Als Kind war ich furchtbar.
Furchtbar ängstlich, furchtbar introvertiert, furchtbar schüchtern.
Ich weiß, ich weiß, wer mich heute kennt, glaubt an dieser Stelle kein Wort. Es ist aber wahr. Für meine Eltern muss es besonders schrecklich und anstrengend gewesen sein, eine Tochter zu haben, die sich nicht einmal traut, einem Bekannten (Fremden schon gleich gar nicht) zur Begrüßung die Hand zu geben. Die sich immer hinter Mama (oder manchmal auch Papa) versteckt, die immer ewig braucht, um wenigstens einigermaßen “aufzutauen” und mal ein Wort zu sagen.
In der Schule war ich natürlich auch immer viel zu still. Die Noten im mündlichen Bereich waren wohl nur deshalb annehmbar, weil die Lehrer irgendwann kapierten, dass ich alles wusste (na ja fast alles), mich nur nie traute aufzuzeigen.
Ich habe mich immer im Hintergrund gehalten. Sprechen vor Menschen? Ein Unding. Zu viel Aufregung, Nervenkasper, kompletter Systemausfall.
Über weite Strecken meiner Grundschulzeit wurde ich auch immer wieder von den weniger sensiblen Kameraden gehänselt. Weil ich so schüchtern war, weil ich nicht immer überall mitmachen wollte, weil … Gründe gab es viele.
Freunde gab es aber auch. Wenige, dafür aber gute. Das waren Kinder, die mich irgendwie trotz allem mochten. Die möglicherweise in der Lage waren, hinter die Fassade zu schauen. Die “anders” aushalten konnten.
Vom Glück, eine Insel zu sein
(oder eine Tanne, die in der Dachrinne wächst)
Ich hielt mich selbst immer irgendwie für eine seltsame Insel inmitten eines Meeres von “normalen” Kindern (und später Jugendlichen). Ich war irgendwie anders, wie genau, das konnte ich manchmal gar nicht so recht definieren. Die Selbstwahrnehmung, das muss ich allerdings hinzufügen, weicht oftmals krass von der Fremdwahrnehmung ab. Jahre später auf Klassentreffen oder zu anderen Anlässen, wo sich die Kameraden aus der guten alten Zeit trafen, offenbarte sich mir die Einsicht, dass die anderen mich offenbar gar nicht für sooo anders gehalten hatten und dass sie mich immer als festen Bestandteil ihrer Gemeinschaft gesehen haben.
War ich vielleicht gar nicht die Außenseiterin gewesen, für die ich mich immer hielt? Die Antwort lautet vermutlich Jein.
Die oben aufgezählten Eigenschaften besaß ich, das steht ohne Zweifel fest. Offenbar wurden sie aber doch nicht ganz so intensiv wahrgenommen wie ich immer dachte. Es ist auch nicht so, dass ich eine schlimme Kindheit gehabt hätte. Sie dürfte nicht viel schlimmer gewesen sein als die durchschnittliche Kindheit, über die wir alle ein Leben lang versuchen, hinwegzukommen. Ich wurde zu Geburtstagen eingeladen, später dann zu Teenie-Partys, ich hatte Spaß wie alle anderen, auch wenn ich eben nicht bei allem und jedem mitmachte. Meine Umwelt hatte sich vermutlich mehr darauf eingestellt, als ich dachte.
Trotzdem war ich anders und bin es heute noch. Die Schüchternheit und das Lampenfieber von damals sind fort, die Introvertiertheit auf ein Minimum reduziert, das ich sogar hätschele und pflege, denn inzwischen genieße ich es, hin und wieder ganz für mich auf meiner kleinen (Seelen)Insel zu sitzen. Das war übrigens eine der Eigenschaften, die mich schon immer von meinen mich umgebenden Mitmenschen unterschieden hat:
Ich war gerne mit mir selbst allein. Nicht immer, es gab auch Zeiten, in denen ich lieber nicht einsam gewesen wäre. Aber meistens fand ich überhaupt nichts dabei, mit mir selbst allein zu sein. Ich las viel (und mit viel meine ich VIEL), träumte vor mich hin. Meine Phantasie war schon immer grenzenlos, sodass sie schon früh einen Kanal benötigte. Ich wählte das Schreiben.
