Ist das heute nicht ein postkartenkitschig-knallig-schönes Montagsfoto? Als ich es geschossen habe, war mir gar nicht klar, wie beinahe grellbunt es werden würde. Oktobergolden könnte man es auch nennen. Herrlich, nicht wahr?
Dabei ist mir heute gar nicht so recht nach schönem Sonnenwetter und guter Laune zumute. Ich habe nämlich eine traurige Nachricht erhalten, die mich in mehrfacher Hinsicht betrübt, nachdenklich und betroffen macht.
Über die WhatsApp-Gruppe meiner alten Realschulklasse (ja, wir sind fast alle noch immer miteinander in Kontakt) habe ich heute erfahren, dass vor drei Tagen unser wunderbarer Klassenlehrer Herr Edmeier ganz plötzlich und unerwartet an einem Herzinfarkt verstorben ist. Nur wenige Tage zuvor war er wohl noch auf einer Klassenfahrt und hat einer Kollegin vorgeschwärmt, wie sehr er sich darauf freut, unsere Klasse beim nächsten Klassentreffen wiederzusehen. Das muss er anscheinend auch schon öfter erzählt haben, seit wir ihn kurz vor der Coronazeit beim Abschiedsfest unserer Schule (sie wurde geschlossen) getroffen und ihm fest versprochen haben, ihn zum Klassentreffen einzuladen.
Dann kam Corona und wir mussten das Treffen wohl oder übel verschieben. Dabei ist das Leben zu kurz, um Dinge auf die lange Bank zu schieben. Das ist uns heute überdeutlich klargeworden. Nur dass sich manche Dinge ja leider nicht ändern lassen.
Herr Edmeier wird nicht zu unserem Treffen kommen können.
Er wird uns sehr fehlen.
Wir waren damals (8. bis 10. Klasse) die allererste Klasse, die er nach seinem Wechsel an unsere Schule als Klassenlehrer übernommen hat. Noch heute ist nicht nur mir seine unverwechselbare, schalkhafte Art in Erinnerung. Stets hatte er ein gutmütiges Zwinkern in den Augen, einen kleinen Scherz auf den Lippen, ein offenes Ohr für seine pubertierenden Schüler:innen und zudem auch die für einen Lehrer nicht unerheblich wichtige Gabe, Dinge klar darzustellen und uns zumindest ein gewisses Maß an Freude am Lernen zu vermitteln. Wer das schon mal bei einem Haufen Teenager:innen versucht hat, weiß, dass das alles andere als einfach ist.
Noch auf dem letzten Treffen meinte er mit einer gewissen Wehmut, dass wir eine der letzten, wenn nicht die letzte Klasse gewesen seien, mit der man noch richtig gut und vergleichsweise einfach auskommen konnte. Danach wurde es immer schwieriger mit den jungen Leuten, aus den unterschiedlichsten Gründen. Natürlich waren und sind nicht alle “böse”, aber die Zeiten haben sich einfach geändert, die Jugendlichen sind heute einfach anders “drauf” als wir Anfang bis Mitte der 90er Jahre.
Genauso empfinden auch wir als ehemalige Klasse die Situation. Für uns war die Welt noch vergleichsweise heil und in Ordnung. Auch wir hatten selbstverständlich Probleme und waren beileibe nicht immer Engelchen, aber dennoch bestand ein gutes Verhältnis zwischen Lehrkörper und Schülern. Wir wurden nicht als “schwierig” oder “anstrengend” angesehen.
Wir mochten Herrn Edmeier gern.
Er war ein guter Lehrer und ein guter Mensch.
Nun fehlt er uns.
Selbstverständlich wird dennoch ein Klassentreffen stattfinden, bei dem wir dann wahrscheinlich mit einem guten Tropfen auf ihn anstoßen und uns Erinnerungen und Anekdoten über ihn erzählen werden. Damit er zumindest in unseren Gedanken bei uns sein kann, so wie er es sich gewünscht hat.
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Petra Schier, Jahrgang 1978, lebt mit Mann und Hund in einer kleinen Gemeinde in der Eifel. Sie studierte Geschichte und Literatur und arbeitet seit 2003 als freie Autorin. Ihre historischen Romane erscheinen im Rowohlt Taschenbuch Verlag, ihre Weihnachtsromane bei Rütten & Loening sowie MIRA Taschenbuch.
Unter dem Pseudonym Mila Roth veröffentlicht die Autorin verlagsunabhängig verschiedene erfolgreiche Buchserien.
Petra Schier ist Mitglied in folgenden Autorenvereinigungen: DELIA, Syndikat, Autorenforum Montségur
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