
Vor einigen Tagen, kurz nach der Flutkatastrophe hier im Kreis Ahrweiler, erreichte mich ein Anruf, der auf meinem Anrufbeantworter gelandet war. Die Nachricht kam von Frau Fichtel aus dem Hotel Wiesengrund in Wiesbaden Nordenstadt. Ich verlinke es hier, weiß aber nicht, wie lange die Webseite noch vorhanden sein wird. Irgendwann wird der Link wohl ins Leere führen.
Selbstverständlich rief ich sofort zurück, schon mit einem leicht mulmigen Gefühl im Bauch.
Frau Fichtel fragte mich zunächst, wie es mir nach den schrecklichen Ereignissen gehe, kam dann aber auch recht schnell zur Sache: Sie müsse die Buchung für das Zimmer, das ich für die Buchmessewoche reserviert hatte, stornieren. Ab dem 1. September 2021 hätte das Hotel für immer geschlossen.
Es ist dieser verflixten Krankheit zum Opfer gefallen. Corona. Oder Covid-19, wenn man genau sein will. Die gut anderthalb Jahre Sparflamme waren einfach zu viel. Das Hotel war gerade erst vor wenigen Jahren aufwendig renoviert und modernisiert worden. Ich hatte in den sozialen Netzwerken hier und da Bilder gepostet, weil es mir so gut gefiel. Da nun aber lange Zeit keine und jetzt nur ausnehmend wenige Gäste beherbergt werden konnten und auch das Restaurant auf Dauer mit so wenig Zulauf nicht bestehen konnte, musste die Hoteliersfamilie schweren Herzens aufgeben.
Tja, werden einige vielleicht sagen. So ist das nun mal. Vielen anderen Gastronomiebetrieben ergeht es ganz ähnlich. Warum schreib sie jetzt ausgerechnet über dieses Hotel? Es sieht ja nicht einmal besonders spektakulär aus und liegt auch nicht inmitten traumhafter Natur oder so etwas.
Das stimmt alles, aber für mich war und ist dieses Hotel etwas sehr Besonderes.
Seit über 10 Jahren war ich Jahr für Jahr zur Frankfurter Buchmesse eine ganze Woche zu Gast dort. Zwar liegt es nicht direkt in Frankfurt, aber innerhalb einer Viertelstunde oder von zwanzig Minuten war ich mit dem PKW immer am Parkhaus Rebstock. Insofern war die Lage des Hotels geradezu perfekt. Gleich ein paar Schritte die Straße runter gibt es einen riesigen Globus, sodass ich mich auch immer mit frischem Obst und Gemüse versorgen konnte und mit was auch immer ich sonst noch brauchte.
Auch auf manchen Lesereisen habe ich dort Halt gemacht und übernachtet.
Jedes Jahr habe ich mich auf die gute Küche und den herrlichen frischen Apfelmost gefreut. Herrje, werde ich den Most vermissen!
Zur Erinnerung habe ich hier ein paar Fotos zusammengestellt, die das Hotel von außen und mein Stammzimmer von innen zeigen, sowie ein kleines Video, das ich 2015 vor der Renovierung aufgenommen habe.
Mir ist dieses Hotel und natürlich auch die Familie Fichtel, die es so liebevoll geführt hat, sehr ans Herz gewachsen. Und deshalb auch dieser Blogbeitrag, in dem ich mich jetzt noch einmal ganz persönlich an jene lieben Menschen richte:
Liebe Familie Fichtel,
ich habe mich in all den Jahren immer so wunderbar wohl bei Ihnen gefühlt. Dass Sie das Hotel aufgeben müssen, tut mir aus tiefstem Herzen Leid. Ich werde Sie vermissen!
Für die Zukunft wünsche ich Ihnen nur das Allerbeste, Glück, Gesundheit … und vielleicht trifft man sich irgendwo rein zufällig wieder. Denn wie Sie schon sagten, liebe Frau Fichtel: Man trifft ich im Leben immer zweimal. Vielleicht auch mehr als zehnmal. :-)
Ihre Petra Schier
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Petra Schier, Jahrgang 1978, lebt mit Mann und Hund in einer kleinen Gemeinde in der Eifel. Sie studierte Geschichte und Literatur und arbeitet seit 2003 als freie Autorin. Ihre historischen Romane erscheinen im Rowohlt Taschenbuch Verlag, ihre Weihnachtsromane bei Rütten & Loening sowie MIRA Taschenbuch.
Unter dem Pseudonym Mila Roth veröffentlicht die Autorin verlagsunabhängig verschiedene erfolgreiche Buchserien.
Petra Schier ist Mitglied in folgenden Autorenvereinigungen: DELIA, Syndikat, Autorenforum Montségur
Liebe Petra,
Dein Blog über den “Wiesengrund” tröstet mich ein wenig. Ich habe von 1991 bis 1997 in Wiesbaden-Nordenstadt gewohnt und bin regelmäßig Gast im “Wiesengrund” gewesen. Der Kauf der “Immobilie fürs Leben” hat mich dann Richtung Idstein verschlagen und somit war ich seitdem nur noch zwei oder drei Mal im “Wiesengrund” und habe das gute Essen dort genossen. Der “Holzfällertoast” war mein Lieblingsgericht auf der Speisekarte. Gestern war ich mit meiner Frau beruflich in Rheinhessen unterwegs und auf dem Rückweg nach Hause kam uns spontan die Idee, doch mal wieder im “Wiesengrund” einzukehren. Wie soll ich sagen, es war eine “Überraschung” für uns, als wir in das Restaurant hineinkamen und feststellten, dass dort “plötzlich” ein vietnamesisches Restaurant eröffnet hat. Alles sieht noch so aus wie früher, die Einrichtung, nur der Tresen ist plötzlich aus Glas und darunter und darauf sind asiatische Gerichte zu sehen und ein freundliches asiatisches Team hieß uns Wilkommen. Wir wünschen dem neuen Team viel Glück, gar keine Frage. Aber für mich war es ein Schock, zu sehen, wie schnell es gehen kann, dass so ein tolles Restaurant, das so viele Jahre da war, auf einmal nicht mehr existiert. Ich bin in der Veranstaltungsbranche tätig und weiß, was die Pandemie mit vielen Locations gemacht hat. Aber festzustellen, dass der alte “Wiesengrund” nicht mehr existiert, tut weh. Das möchte ich hier einmal loswerden und darum freue ich mich, Deinen Blog gefunden zu haben. Ich möchte mich bei Familie Fichtel bedanken für etliche schöne Abende, an denen ich anfangs allein, später mit meiner Frau immer wieder mal die schöne Atmosphäre dieses Restaurants genießen konnte, das dieses Flair der 80er Jahre mit gutbürgerlichem Essen zu fairen Preisen, toller Qualität und freundlicher Bedienung gelebt hat, wie man es heute immer seltener findet. Meinen Respekt für die Entscheidung, diesen Betrieb zu schließen und alles Gute für die Familie. Hätte es die Pandemie nicht gegeben, hätte dieser Betrieb sicherlich noch viele nächste Generationen weitergelebt. Alles Gute von Bernd.