Dass und was ich schrieb, wussten für sehr lange Zeit nur wenige Menschen. Meine Eltern, meine Oma, eine gute Freundin, eine nette Nachbarin. Das war’s. Dabei habe ich nie ein Geheimnis daraus gemacht. Ich hatte nur nie das Bedürfnis, das Schreiben mit jemandem zu teilen. Ich fühlte mich ja bereits im Vergleich zu allen anderen sonderbar, da musste ich nicht auch noch einen ungewöhnlichen Zeitvertreib der Palette an (vielleicht zum Teil auch nur eingebildeten) Seltsamheiten hinzufügen.
Das Internet war dann eine wirkliche Offenbarung für mich. Als ich anfing, es zu nutzen, das muss Ende der 90er Jahre gewesen sein, gab es zwar noch nicht so viele soziale Netzwerke und Anlaufstellen, aber trotzdem fand ich (wie, weiß ich heute gar nicht mehr) eine Gruppe von Autoren, zum Teil veröffentlicht, zum großen Teil aber noch nicht, die sich gegenseitig Kritik und Hilfestellung bei ihren Texten boten. Sie schrieben, sie wussten, wie es sich anfühlt, wenn eine Geschichte entsteht, die Figuren lebendig werden und das Ruder übernehmen. Plötzlich war ich nicht mehr so allein auf meiner Insel, denn da draußen im Ozean gab es noch eine Menge anderer Inseln. Nun kannte ich Menschen, die trotz ihrer unterschiedlichen Lebensläufe alle etwas gemeinsam hatten: Sie waren anders.
Oder nicht?
Sie waren wie ich, das reichte mir. Ich taute auf, traute mich schon bald, erste Texte online zu veröffentlichen. Ich bastelte mir eine Homepage, über die später ein Verlag und ein Literaturagent auf mich aufmerksam wurden. Ich hatte ein zweites Zuhause gefunden, eine zweite Insel. Oder war der Ozean einfach kleiner geworden und nur noch so groß wie ein See?
Vom Glück, zu etwas berufen zu sein.
Seit ich veröffentliche, weiß ich, dass ich meine Berufung gefunden habe. Das Schreiben ist nämlich nicht mehr und nicht weniger als das. Es ist zu mir gekommen. Ich habe es nicht bewusst gewählt. Es wollte mich. Es hat mich bekommen.
Und immer noch bin ich anders. Inzwischen nicht mehr schüchtern, deshalb haben sich sicherlich viele eingangs dieses Artikels gefragt, ob ich sie versch**** will. :-) Ich genieße es, mit Menschen zu kommunizieren, im Internet, aber auch live und in Farbe, persönlich, in der realen Welt.
Ich habe inzwischen viele, viele Menschen kennengelernt, die “anders” sind. So viele, dass ich mich manchmal grinsend frage, ob nicht wir normal sind und der Rest der Menschheit anders.
Was mich jetzt von vielen, wenn auch nicht allen diesen “Anderen” unterscheidet, sind jedoch für mich keine beängstigenden Eigenschaften mehr, sondern einfach das: Eigenschaften. Ich schreibe deutlich mehr als die durchschnittliche Autorin. Ich veröffentliche auch mehr. Ich organisiere mich relativ strukturiert, zumindest versuche ich das. Wenn allerdings jemals jemand die Wäscheberge sehen würde, die sich bei mir regelmäßig stapeln, oder meinen Mann zu dem Korb mit Socken befragen würde, in dem er oft wochenlang wühlen muss, um zwei zueinander passende Exemplare zu finden, anstatt sie einfach ordentlich aus der Schublade ziehen zu dürfen, würde er oder sie sich vielleicht fragen, wie weit es mit meiner Strukturiertheit wirklich her ist.
