Bitte lesen:
Immer wieder werde ich gefragt, wie man als noch unbekannter Autor bzw. unbekannte Autorin bei der Verlags- oder Agentursuche vorgehen soll. Deshalb habe ich im Folgenden einige Informationen zusammengestellt, die sich aus meinen eigenen Erfahrungen sowie derer vieler anderer Autoren, mit denen ich gesprochen habe, zusammensetzen.
Grundsätzlich unterscheidet sich beides nicht wesentlich voneinander. In beiden Fällen sollte man sich vorab genau über die Programm- oder Vermittlungsschwerpunkte informieren (am besten und einfachsten im Internet). Dies ist sehr wichtig, denn immer wieder erhalten Verlage und Agenturen Manuskriptangebote, mit denen sie überhaupt nichts anfangen können.
Wenn man sich eine Reihe in Frage kommender Verlage oder Agenturen herausgesucht hat, fragt man dort am besten per Email kurz nach, ob Interesse am Manuskript besteht. Oftmals weisen Verlage und Agenturen auf ihren Webseiten auch darauf hin, wie die Kontaktaufnahme stattfinden soll.
Für diese erste Kontaktaufnahme ist es sinnvoll, den Inhalt des Manuskripts in wenigen Sätzen (am besten maximal drei) zusammenzufassen. Dies ist übrigens generell eine gute Übung, denn ein solches “Pitching” zeigt sehr schnell, ob man den Text im Griff hat und wo möglicherweise noch Schwächen sind.
Meist erhält man relativ schnell eine Reaktion des Verlags oder der Agentur. Wird der Text angefordert, erhält man meist auch schon den Namen des Ansprechpartners und Hinweise darauf, in welcher Form man Exposé und Leseprobe einreichen soll. Und daran sollte man sich unbedingt halten!
Im allgemeinen umfasst das Exposé ca. eine bis drei Seiten, bei sehr umfangreichen Werken, evtl. bis zu fünf Seiten. (Allerdings werden es “Wälzer” mit mehr als 500 Seiten extrem schwer haben.)
Das Anschreiben ist immer wieder ein Objekt der Ratlosigkeit. Meiner Erfahrung nach darf es so kurz wie möglich sein. Es sollte nur die wichtigsten Informationen zum Autor bzw. Werk beinhalten; keine ausschweifenden Erklärungen, keine Lobhudeleien, aber auch keinesfalls Sätze wie: “Ich weiß, dass der Text noch nicht ganz fertig/perfekt/rund etc. ist ...” Denn warum sollte sich eine notorisch überarbeitete Lektorin mit einem Text abgeben, mit dem nicht einmal der Autor selbst zufrieden ist?
Meist wird auch eine Kurzvita oder Autorenvita verlangt. Diese muss nicht so ausführlich wie ein Lebenslauf sein. Sie enthält meist nur die wichtigsten Eckpunkte aus dem Leben des Autors. Wenn man beliebige Romane aufschlägt, findet man solche Kurztexte meist auf den ersten Seiten oder auf den Innenseiten der Buchdeckel. Daran kann man ich gut orientieren. Für den Verlag oder die Agentur ist es außerdem wichtig zu erfahren, ob man bereits Veröffentlichungen vorzuweisen hat. Diese gibt man in einer einfachen Liste mit Titel, Erscheinungsort und -datum und evtl. ISBN an.
Zu solchen Veröffentlichungen zählen allerdings nur solche, die nicht im Selbstverlag oder über BoD entstanden sind und für die man auch sonst nichts bezahlt hat.
Für eine Agentur ist es zudem wichtig zu wissen, ob das Werk, das man ihr anbietet, bereits Verlagen vorgelegen hat. Diese sollte man ruhig nennen, denn diesen Verlagen kann der Agent das Manuskript nicht noch einmal anbieten.
Was geschieht nun, wenn der Verlag oder die Agentur “angebissen” haben?
Zunächst einmal wird man aufgefordert, das gesamte Manuskript einzureichen. Wenn auch dieses gefällt, wird man ein Vertragsangebot erhalten.
