Es gibt Fragen, die gerade “junge”, oder besser angehende, Autoren mir immer wieder stellen. Diese Fragen trage ich hier zusammen. Selbstverständlich werde ich die FAQs nach und nach weiter ergänzen.

Liebe Petra Schier,
wenn man ein Roman geschrieben hat, an wen wendet man sich und wie?

Liebe …,
wenn dein Roman fertig ist, überarbeitet, überarbeitet und noch einmal überarbeitet, er also so optimal wie nur irgend möglich ist, kannst du darüber nachdenken, ihn Verlagen anzubieten. Hierzu ist aber etliches an Vorarbeit notwendig. Zunächst solltest du ein Exposé (eine bis drei Seiten Zusammenfassung mit Erwähnung des Schluss) schreiben, denn damit bewirbt man sich bei Verlagen und Agenturen. Das Exposé muss schlüssig und spannend, quasi das Aushängeschild des Romans sein. Anhand dieser wenigen Seiten entscheidet sich, ob der betreffende Ansprechpartner überhaupt Lust bekommt, in dein Buch reinzuschauen. Dann solltest du sich über die Verlagsprogramme informieren. Da es sehr viele Verlage gibt, ist das eine Menge Arbeit, aber du musst dir im Klaren sein, dass nur eine gut überlegte Bewerbung eine Chance hat. Schieß dich auch nicht nur auf die wenigen großen Verlage ein. Oft sind mittlere und kleine Verlage eher bereit, einem neuen Autor eine Chance zu geben.

Dann, wenn du dir sicher bist, etliche Verlage gefunden zu haben, in die dein Manuskript passen könnte, maile das Lektorat dort an und frag, ob du dein Manuskript schicken darfst. Die Adressen finden sich auf den meisten Internetseiten, oft sogar ein konkreter Ansprechpartner. In der Regel schreibt dir der- oder diejenige dann schon, ob und was du einsenden sollst und ob per Post oder per Mail. Als Regel gilt: Kurzes (!) Anschreiben, Exposé und Leseprobe. Letztere immer (!) vom Anfang des Buches an und ca. 15-50 Seiten.
Und noch etwas: Im Exposé muss auch immer beschrieben werden, wie der Roman ausgeht. Auch wenn es dir vielleicht nicht gefällt, den Schluss deiner Geschichte zu verraten; für den Lektor ist dies ein ganz wichtiger Punkt .

Schreib immer gleich mehrere Verlage an (ohne dies zu erwähnen), denn es dauert lange genug, bis du Antwort erhältst. Meiner Erfahrung nach zwischen einem und fünf Monaten.

Dies ist der Standart-Weg, den du beschreiten kannst. Hierbei musst du dich allerdings auf eine Menge Standart-Absagen gefasst machen. Das ist normal. Die meisten Autoren können damit einen Ordner füllen oder die Wohnung tapezieren.

Der zweite Weg wäre, dich bei einer Literatur-Agentur zu bewerben. Die Vorarbeit ist hierbei die gleiche: Recherchieren, Anfragen, mit Exposé und Leseprobe bewerben. Der Vorteil eines Agenten ist, dass er ganz genau den Literaturmarkt kennt und weiß, an wen er sich wenden muss, um dein Buch unterzubringen. Seriöse Agenten erhalten dafür nach erfolgter Vermittlung zwischen 10 und 20% deines Autorenhonorars, nicht mehr und nichts Anderes! 15% sind der Regelsatz, das variiert jedoch je nach Agentur und ist oft Verhandlungssache. Die Agentur übernimmt auch die nicht immer einfache Verhandlung des Honorars mit dem Verlag und die Verwaltung desselben (also das Mahnwesen z.B., falls der Verlag zu lange braucht, bis er zahlt) sowie etliche andere Dinge. Manchmal planen und betreuen Agenten auch das nächste Buch gezielt mit ihren Autoren.
Ein Agent birgt sehr viele Vorteile, doch ist es mindestens ebenso schwierig, eine Agentur zu finden wie einen Verlag. Denn die Agenturen nehmen selbstverständlich nur jene Bücher, die ihnen Erfolg versprechen, und werden außerdem, wie die Verlage, mit einer Menge Manuskripten "zugeschmissen". Sie sieben vorab schon aus.
Wenn du dich an Agenten wendest und vorher schon Manuskripte an Verlage geschickt hast, musst du das den Agenten mitteilen, denn an jene Verlage können sie dann nicht mehr (oder nur schwerlich) herantreten.
Wenn die Agentursuche aus irgendwelchen Gründen nicht klappen sollte, kannst du es hinterher noch immer auf eigenen Faust bei den Verlagen versuchen. Eines solltest du aber in jedem Fall beachten: Weder ein Verlag noch ein Agent sollte von dir vorab für irgend etwas Geld verlangen! Damit sparst du eine Menge Geld und Ärger und gehst nicht das Risiko ein, deinen Ruf als Autorin zu schädigen. Das ist jedenfalls meine Meinung.
Agenturen arbeiten, wenn sie seriös sind, ausschließlich auf Erfolgsbasis. Das heißt, sie erhalten nur Geld (s.o.), wenn sie dein Buch vermitteln, ansonsten nicht. Manchmal werden für Lektorate u.ä. angeboten oder Aufwandsbeteiligungen gefordert. Davon solltest du meiner Meinung nach auch die Finger lassen.