Egal.
Anders = Ich = Gut.
Ich bin gerne anders. Heute mehr als früher, denn inzwischen habe ich gelernt, dass anders nicht gleich schlecht ist, sondern im Gegenteil, oftmals besser. Schöner. Interessanter. Spannender.
Als Kind will man meistens sein wie alle anderen. Wenn man es nicht ist, leidet man mehr oder weniger.
Heute möchte ich gar nicht mehr wie alle anderen sein. Ich möchte nur noch ich sein.
Ich lebe mit meine Romanfiguren. Sie sind in mir, in meinem Kopf, in meinem Herzen. Sie sind mir zuweilen näher als viele reale Menschen.
Ich rede mit meinen Pflanzen, ich rede mit meinem Hund und ja, ich rede auch manchmal (okay, ziemlich oft) mit mir selbst. Laut. Wer es mitkriegt, darf gerne den Kopf schütteln und/oder schmunzeln.
Ich schlafe gerne (und mehr, als manch einer vermuten mag),.
Ich liebe meine TV-Serien und Filme.
Ich bin eine nachlässige Hausfrau (siehe Socken- und Kleiderberge).
Ich esse gerne Süßes zusammen mit Salzigem. Milchbrötchen (gesüßte) mit Butter und gekochtem Schinken sind schon seit ewigen Zeiten mein Klassiker. Was ich auch gerne mag: Rinderzunge, mit und ohne Brot. (Mein Schatz behauptet, da könne man auch kleine Kinder fressen.) Wem sich jetzt die Fußnägel hochrollen: Ihr habt bestimmt auch irgendeine Vorliebe beim Essen, über die alle anderen den Kopf schütteln.
Apropos Essen und Trinken: Als Kind habe ich nur Fleisch, Kartoffeln und Nudeln gegessen. Kein Obst, kein Gemüse, keinen Salat. Der Kinderarzt meinte, solange ich Milch trinke, ist alles okay.
Inzwischen esse ich (fast) alles. Dafür trinke ich keinen Kaffee und keinen Tee. Auch da bin ich also anders als die meisten Menschen. Ich mag beides einfach nicht. Na und?
Je anders, desto besser.
Anders sein kann manchmal anstrengend sein, vor allem, wenn niemand um einen herum auch nur ansatzweise selbst anders ist (oder es zugibt zu sein). Da wird man leicht wieder zur einsamen Insel im Ozean der “Normalität”.
Trotzdem bleibe ich dabei: Anders zu sein, bedeutet für mich, glücklich zu sein. Deshalb habe ich diesen Artikel auch als Glückspilzmoment deklariert. Jeder Moment, in dem mir bewusst ist, dass anders gut und wichtig ist, birgt Glück in sich.
Ich bilde mir sogar ein, dass meine Bücher irgendwie anders sind als alle anderen. Dass ich die Welt aus einem anderen Blickwinkel betrachte als die meisten Menschen. Dass meine Figuren irgendwie ebenfalls den Hang haben, anders zu sein. Nicht zwangsläufig auf meine Art, sondern auf ihre eigene. Ob es sich wirklich so verhält, kann ich nicht beurteilen, sondern nur ihr Leserinnen und Leser dort draußen.
Vielleicht erzählt ihr mir ja mal bei Gelegenheit: Sind meine Bücher anders als andere? Oder bin ich anders als andere Autor*innen?
Und noch viel interessanter: Seid ihr vielleicht auch irgendwie anders oder empfindet es zumindest so? Und warum? Ich bin neugierig und gespannt, ob ihr euch traut, mir davon zu berichten. Aber auch wenn nicht: Bedenkt einfach: Jeder jeck is anders. Ihr auch.
