Rezepte

Clairet I (Würzwein)

Frankreich, 14. Jh.
Viandier de Taillevent, Küchenmeister Karls des V., 1375
aus: Black, Maggie: Küchengeheimnisse des Mittelalters

Zutaten:

1l Weißwein
500g Honig
10g Zimt
50g frische Ingwerwurzel
3 EL Rosenwasser
2 zerstoßene Gewürznelken
8 zerstoßene Kardamomschoten

Zubereitung:

Die Gewürze im Mörser sorfältig fein stampfen, den frischen Ingwer fein wiegen. Mehrere Stunden in Wein einweichen, dann den Honig zugeben und in einem großen Topf mehrfach aufkochen lassen, abschäumen.
Wein durch ein feines Tuch abseihen. Der Clairet kann warm oder kalt getrunken werden.

Tipp:

Für den heutigen Geschmack empfiehlt es sich, die Menge an Honig und Rosenwasser deutlich zu reduzieren!

Info:

Die mittelalterlichen Würzweine wurden nicht nur als Genussmittel, sondern auch als Medizin verwendet. So wirkt Ingwer verdauungsfördernd und ist gut gegen Blähungen, Nelken sind anregend (altes Aphrodisiakum) und magenstärkend. Zimt schafft wohlriechenden Atem und Kardamom ist anregend und ebenfalls blähungslindernd. Rosenwasser, ein alkoholischer Auszug aus Rosenblättern, ist in der Drogerie erhältlich.

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Clairet II

Zutaten:

1l trockener Weißwein (Typ Sauvignon)
150g gemahlener Zucker (Puderzucker oder lieblicher Honig)
Zimtpulver
Ingwerpulver
Galgant

Zubereitung:

Die Gewürze fein mahlen und vermischen.
Den Wein in eine Schüssel geben, den Puderzucker und die Gewürze zugeben, gut vermischen und ca. zwei Stunden ziehen lassen.
Mehrere Male durch doppellagige Gaze filtern, bis die Flüssigkeit absolut klar ist.
In eine Flasche abfüllen und kühl aufbewahren.
Der Wein sollte mindestens 14 Tage ruhen, bevor man ihn trinkt.

Hinweis:

Bei der Verwendung von Honig besteht erhöhte Gärgefahr.

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Hypocras

aus: Black, Maggie: Küchengeheimnisse des Mittelalters

Zutaten:

2l Rotwein
175g Zucker
1 EL gemahlener Zimt
¾ EL gemahlener Ingwer
je 1 TL gem. Nelken, Muskatnuß, Majoran (am besten frisch), gem. Kardamom und schwarzer Pfeffer; eine Prise geriebene Galgantwurzel

Zubereitung:

Den Wein bis knapp zum Siedepunkt erhitzen, Zucker auflösen, Kräuter und Gewürze mischen, die Hälfte davon in den Wein geben. Abschmecken und nach und nach Gewürz zugeben, bis der gewünschte Sättigungsgrad erreicht ist (wahrscheinlich werden Sie einen großen Teil der Mischung aufbrauchen). Den Wein auf kleinstem Feuer 10 Minuten simmern lassen. Durch ein sehr feines Seihtuch tropfen lassen (das kann Stunden dauern).
Kalt in Flaschen füllen, gut verschließen.
Innerhalb einer Woche verbrauchen.

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Kräuterwein

Zutaten:

1 l trockener Weißwein
½ TL Wacholderbeeren
½ TL Nelken
1-2 Zimtstangen
250 g Honig

Zubereitung:

Den Weißwein erwärmen (nicht kochen) und den Honig dazugeben. Solange rühren, bis sich der Honig vollständig aufgelöst hat.
Den Wein nun in eine Glasflasche füllen und die Wacholderbeeren, die Zimtstangen und die Nelken hinein geben.
Die Flasche verschließen und kräftig schütteln.
Das ganze bei Zimmertemperatur ca. 7 Tage reifen lassen.

Man kann den Kräuterwein sowohl kalt als auch warm trinken.

Wichtig:

1× am Tag kräftig schütteln

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Liebes-Elixier

England, 14. Jhd.
Lorna Sass: Nach des Königs Geschmack (To the King's Taste), 14. Jhd.

Zutaten:

4 EL Rosenblütenblätter getrocknet, zerrieben
400ml Mandelmilch
1 TL Zimt
1 TL Ingwer
2 TL Reismehl
100g Datteln, frisch, gehackt
3 EL Pinienkerne

Zubereitung:

Man weicht die getrockneten Rosenblütenblätter 10 Minuten in der Mandelmilch ein.
Zusammen mit Zimt und Ingwer wird die Mischung bei schwacher Hitze 5 Minuten gekocht.
Das Reismehl wird mit etwas kaltem Wasser angerührt und mit den Datteln und den Pinienkernen in die Milch gegeben.
Das Elixier wird in Schalen mit Rosenblüten garniert serviert.

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Da ich immer wieder gefragt werde:

Die mittelalterlichen Rezepte sind so originalgetreu wie nur möglich übernommen, jedoch teilweise auf unsere heutigen Koch- oder Backgewohnheiten angepasst. Deshalb kommen manchmal durchaus Konserven oder andere Lebensmittel vor, die es so im Mittelalter noch nicht gab. Selbstverständlich könnt ihr diese ersetzen (wo möglich, wird dies oft auch vorgeschlagen) oder selbst herstellen, um die Gerichte noch authentischer zu machen.

 

Was Gewürze, auch sehr teure, angeht:

Diese werden in der Regel in den Originalrezepten so erwähnt. Das liegt wohl daran, dass Rezepte nur von wohlhabenderen Menschen überhaupt schriftlich festgehalten wurden - oder in Klöstern, die auch meist über mehr Geld verfügten.
Weniger betuchte Menschen werden aber sicherlich ähnliche Gerichte gegessen haben und die teuren Gewürze mit viel Phantasie durch günstigere oder durch Kräuter ersetzt haben.