Liebe Petra Schier,
ich bin Schreibanfänger und wüsste gerne, wie sinnvoll Fernstudienlehrgänge übers Literarische Schreiben sind?

Lieber …,
mit den Fernstudiengängen ist das so eine Sache. Wenn du kompletter
Anfänger bist, würde ich dir durchaus einen Fernlehrgang empfehlen.

Man erhält dort wirklich die grundlegenden Kenntnisse des Schreibhandwerks, regelmäßige Übungen und eine gute Betreuung.
Problematisch sind jedoch die recht hohen Kosten, doch die findet man leider bei allen Fernakademien. Wenn du mit diesem Punkt kein Problem hast, spricht eigentlich nichts dagegen, einen solchen Kurs zu machen.
Wenn du allerdings autodidaktische Talente hast, kannst du auch versuchen, dich selbst weiterzubilden, indem du dich mit der inzwischen recht umfangreichen, oft aus dem Englischen übersetzten, Literatur zum Thema Kreatives Schreiben befasst.
James N. Frey, Sol Stein, sogar Elizabeth George, die Krimi-Bestsellerautorin, (und viele mehr) haben hierzu sehr gute Bücher geschrieben. Einige Tipps zu Schreibliteratur findest du in meinen Buchtipps.
Auch gibt es im Internet eine große Anzahl von Foren und Schreibgruppen, aus denen du dir mindestens eine heraussuchen solltest, um dort mitzumachen. Die Bandbreite ist groß, von Hobbyschreibgruppen über Motivationsgruppen bis hin zu Autorenkreisen, in denen nur Profis zugelassen sind und solche, die es ernsthaft werden wollen.


Liebe Petra Schier,
entspricht eine “Normseite” einer “Buchseite”? Ich habe in WORD eine Normseite nach deinen Tipps eingerichtet, aber manchmal kann ich doch ca. 63 Anschläge schreiben. Ist da was falsch? Manchmal hört es schon sehr früh auf, weil das Wort zu lang ist, das gerade kommt. Ich trenne es dann, ist das o.k.?

Liebe …,
eine Normseite entspricht nicht unbedingt einer Buchseite. Doch anhand von Normseiten können Verlage die voraussichtliche ungefähre Anzahl der Buchseiten berechnen.
Normseiten haben maximal 1800 Zeichen (inkl. Leerzeichen). Durch unterschiedliche Zeilenumbrüche, z.B. durch Dialoge und Absätze, sind auf den meisten Normseiten jedoch nur ca. 1450 bis 1550 Zeichen. Zum Vergleich: Ein Taschenbuch hat meist in etwa 1600 Zeichen pro Seite.

Normseiten haben aber noch einen weiteren Vorteil: Im Lektorat werden (wenn nicht am PC korrigiert wird) alle Korrekturen und Änderungsvorschläge in den Text geschrieben. Dafür benötigt der Lektor/die Lektorin viel Platz neben dem Text und zwischen den Zeilen.
Bei einer Normseite wird deshalb der Zeilenabstand auf 1 1/2fach bis zweifach eingestellt und der rechte Rand auf 5 bis 6 cm.


Liebe Petra Schier,
man sollte ja beim Schreiben eines Romans einen roten Faden haben und seine Ideen  gliedern und ordnen. Das machte ich eigentlich und doch kommt mir während dem Schreiben oft noch eine bessere Idee etc. Die Richtung ist schon noch die Gleiche, aber dann gebe ich einer Person doch einen anderen Hintergrund. Ist das schlecht?

Lieber …,
nein, es ist nicht schlecht, sondern ganz natürlich. Ich kenne inzwischen eine Menge Autoren, darunter auch etliche sehr bekannte, aber auch „junge“ und weniger bekannte bis unbekannte, und mir ist noch nicht einer begegnet, dem es nicht auf die eine oder andere Weise genauso geht.

