… das war der aufgebrachte Schlusssatz eines sehr erbosten Mannes (so schätzungsweise um die 60 bis 70), der kürzlich mein Weihnachtsbuch Kleines Hundeherz sucht großes Glück gekauft und seiner Frau geschenkt hat. Er hat mich tatsächlich heute angerufen (!) und sich beschwert, dass mein Roman ja vollkommen unmöglich sei, weil er in der Mitte pornografische Szenen enthielte und dies nicht vorne auf dem Buch gekennzeichnet sei. Und man könne es ja auch weder an Cover noch am Klappentext erkennen, dass das Buch so etwas enthält.

So was tut man nicht!

Ich würde keinerlei Rücksicht auf die Befindlichkeiten meiner Leser nehmen und schon gar nicht auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, die das Buch lesen könnten, aber eigentlich nicht mit 15, 16, sondern frühestens mit 20 mit solchen Dingen in Berührung kommen sollten (wenn überhaupt). Er und seine Frau (und zig seiner Bekannten) würden ihren Kindern und Enkeln immer sagen, so was tut man nicht, darüber redet man nicht, und nun so was!

Sie sind kein Vorbild!

Darüber solle ich mir einmal ernsthaft Gedanken machen, ob das nicht der falsche Weg sei. Kindern und Jugendlichen müsse man schließlich andere Moralvorstellungen vorleben. (Lieber Gott, bloß nicht seine!) Ich sei jedenfalls kein Vorbild, in keinster Weise. Und ich solle mich schämen. Stattdessen säße ich aber wohl in meinem Arbeitszimmer irgendwo in der Eifel und kassiere fröhlich das Geld, das ich mit dieser Art zu schreiben verdiene (ja, tue ich, es darf auch gerne noch mehr werden), weil ich ALLE Leser erreichen wolle, auch die fehlgeleiteten und jene, die so einfach im Geiste gestrickt seien und solche Literatur mögen. Bestimmt wolle ich damit nur noch mehr Leser “angeln”, die so was Unmögliches gerne lesen und sich dann nach weiteren Büchern von mir auf die Suche machen, um herauszufinden, ob darin auch erotische Szenen vorkämen. (Ich hoffe, damit hat er recht!)

Sie dürfen nicht stolz  sein auf Ihre Literatur!

Ich dürfe auf keinen Fall stolz auf meine Literatur sein, denn das sei furchtbarster Schund und müsste verboten werden. Zumindest aber müsse man solche Bücher öffentlich und gut sichtbar als erotische Literatur kennzeichnen. Er habe sogar schon mit der Dame bei Hugendubel telefoniert, wo er das Buch wohl gekauft hat, und diese hätte nach kurzer Durchsicht des Romans (er hat ihr die entsprechenden Seitenzahlen genannt) zugestimmt, dass so etwas natürlich auf gar keinen Fall gehe. Vermutlich wird Hugendubel und damit auch Weltbild und sämtliche Buchhandlungen, die er inzwischen wahrscheinlich ebenfalls angerufen hat, meinen Roman nun wegen dieses einen Lesers komplett aus dem gesamten Sortiment im deutschsprachigen Raum nehmen.

Ich gehe mit der Sache an die Presse!

Er war aber noch längst nicht fertig mit seiner Tirade. Nein, denn er wolle sich nun auch an die Presse wenden, und zwar flächendeckend, um solche Missstände zukünftig zu verhindern und mein Buch vom Markt zu nehmen.

Das mit der Presse macht er hoffentlich wahr, denn eine bessere Werbung kann ich mir kaum vorstellen. Vielleicht komme ich sogar in die BILD! :-D Aber vermutlich wird sich niemand weit und breit für so einen Schmarrn interessieren. Außer vielleicht ein paar erzkatholische Käseblättchen und möglicherweise noch der Wachtturm – so heißt doch das Magazinchen der Zeugen Jehovas, oder?

“Er unterdrückte ein weiteres Stöhnen …”

Er hat mir übrigens auch noch eine Stelle zitiert, die er als besonders schlecht und anrüchig empfand:

“Er unterdrückte ein weiteres Stöhnen, als er ihre Finger nun an seinem Hosenbund spürte.”

Von da an würde es dann noch schlimmer … (Wird es auch, die beiden haben dann nämlich kurz darauf tatsächlich Sex miteinander. *Spoiler-Alert!*)

Sie hören noch von mir!

Ach ja, und er würde nun stichprobenweise prüfen, ob in meinem anderen Büchern solche erotischen bzw. pornografischen Stellen auch vorkommen (tun sie), um seine Argumentation zu untermauern. Das Fazit des Ganzen war: “Sie hören noch von mir!” Dann hat er einfach aufgelegt.

Ich muss mich noch immer von meinem Lachanfall erholen, der sich mit ungläubiger Verblüffung zu einem konfusen Brei vermischt hat. Und dann muss ich heute noch weitere 14 Seiten meines neuen Sommerliebesromans schreiben, in dem es (was sonst?) auch wieder ein paar heiße Szenen geben wird. Und einen süßen Hundewelpen auf dem Cover. Und im Klappentext steht nichts davon, dass sich die beiden Protagonisten ab etwa Seite 150 (vielleicht aber auch schon früher) gegenseitig die Kleider vom Leib reißen werden …

Apropos heiße Szenen, der gute Mann meinte auch, dass ich ja nur wenige solche Stellen im Buch habe (trotzdem zu viele), was zeige, dass ich wohl nicht über viel Phantasie in dieser Hinsicht verfüge. Jedenfalls nicht genug, um ein ganzes Buch damit zu füllen. Daran würde er erkennen, dass ich bloß dumme Leser damit abfischen wolle, die dann (siehe oben) meine anderen Bücher kaufen sollen. Irgend so etwas in der Art. Zwischendrin konnte ich seiner Argumentation nicht ganz folgen. Ich hoffe, liebe Leserinnen und Leser, ihr fühlt euch jetzt nicht beleidigt.

Was hätte er wohl gesagt, wenn ich dazwischengeworfen hätte, dass ich meine Phantasie immer an meinem Ehemann erprobe. Man braucht schließlich ein Versuchskaninchen. *räusper* Jetzt werde ich albern.

Hier noch mal das Cover zum “liebhassen”. ;-)

Cover Kleines Hundeherz sucht großes Glück
Den Verlag habe ich übrigens auch über diesen merkwürdigen Anruf informiert, nur zur Sicherheit. Wahrscheinlich führt das dort auch zu Heiterkeitsausbrüchen …

Edit: Meine Lektorin bat mich, diesen Artikel im Verlag ans Schwarze Brett heften zu dürfen, damit alle Kollegen etwas davon haben. Die Erlaubnis habe ich ihr selbstverständlich erteilt.

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