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Liebt ihr sie auch, diese Glückspilzmomente im Leben? Möchtet ihr sie mit anderen Menschen teilen? Dann macht doch einfach mit bei der Aktion Glückspilzmomente! Es ist ganz einfach und Regeln gibt es nur ganz wenige. 😉
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- Über mich
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Petra Schier, Jahrgang 1978, lebt mit Mann und Hund in einer kleinen Gemeinde in der Eifel. Sie studierte Geschichte und Literatur und arbeitet seit 2003 als freie Autorin. Ihre historischen Romane erscheinen im Rowohlt Taschenbuch Verlag, ihre Weihnachtsromane bei Rütten & Loening sowie MIRA Taschenbuch.
Unter dem Pseudonym Mila Roth veröffentlicht die Autorin verlagsunabhängig verschiedene erfolgreiche Buchserien.
Petra Schier ist Mitglied in folgenden Autorenvereinigungen: DELIA, Syndikat, Autorenforum Montségur
Ich würde mich auch zu dieser Sorte Menschen zählen. Oft anders als andere.
Froh schon früh, wenigestens einige, getroffen zu haben, die auch stiller, nachdenklicher und mit sich und den eigen Interessen beschäftigt sind.
Ich finde es schön, dass Sie hier offen über sich schreiben. Ich glaube, dass man schnell beginnt zu denken, dass “Anders sein” schlecht sei. Wenn Menschen Geschichten lesen, in denen sie sich wiedererkennen, dann hilft es zu verstehen: Es gibt mehr davon. Und man beginnt sich “richtiger” zu fühlen.
Wenn man “anders” ist kann man manchmal besser seinen Weg gehen und sich nicht beirren lassen. Evt. merkt man das besonders den Hauptpersonen in ihren historischen Romanen an.
Ein sehr lesenswerter und offener Eintrag. Ich hoffe er gefällt noch mehr ihrer treuen Fans ;)
Viel Grüße
Claus
Lieber Claus,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Sie haben recht, anders zu sein kann helfen, den eigenen Weg zu finden und besser (wenn auch nicht zwangsläufig einfacher) zu gehen. Das versuche ich jeden Tag aufs Neue und wenn ich die Möglichkeit sehe, etwas von den Einsichten, die ich am Wegesrand aufgabele, an andere abzugeben, und sei es auch nur in einem ermutigenden Blogartikel, dann tue ich es gerne.
Herzlichst
Petra Schier
Liebe Petra, in Deinen Worten finde ich mich wieder. Ich war auch sehr schüchtern und meine Teilnahme am Unterricht habe ich nur durch meine schriftlichen Leistungen zu positiven gewendet. Meine Lieblingsfächer waren Musik und Sport. Später kamen noch die Sprachen Englisch und Französisch dazu. Aber meine Grundschule habe ich nur durch fiel Hilfe meiner damaligen Lehrerin gepackt. Frei sprechen konnte ich ab 9 Klasse für ein Referat.