Es ist schon wichtig, vor dem Schreiben zu wissen, wo man hin will, sprich, die Ideen zu ordnen, ein Gerüst für die Geschichte zu entwerfen. Ich schreibe mir z.B. erst ein grobes Exposé, meist weniger als eine Seite mit dem groben Inhalt. Eine Art Klappentext, würde ich sagen, damit ich weiß, um was es überhaupt gehen soll. Dann fülle ich dieses Exposé, bis es etwa drei Seiten umfasst, und darin soll dann auch der Schluss schon feststehen. Wenn ich dann zu schreiben beginne, mache ich mir in der Regel auch Kapitelexposés, in denen ich mir notiere, welche Szenen unbedingt in einem Kapitel vorkommen müssen. Allerdings brauche ich dies nicht für alle Kapitel, meist nur für die eher schwierigen oder umfangreichen.

A B E R : Recht schnell, meist schon nach wenigen Seiten, beginnen meine Figuren ein Eigenleben zu führen. Normalerweise stört mich das wenig, denn sobald dies geschieht, weiß ich, dass sie lebendig sind, also auch interessant. Und meist wissen sie auch viel besser als ich, was sie tun sollten und was nicht. Es kommt, wenn man den Stoff, über den man schreiben will, ansonsten beherrscht, selten vor, dass Figuren etwas tun, was nicht passt. Dies geschieht nur, wenn man noch nicht sicher ist, was für eine Geschichte man schreiben will oder wie sie ausgehen soll.

Man muss den Anfang kennen und den Schluss, und in groben Zügen, was dazwischen passieren soll. Man sollte planen, bis man sich der Geschichte sicher ist. Doch man muss damit rechnen, dass immer wieder Dinge einfließen, von denen man vorher nichts geahnt hat. Und wenn Sie einer Figur auf Seite 120 einen bestimmten Hintergrund geben, weil die Geschichte sonst nicht mehr funktioniert, dann tun Sie es. Hören Sie auf Ihre Figuren! In den seltensten Fällen werden Sie von ihnen übervorteilt oder in die Irre geführt. Allerdings, das muss ich wiederholen: Nur, wenn Sie wissen, wo die Geschichte hinführen soll und Sie sich nicht verzetteln.

Mit der Zeit bekommt man ein Gespür dafür. Mir geht es an neun von zehn Tagen so, dass ich nicht weiß, was ich schreiben werde, bis ich meine Finger auf die Tastatur lege. Ich weiß, worum es gehen soll, welchen Inhalt ich irgendwie zu Papier bzw. in die Datei bringen will, aber wie ich dorthin gelange, erschließt sich mir erst während der Arbeit. Und dann kommt es schon mal vor, dass auch unplanmäßige Dinge passieren.

Sie sehen, die Arbeit eines Schriftstellers ist zwar planbar, aber eben nur bis zu einer bestimmten Grenze, die bei jedem Autor anders ist. Und gerade das macht die Arbeit an einem Text doch so spannend!


Hallo,
ich habe eine Frage zum (unverlangten) Einsenden eines Manuskriptes bei einem
Verlag. Und zwar wird überall geschrieben, dass für solche Manuskripte keine Haftung
übernommen wird. Was bedeutet das genau?
2. Welche Rechte habe ich als Verfasser meines Textes, wenn ich meinen Auszug dort
hin geschickt habe? Oder evtl. mein ganzes Manuskript? Ich meine, nur theoretisch
könnte der Verlag sich das Ganze doch krallen und unter anderem Namen
veröffentlichen. Ich habe doch keinen Beweis, dass es wirklich von mir ist ...?

Hallo …!
Dieser Passus mit der Haftung bedeutet im Grunde nur, dass du nicht sicher sein kannst, dass der Verlag dir den Text auch wieder zurückschickt. Es kann sein, dass er auch in den Reißwolf wandert. Du hast auch kein Anrecht darauf, dass der Verlag sich das Manuskript ansehen muss.

Das Urheberrecht in Deutschland besagt, dass jeder Text, den du verfasst, vom ersten Wort an dir gehört. Stehlen darf ihn dir niemand, das ist strafbar. Ein seriöser Verlag würde also ganz sicher nicht deinen Text nehmen und unter einem anderen Namen veröffentlichen. Da brauchst du keine Angst zu haben. mit Ideen ist es zwar etwas anders gelagert, die könnte der Verlag tatsächlich ggf. aufgreifen und anderweitig verarbeiten, aber selbst das halte ich für eher unwahrscheinlich. Wenn du ein handwerklich/stilistisch und inhaltlich gutes, spannendes und für den Verlag interessantes Manuskript einreichst, wird sich der Verlag wegen eines Vertrages bei dir melden.

Aufpassen musst du nur, wenn der Verlag plötzlich Geld von dir verlangt. In diesem Fall solltest du die Finger davon lassen, denn normale, seriöse Verlage bezahlen immer den Autor dafür, dass er ein Buch schreibt, nicht umgekehrt. Auch für Lektorate oder ähnliches sollte kein Geld verlangt werden, auch nicht für ominöse Außenlektorate, mit denen ein Verlag angeblich zusammenarbeitet.