Vor einigen Wochen hat mir meine Mutter von einem Erlebnis erzählt, das mich seither nicht mehr loslässt. Immer wieder denke ich darüber nach, doch zu einem wirklichen Ergebnis komme ich dabei nicht.

Warum ist das so?

Vermutlich, weil es keine Antwort auf die Frage gibt, die sich mir seither immer wieder stellt. Zumindest keine abschließende. Alle Erklärungsversuche enden immer wieder am selben Punkt, nämlich bei der Frage: Was und woran glaube ich?

Doch zunächst möchte ich euch die Erzählung meiner Mutter wiedergeben:

Wir telefonierten mal wieder, wie fast jeden Tag. Es war früher Abend und wie immer fragte ich meine Mutter, was es denn Neues gäbe, worauf sie meinte: “Eigentlich gar nicht viel. Oder doch, heute habe ich mich ganz fürchterlich erschreckt.” Auf meine Frage wovor, berichtete sie Folgendes:

Sie habe den Tag mit Einkäufen und Gartenarbeit verbracht, was beides absolut nichts Ungewöhnliches ist. Da meine Mutter aber bereits in Kürze 82 Jahre alt wird, strengen insbesondere körperliche Tätigkeiten sie natürlich oft sehr an. Deshalb hat sie sich an jenem Nachmittag nach getaner Arbeit ein wenig in ihren Lieblingssessel gesetzt und ist eingeschlafen. Sie habe etwa eine Stunde geschlafen und sei dann, so vermutet sie zumindest, weil sie es nicht mehr genau nachvollziehen kann, wieder erwacht. Just in diesem Moment des Erwachens habe sie ihre Mutter (die schon seit vielen Jahren verstorben ist) ganz deutlich vor sich stehen sehen. Meine Oma sei dabei in etwa so alt gewesen wie meine Mutter, als ich zur Welt kam, also etwa Ende dreißig, und sie habe ein Kleid getragen, an das meine Mutter sich noch sehr genau erinnern konnte, weil sie es nämlich nie gemocht hat.

Meine Mutter an unserem Polterabend 2007.

Meine Oma stand also ganz deutlich sichtbar und geradezu greifbar vor meiner Mutter, die sich deshalb eben ganz heftig erschreckt hat und regelrecht aus dem Sessel hochgefahren ist. In dem Moment war das Traumbild – oder war es eine Manifestation? – verschwunden. Die Erinnerung daran hat meine Mutter natürlich den Rest des Tages sehr intensiv begleitet und beschäftigt. Sie sagte sogar, dass sie mich eigentlich sofort hatte anrufen wollen. Sie hat aber davon abgesehen, weil sie befürchtete, mich mitten in der Arbeit zu stören. Ich habe ihr allerdings versichert, dass sie mich immer (!) anrufen kann, egal wann. Schon gar, wenn etwas so für sie Gravierendes passiert.

Meine Oma irgendwann in den 50er oder 60er Jahren. Das genaue Datum ist mir leider nicht gekannt, aber so in etwa hat sie auch mit Ende dreißig ausgesehen.

Denn gravierend, eindrucksvoll, sogar erschreckend war dieses Erlebnis ganz unbedingt, nicht nur für sie. Obwohl ich selbst ja nur davon gehört habe und es jetzt hier noch einmal schriftlich widergebe, verursacht es mir eine Gänsehaut. Gleichzeitig stellt sich mir die Frage: War das nun einfach ein sehr intensives Traumbild oder doch eine Manifestation? Ein Besuch meiner Großmutter aus dem Jenseits?

Das Erste, was mir am Telefon im Gespräch mit meiner Mutter dazu durch den Kopf schoss und was ich ihr als “Erklärungsversuch” dazu mitgeteilt habe, war das hier: Eltern sehen ihren Kindern doch, soweit ich weiß, sehr gerne beim Schlafen zu. Wie alt das Kind ist, dürfte ja dabei vollkommen egal sein. Vielleicht ist Oma gerade hier (als Geist) vorbeigeschwirrt, sah dich schlafen und konnte nicht widerstehen, kurz Halt zu machen und dir zuzusehen.

Diese Erklärung setzt voraus, dass man an das Jenseits glaubt oder daran, dass die Seele eines Menschen beim Sterben nicht einfach verschwindet bzw. sich in Nichts auflöst, sondern weiter bestehen bleibt, ob als Energie oder auch als “Geist”, der sich, aus welchem Grund auch immer, in der “wirklichen Welt” manifestieren kann. Meine erste Reaktion legt nahe, dass ich von dieser Vorstellung nicht ganz abgeneigt bin. Ich denke schon, dass es Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die sich nicht (oder noch nicht) mit unserer Wissenschaft erklären lassen. Geister oder wandelnde Seelen, auch Wiedergeburt, sind für mich deshalb nicht ausgeschlossen. Ob die Seelen aber über uns wachen oder vielleicht auch einfach in Form von Energie durch die unendlichen Weiten des Universums reisen und sich hier hin und wieder in ihrer ehemals bekannten Form manifestieren, sei dahin gestellt. Vielleicht ist auch beides der Fall, je nachdem, was “notwendig” erscheint. Vielleicht schlüpfen sie auch eines Tages in den Körper eines neuen Menschen und werden zu dessen (oder deren) Seele, möglicherweise erst dann, wenn niemand mehr da ist, die oder der sich an jenen vorherigen Menschen erinnert (oder erinnern soll). Wer weiß das schon? Genau, niemand.

Die rationale Erklärung all jener, die nicht an Geister, Seelenwanderung, Wiedergeburt und so weiter glauben, wäre natürlich diese: Meine Mutter hat einfach von ihrer Mutter geträumt, ohne sich hinterher aktiv an den Traum zu erinnern. Das Einzige, was von jenem Traum übrig blieb, war eben das Bildnis meiner Oma, das sie eben wegen seiner Intensivität so erschreckt hat, dass sie davon aufgewacht ist.

Ihr seht, beides ist möglich. Beide Erklärungen entbehren nicht einer gewissen Grundlage oder Wahrscheinlichkeit. Doch gerade die Tatsache, dass niemand je wird sagen können, welche der beiden Möglichkeiten nun der Wahrheit entspricht, lässt mich immer wieder darüber nachdenken.

Wie seht ihr das?

Habt ihr Ähnliches schon einmal erlebt? Oder etwas ganz anderes, das aber ebensolche Fragen in euch aufgeworfen hat? Ich Traum? Eine Manifestation? Eine Erscheinung? Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr in den Kommentaren davon erzählt und vielleicht auch, zu welchen Schlüssen ihr dabei gekommen seid. Dabei ist es – und das ist mir sehr wichtig! – vollkommen gleich, welche Erklärungen ihr für euch gefunden habt, woran ihr glaubt oder auch nicht glaubt. Jeder Mensch hat das Recht auf eine eigene Meinung und Sichtweise, deshalb darf sie hier auch offen ausgeprochen werden. Bitte aber immer mit viel Respekt mir und allen übrigen Kommentator:innen gegenüber.

Ich bin gespannt auf eure Erlebnisse, Erzählungen, Ansichten und Meinungen!

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