Hierzu noch ein paar sehr wichtige Hinweise:
Eine seriöse Literaturagentur verlangt ausschließlich ein Honorar auf Erfolgsbasis in Höhe von ca. 15-20% des Autorenhonorars. Das bedeutet, nur im Vermittlungsfall erhält die Agentur Geld. Deshalb ist der Agentur auch grundsätzlich daran gelegen, das Manuskript so vorteilhaft wie möglich zu vermitteln. Wenn vom Autor jedoch schon vorab Geld verlangt wird, ob als Aufwandsentschädigung, für ein Lektorat oder ähnliches, sollte man hellhörig werden und im Zweifelsfalle die Finger davon lassen.
Gleiches gilt für Verlage, die vom Autor Geld (oder die Abnahme einer bestimmten Anzahl Bücher) verlangen, damit das Buch gedruckt wird.
Auch wenn die Begründungen der Verlage (oder Agenturen) noch so einleuchtend verpackt werden: Ein Autor braucht einem seriösen Verlag für eine Veröffentlichung nichts zu bezahlen. Im Gegenteil: Er wird dafür bezahlt, und zwar in Form von Tantiemen, die, je nach Art des Buches, zwischen fünf und zehn Prozent vom Nettoladenpreis eines jeden verkauften Buches liegen. Für Lektorate/Korrektorate oder gar die Druckerei bezahlt man keinen Cent.
Einzige Ausnahme sind wissenschaftliche Texte wie Doktorarbeiten oder Bücher, die Universitätsprofessoren/Dozenten zu ihrem Fachgebiet veröffentlichen, weil dies für sie vorgeschrieben ist oder sie ihr Wissen an ihre Studenten weitergeben wollen bzw. ihre Vorlesungen auf der Grundlage dieser Texte abhalten. Diese Veröffentlichungen werden in aller Regel von den Verfassern zum Großteil oder ganz selbst finanziert (Selbstverlag), haben allerdings auch nur einen sehr begrenzten Verbreitungsbereich und die Kosten werden durch den (Pflicht-)Verkauf an die Studierenden nach und nach wieder hereingeholt.
Seriöse Print-on-Demand-Anbieter bzw. eBook-Dienstleister wie BoD, epubli, Tredition, neobooks usw. fallen nicht in das Raster der unseriösen Verlage.
Für alle anderen gilt: Augen und Ohren auf und Geldbörse zu bei der Agentur- und Verlagssuche!
Zu diesem Thema habe in im folgenden Links zusammengetragen, die lesenswert, weil sehr aufschlussreich, sind.
Listen von Verlagen, die Druckkostenzuschüsse für die
Veröffentlichung von Büchern verlangen:
montsegur.de/ipb-forum/index.php/topic/10192-bekannte-zuschussverlage-und-dienstleister/
neinzudruckkostenzuschussverlagen.blogspot.de/p/blog-page_53.html (Blog mit vielen weiteren Infos!)
Fairlag - Aktionsbündnis faire Verlage
Nähere Informationen zum Aktionsbündnis:
www.aktionsbuendnis-faire-verlage.com
20.10.2008:
Das HR-Magazin Defacto widmet den Vorwürfen gegen die Frankfurter Verlagsgruppe eine weitere TV-Sendung
19.10.2008:
Aktionsbündnis für faire Verlage (Ak Fairlag) auf der Frankfurter Buchmesse 2008
11.06.2008:
Das HR-Magazin Defacto widmet sich den Vorwürfen gegen die Frankfurter Verlagsgruppe
Die Verbraucherzentrale NRW warnt vor Zuschussverlagen
21.04.2008:
Artikel in der Westdeutschen Zeitung zu Druckkostenzuschüssen
Ein Beitrag der ZDF-Sendung WISO zum Thema “Teure Veröffentlichungen”
(Wiederholung vom 19.12.2006)
Hier einfach ZDF mediathek anklicken und die Einstellungen für den eigenen Browser vornehmen,
dann startet der TV-Beitrag.
Der Spiegel, Ausgabe 35/2000 berichtet über die Methoden dubioser Verlage und Literaturagenten
Links zum Thema dubiose Literaturagenturen:
17.12.2007: NDR berichtet über dubiosen Literaturagenten:
Eine kurze Zusammenfassung dieses Beitrags sowie eine Diskussion und eiterführende Informationen hierzu:
www.literaturcafe.de/rodja-smolny-lindbergh-well-ndr-bericht/#more-1039
Mehr zu diesem Thema:
www.literaturcafe.de/rodja-smolny-lindbergh-well-bauernfaengerei/#more-1027