen Mächte, die weit schlimmer sind als das, was man den Hexen vorwirft …
Buchvorschautext, Quelle: www.rowohlt.de
Der Hexenschöffe
Historischer Roman
Petra Schier
Rowohlt-Taschenbuch, ca. 450 Seiten
ISBN 978-3-499-26800-7
9.99 Euro
Erscheint im Oktober 2014
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Petra Schier, Jahrgang 1978, lebt mit Mann und Hund in einer kleinen Gemeinde in der Eifel. Sie studierte Geschichte und Literatur und arbeitet seit 2003 als freie Autorin. Ihre historischen Romane erscheinen im Rowohlt Taschenbuch Verlag, ihre Weihnachtsromane bei Rütten & Loening sowie MIRA Taschenbuch.
Unter dem Pseudonym Mila Roth veröffentlicht die Autorin verlagsunabhängig verschiedene erfolgreiche Buchserien.
Petra Schier ist Mitglied in folgenden Autorenvereinigungen: DELIA, Syndikat, Autorenforum Montségur
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