Meine Unfähigkeit, frei zu sprechen (und dabei auch noch zu denken) hat mir im mündlichen Abitur (Mathe) zu unsäglichen zwei Punkten verholfen. Trotzdem war der Durchschnitt am Ende 2,3, weil ich halt schriftlich ein Überflieger war. :-)
Anders war ich auch schon immer … stiller Überflieger, dabei immer einen halben Kopf größer als der Rest. Lesen hab ich mir schon deutlich vor der Schule selber beigebracht und damit nie wieder aufgehört. Es ist wie atmen, ich denke gar nicht darüber nach. Auch geschrieben habe ich schon immer. Und bin eine eher mittelprächtige Hausfrau … huje … *scheelenBlickaufdengroßenSockenkorbwerf*
Als ich mich in der Musikschule vor Ort beworben habe, hat mein Chef bei einer Probestunde hospitiert. Offenbar (ich habs gar nicht bemerkt) hab ich meiner umfallenden Trinkflasche laut befohlen, stehenzubleiben. Er sagte selber, dass das der Punkt war, an dem er sicher wusste, dass ich die Richtige bin für die Arbeit mit den Kindern ;)
Ach, und dass ich eigentlich wahnsinnig schüchtern und zurückhaltend bin, das glaubt mir heute auch keiner mehr … Wenn ich jetzt mit meinen Büchern auch noch so bekannt werde, dann ist alles gut :D
Oh, mit Flaschen, Blumentöpfen, Schlüsseln und so weiter schimpfe ich manchmal auch oder schlage den Befehlston an. :-D
Liebe Petra,
an manchen Stellen finde ich mich auch wieder. Nun bin ich ja ein bisschen älter als Du und in einer anderen Zeit aufgewachsen, da hatten Mädchen still und brav zu sein und was weiß ich noch alles. Ausbildung? Weiterführende Schule? Hm, da mussten die Eltern sich auch umstellen. Wenn ich heute erzähle, dass ich immer still und schüchtern war, lachen alle. Ich hatte eine Lehrerin, die erkannt hat, was ich weiß, mich aber nicht traute es zu sagen. Mir fällt ein Beispiel ein, sie stellte der Klasse eine Frage, ich flüsterte die Antwort meiner Freundin zu, die sich traute und unsere Lehrerin fragte dann nur, wem von Euch beiden soll ich denn jetzt die Note geben. Aber etwas hat sich durchaus geändert und einen Weg konnte ich in der Schulzeit schon erkennen, Klassensprecherin wurde ich, später bei meinen Kindern Sprecherin der Eltern, in der Schule Sprecherin der Eltern und zuletzt sogar Betriebsrätin. Also hatte ich dann irgendwann den Mut. Außerdem nehmen andere Kinder selten Rücksicht, zu Beginn meiner Ausbildung, mit 16 war ich auch sehr zurückhaltend, in der Berufsschule und in der Firma. Gegen Ende der Ausbildung meinte ein Klassenkamerad in der Berufsschule: Die …. ist ganz schön frech geworden im Laufe der Zeit.
Also irgendwo steckt es in einem und ich finde es toll, wenn man irgendwann seinen Weg findet und zu frieden ist. Ich finde es klasse, wie Du auftrittst, konnte mir ja bei der Wohnzimmerlesung ein Bild davon machen. Ich finde es toll, dass Du schreibst und uns soviel Lesevergnügen bereitest.
Und was heißt anders zu sein, es sind die anderen, die Erwartungen an einen haben, ob sie nun gerechtfertigt sind oder nicht.
Also, mach weiter so.
Liebe Grüße
Ulla
Liebe Ulla,
danke, dass du deine Erfahrungen hier geteilt hast. Als Kind hatte ich es manchmal schwer zu akzeptieren, “anders” zu sein als die meisten anderen Kinder. Oder zumindest hatte ich damals diesen Eindruck von mir selbst. Im Nachhinein betrachtet denke ich, dass meine Selbstwahrnehmung doch teilweise von der Wahrnehmung der anderen abgewichen ist. Heute finde ich es eigentlich ganz schön, “anders” zu sein, vielleicht hier und da auch ein bisschen freaky. Na und? Das Leben ist kurz und ich nutze es am liebsten so, wie es mir gefällt und wie es mich persönlich glücklich macht. Wenn ich dabei dann auch noch anderen Menschen eine Freude machen kann, zum Beispiel mit meinen Büchern, dann ist das doch wunderbar und eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Eine Win-Win-Situation erster Güte. :-)
Liebe Grüße
Petra
Liebe Petra,
ich stöbere gerade ein wenig auf deinem Blog herum und bin dabei auf diesen Artikel gestoßen, in dem ich mich an vielen Stellen selbst wiedergefunden habe. Ich war als Kind/Jugendliche auch sehr schüchtern und introvertiert. Ich habe es selbst in der Oberstufe noch gehasst, mich im Unterricht melden und dann vor über 20 Mitschülern sprechen zu müssen. Vor lauter Nervosität habe ich mich jedes Mal verhaspelt und einen roten Kopf bekommen. Mit rot meine ich RICHTIG rot. Das Rot, bei dem das ganze Gesicht heiß wird und gefühlt auf doppelte Größe anschwillt. Eine Situation, die man gerne vermeiden möchte… Dementsprechend bewegten sich meine mündlichen Noten meist zwischen 4 und 5 – Gott sei Dank konnte ich immer alles durch das Schriftliche wieder ausgleichen (okay, in Mathe nicht, aber in den anderen Fächern ;) Generell mochte ich es nicht, in irgendeiner Form im Mittelpunkt zu stehen. Egal, ob es dabei um etwas Negatives oder etwas Schönes ging. Vor Referaten kam mir gerne mal das Frühstück wieder hoch, weil mein Magen vor lauter Nervosität völlig durchdrehte. Hatte ich Geburtstag und die ganze Klasse sang ein Lied, wäre ich am liebsten im Boden versunken. Zu allem Überfluss waren meine beste Freundin und ich zur Schulzeit andauernd unglücklich verliebt in mindestens einen der ganz besonders coolen Jungs aus der Klasse. Das machte es nicht wirklich besser… :D Wurde ich vom Lehrer für den guten Aufsatz oder die tolle Gedichtinterpretation gelobt, war mir auch das unangenehm, denn als Streber wollte ich natürlich auch nicht dastehen – zack, Kopf wieder rot. RICHTIG rot. :D Im Nachhinein kann ich darüber lachen, aber zur Schulzeit war es wirklich nicht schön, immer den Druck im Nacken zu haben, sich für die mündlichen Noten aktiv am Unterricht beteiligen zu müssen. Manchmal träume ich sogar heute noch, dass ich in der Schule bin und mich kurz vor Halbjahresende noch so gut wie gar nicht gemeldet habe. :D
Auch hatte ich unterschwellig meistens das Gefühl, nicht richtig dazuzugehören. Ich hatte immer eine Handvoll guter Freundinnen und Freunde, aber trotzdem fühlte ich mich mehr oder weniger als Außenseiter. Ich bin bei unseren Klassentreffen auch wie du immer überrascht, dass das aus Sicht der anderen eigentlich gar nicht so war und ich als fester Teil der “Herde” angesehen wurde. Die ersten Freundschaftsanfragen bei Facebook bekam ich damals tatsächlich von ehemaligen Klassenkameraden, von denen ich hätte schwören können, dass sie gar nicht wissen, dass ich existiere ;)
Meine extreme Schüchternheit hat sich dann irgendwann gelegt, als ich kurz vor dem Abi meinen jetzigen Mann kennengelernt habe. In seinen großen Freundeskreis wurde ich direkt herzlich aufgenommen und auch durch meine Ausbildung habe ich in der Berufsschule eine Menge netter Leute kennengelernt. Die Karten wurden gefühlt neu gemischt und das tat mir außerordentlich gut :)
Die Aktion Glückspilzmomente finde ich übrigens richtig toll! Ich selbst habe einen ganz winzig kleinen Blog, auf dem ich mich damit beschäftige, was das alltägliche Leben schöner und glücklicher macht und wie man ein wenig aus dem Hamsterrad aussteigen kann, in dem man sich hin und wieder gefangen fühlt. Ich bin allerdings noch blutige Anfängerin und habe noch wenig Ahnung davon, wie man ein schönes Layout bastelt und wie man sich mit anderen vernetzt. Sobald ich darin etwas besser bin, möchte ich auch gerne einen “Glückspilzmoment” beisteuern. Das kann in Zeiten von Corona & Co. sicher nicht schaden! :)
Viele liebe Grüße,
Steffi
https://dailylifehappiness.com/2019/07/07/haltet-das-hamsterrad-an-ich-steige-aus/